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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

haltenen Platz in der Geistesgeschichte zu verschaffen. Dies sollte durch <strong>ein</strong>e umfassende<br />

Biographie zugleich mit <strong>ein</strong>er Würdigung der <strong>Stirner</strong>schen Ideen geschehen. Mehr als dreißig<br />

Jahre nach dem Tod des in äußerster Armut geendeten Mannes ging Mackay mit detektivischem<br />

Eifer daran, Zeitgenossen, die <strong>Stirner</strong> noch gekannt hatten, aufzuspüren. Sie befragte<br />

er nach s<strong>ein</strong>en Lebensumständen, besonders nach den völlig dunklen s<strong>ein</strong>er letzten Jahre. Er<br />

reiste an die Orte, an denen sich auch nur Spuren jenes un[138]steten Lebens vermuten ließen,<br />

vergrub sich in Archive, um möglicherweise noch vorhandene Dokumente zu entdecken,<br />

führte <strong>ein</strong>en umfangreichen, oft ergebnislosen Briefwechsel, um Auskünfte selbst über Nebensächliches<br />

<strong>ein</strong>zuholen. Selten wohl ist der vita <strong>ein</strong>er <strong>–</strong> wenn auch bemerkenswerten <strong>–</strong><br />

Randfigur der Kulturgeschichte mit ähnlicher Akribie nachgegangen worden wie in diesem<br />

Fall.“ 1<br />

Ab dem Jahre 1894 machte Mackay Berlin zu s<strong>ein</strong>em ständigen Wohnsitz. Die Unrast, die<br />

ihn bisher immer zu neuen Reisen antrieb, ließ nach. Er führte das Das<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>es Schriftstellers<br />

und Privatgelehrten, „umgeben von wertvollen Möbeln und <strong>ein</strong>er umfangreichen Bibliothek“.<br />

2<br />

In der Zeit nach 1900 war Mackay darauf angewiesen, s<strong>ein</strong>e Bücher im Selbstverlag herauszugeben.<br />

So mußte er beispielsweise 1911, als er <strong>ein</strong>e achtbändige Gesamtausgabe s<strong>ein</strong>er<br />

Werke plante, die Rechte früherer Bücher von deren Verlegern zurückkaufen.<br />

„Wie die meisten betont weltanschaulich fixierten Autoren, so hatte auch Mackay <strong>ein</strong>en<br />

Freundes- und Fördererkreis. Auf dessen Fürsprache ermöglichte ihm 1913 ... die beachtliche<br />

Zuwendung von 30.000 Mark den Druck s<strong>ein</strong>er Arbeiten. Dies war <strong>ein</strong> besonderer Glücksfall.<br />

Denn der mühsame Vertrieb selbstverlegter Bücher erschwerte ihre Verbreitung. Der Abnehmerkreis<br />

blieb darum im wesentlichen auf die alten Verehrer des Autors beschränkt.“ 3<br />

Mackay war von s<strong>ein</strong>em Wesen her „<strong>ein</strong> aristokratischer, elitärer Individualist mit universellem<br />

Freiheitsbedürfnis“ 4 , der sich nach s<strong>ein</strong>en gesellschaftspolitischen [139] Einsichten als<br />

Sozialist verstand. Der Lebensstil des Kaiserreichs „mit s<strong>ein</strong>er bramarbasierenden Oberflächlichkeit,<br />

dem Hurrapatriotismus und der Untertanengesinnung der meisten widerten ihn an.<br />

Nachdrücklich wandte er sich auch gegen das verflachte und chauvinistische National-<br />

Christentum s<strong>ein</strong>er Zeit. Für ihn (wie auch für <strong>Stirner</strong>) bedeutete nicht das religiös bestimmte<br />

Kollektiv, sonder das Ich die Grundlage allen ethischen Handelns“. 5<br />

Er tritt für <strong>ein</strong>e von „Prüderie ebenso wie von wirtschaftlicher Ausbeutung befreite Körperlichkeit<br />

<strong>ein</strong>, stellt gegen den Zwang der Ehe die Erfüllung in freigewählten Liebesbeziehungen“.<br />

6<br />

Durch s<strong>ein</strong>e Vorstellungen machte er sich nicht nur die Konservativen zum F<strong>ein</strong>d, sondern er<br />

zog sich auch den Haß der extremen Linken, wegen s<strong>ein</strong>er Ablehnung revolutionärer Gewalt,<br />

zu. Auch für „den gemäßigten Sozialismus der organisierten Arbeiterschaft war die Verbindung<br />

zu <strong>ein</strong>em Manne p<strong>ein</strong>lich, der sich <strong>–</strong> vielleicht nicht gerade glücklich in der Wortwahl <strong>–</strong><br />

selber immer wieder als Anarchist bezeichnete“. 7<br />

Mackay war klar, daß er in <strong>ein</strong>e Außenseiterrolle geraten war.<br />

Karl Schwedhelm m<strong>ein</strong>t, daß die Anarchie in Deutschland „nie mehr als <strong>ein</strong> spekulatives<br />

Gedankengebäude“ 8 war, und er begründet diese M<strong>ein</strong>ung damit: „S<strong>ein</strong>e geistigen Väter wie<br />

1 Schwedhelm, K.: J. H. Mackay. S. 15 f.<br />

2 Ebd. S. 16.<br />

3 Ebd. S. 19 f.<br />

4 Ebd. S. 20.<br />

5 Ebd.<br />

6 Ebd. S. 21.<br />

7 Ebd.<br />

8 Ebd.

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