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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

„Das Buch von Strauß entfesselte in Deutschland <strong>ein</strong>en Sturm der Aus<strong>ein</strong>andersetzung.<br />

Strauß hatte alle rationalistischen [147] und supra-rationalistischen Bibelinterpretationen für<br />

falsch erklärt und die Berichte des Neuen Testaments, sofern sie die Person Jesu betrafen, als<br />

Mythen gedeutet. Damit war der christlichen Dynamik, aber auch der Spekulation <strong>ein</strong>iger<br />

Hegel-<strong>Schüler</strong>, der Kampf angesagt. Der lebhafte Streit, in zahlreichen kritischen Rezensionen<br />

offenbar, trug sich auch innerhalb der <strong>Hegels</strong>chen Schule aus.“ 1<br />

In s<strong>ein</strong>er Streitschrift zur Verteidigung s<strong>ein</strong>es Werkes erklärte Strauß, „s<strong>ein</strong>e Kritik des Lebens<br />

Jesu sei von ihren Anfängen an in <strong>ein</strong>em inneren Verhältnis zu <strong>Hegels</strong> Philosophie gestanden.<br />

Als größten Gewinn habe er <strong>Hegels</strong> Unterscheidung zwischen Vorstellung und Begriff<br />

in der Religion, welche bei verschiedener Form doch den selben Inhalt haben können, in<br />

die Theologie übernommen. Wer ihm darin widerspreche, ..., bestätige nur, ,daß die <strong>Hegels</strong>che<br />

Schule in theologischer Hinsicht vom <strong>Hegels</strong>chen auf den Schellingschen Standpunkt<br />

zurückgesunken‘ sei. Bei Hegel selbst glaubte Strauß <strong>ein</strong>e Unbestimmtheit in der Ansicht<br />

über die Person und Geschichte Jesu feststellen zu können“. 2<br />

Demzufolge schreibt er in dieser Streitschrift: „Auf die Frage, ob und in wie weit mit der<br />

Idee der Einheit göttlicher und menschlicher Natur die evangelische Geschichte gegeben sei,<br />

sind an und für sich drei Anworten möglich: daß nämlich mit jedem Begriffe entweder die<br />

ganze evangelische Geschichte; oder daß bloß <strong>ein</strong> Theil derselben; oder endlich daß sie weder<br />

ganz noch theilweise von der Idee aus als historisch zu erhärten sei. Wären diese drei Antworten<br />

und Richtungen wirklich jede von <strong>ein</strong>em Zweig der Hegel‘schen Schule repräsentiert,<br />

so könnte man nach der [148] herkömmlichen Vergleichung die erste Richtung, als die <strong>ein</strong>em<br />

alten System am nächsten stehende, die rechte, die dritte die linke Seite, die zweite aber das<br />

Centrum nennen.“ 3<br />

Im Sinne s<strong>ein</strong>er Darlegung plaziert er im Zentrum Karl Rosenkranz, „auf die rechte Seite<br />

verwies er den nachmaligen Magdeburger Oberkonsistorialpräsidenten Karl Friedrich<br />

Göschel, ferner Georg Andreas Gabler ... links plazierte Strauß <strong>ein</strong>zig sich selbst“. 4<br />

Auch Karl Löwith stimmt mit dieser Darstellung über<strong>ein</strong>, für ihn ist es „für die Einteilung<br />

der <strong>Hegels</strong>chen Schule in <strong>ein</strong>e Rechte von Althegelianern und <strong>ein</strong>e Linke von Junghegelianern<br />

bezeichnend, daß sie k<strong>ein</strong>en r<strong>ein</strong> philosophischen Differenzen entsprang, sondern politischen<br />

und religiösen. Der Form nach stammt sie von der politischen Einteilung des französischen<br />

Parlaments und dem Gehalt nach von verschiedenen Ansichten in der Frage der Christologie“.<br />

5<br />

Einigkeit mit Lübbe besteht weiters darin, daß diese Unterscheidung <strong>ein</strong>em Einfall von D. F.<br />

Strauß entsprang, welcher <strong>–</strong> mit Lübbes Worten ausgedrückt <strong>–</strong> „<strong>ein</strong>schlug“, und dann von<br />

Carl Ludwig Michelet weiter ausgeführt wird, „um sich seither zu erhalten“. 6<br />

Löwith, der behauptet, „von der Lebhaftigkeit der Kontroverse in der Frage des Gottesmenschentum,<br />

der Persönlichkeit Gottes und der Unsterblichkeit der Seele kann man sich heute<br />

nur noch schwer <strong>ein</strong>e Vorstellung machen, so selbstverständlich ist uns bereits das destruktive<br />

Ergebnis der von <strong>Hegels</strong> <strong>Schüler</strong>n geleisteten Religionskritik“ 7 , [149] unterscheidet nun<br />

die Rechten (Althegelianer) und Linken (Junghegelianer) dadurch, daß die Althegelianer<br />

„<strong>Hegels</strong> Philosophie buchstäblich konserviert und in historischen Einzelforschungen weitergeführt,<br />

aber sie nicht über die Zeit von <strong>Hegels</strong> persönlicher Wirkung hinaus auf <strong>ein</strong>e eigene<br />

1 Schröter, K. (Hrsg.): Hegel. S. 125.<br />

2 Ebd.<br />

3 Kast, B.: Eigner. S. 3. Anm. 1.<br />

4 Lübbe, H.: Politische Philosophie. S. 33.<br />

5 Löwith, K.: Von Hegel zu Nietzsche. S. 65.<br />

6 Ebd.<br />

7 Ebd.

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