Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?
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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />
<strong>Stirner</strong> das eigentliche Interesse auf sich zieht.<br />
Mit Mackay übernehme ich an dieser Stelle auch die Umbenennung. Das Pseudonym „<strong>Max</strong><br />
<strong>Stirner</strong>“ wird zum Eigennamen und wird in der Folge als <strong>ein</strong>ziger in Gebrauch s<strong>ein</strong>.<br />
Mit der „Umbenennung“ geht auch die Aus<strong>ein</strong>andersetzung mit dem Hegelianismus rechter<br />
und linker Prägung <strong>ein</strong>her.<br />
4. Einiges über J. H. Mackay<br />
An dieser Stelle ersch<strong>ein</strong>t es angemessen, dem <strong>Stirner</strong>-Biographen, dessen Arbeit die Fakten<br />
über <strong>Stirner</strong>s Leben entnommen sind, etwas Aufmerksamkeit angedeihen zu lassen.<br />
John Henry Mackay, „Sohn <strong>ein</strong>es Schotten und <strong>ein</strong>er Hamburger Kaufmannstochter“ 1 wurde<br />
1864 in Greenock bei Glasgow geboren, kam jedoch schon zwei Jahre später mit s<strong>ein</strong>er inzwischen<br />
verwitweten Mutter nach Deutschland.<br />
„Ein glücklich zu nennendes Schicksal hat John Henry Mackay durch rechtzeitigen Tod im<br />
Frühjahr 1933 davor bewahrt, als fast Siebzigjähriger noch in die Mühlen nationalsozialistischer<br />
Kulturpolitik zu geraten. Als Sozialist, Anarchist und Homoerotiker wäre er <strong>–</strong> obwohl<br />
damals schon nahezu vergessen <strong>–</strong> <strong>ein</strong> willkommenes Opfer bei der ,R<strong>ein</strong>igung des deutschen<br />
Schrifttums‘ geworden. So mußten sich die neuen [134] Machthaber damit begnügen, posthum<br />
s<strong>ein</strong>e Schriften zu sekretieren. Doch sie waren ohnehin nur in kl<strong>ein</strong>en Zirkeln verbreitet.“<br />
2<br />
John Henry Mackay‘s Name taucht <strong>–</strong> wenn überhaupt <strong>–</strong> „in Literaturgeschichten nur in Fußnoten<br />
auf oder wird allenfalls bei <strong>ein</strong>er Aufzählung von Autoren miterwähnt. Vielfach bezeichnet<br />
man ihn überdies als ,schottischen Dichter‘“. 3<br />
Ein verzeihlicher Fehler, denn Familien- und Vorname lassen nicht sofort auf <strong>ein</strong>en deutschsprachigen<br />
Schriftsteller schließen. Dennoch war s<strong>ein</strong>e Umgangssprache Deutsch; s<strong>ein</strong> Englisch<br />
behielt stets <strong>ein</strong>en deutschen Akzent.<br />
Mackay wuchs in begüterten Verhältnissen auf, dennoch „waren ihm Lebensstil und Denkweise<br />
vor allem der bürgerlichen Schicht im Kaiserreich tief zuwider". 4<br />
Das Verhältnis zu s<strong>ein</strong>em Stiefvater, <strong>ein</strong>em verwitweten preußischen Beamten, der in die<br />
Ehe mit Mackay‘s Mutter zwei Kinder aus s<strong>ein</strong>er früheren Ehe mitbrachte, war stets gespannt.<br />
„Frühzeitig schon weckten die drakonischen Erziehungsmethoden des überkorrekten Beamten<br />
in ihm Widerstand und Auflehnung. Auch die zu jener Zeit weitgehend auf Dressur und<br />
bedingungslosen Gehorsam <strong>ein</strong>gestellte Schule empfand er wie <strong>ein</strong> Gefängnis ... Von Anlage<br />
her scheu, sensibel, leicht verletzlich und anlehnungsbedürftig, schirmte er s<strong>ein</strong> verborgenes<br />
Liebesverlangen nach außen hin ab durch Schroffheit, betonte Männlichkeit und Härte. Solche<br />
Ambi[135]valenz zwischen Gefühl und Verhalten erzog ihn dazu, auch später gleichsam<br />
hinter <strong>ein</strong>er Maske zu leben. Der beständige innere Protest gegen die freudlos strenge Atmosphäre<br />
s<strong>ein</strong>es Elternhauses ließ ihn früh schon zu <strong>ein</strong>er rebellischen Haltung kommen. Vom<br />
anfangs Persönlichen, Familiären griff sie bald auch auf die allgem<strong>ein</strong>en gesellschaftlichen<br />
Verhältnisse über. In dieser <strong>ein</strong>gefahrenen Abwehrhaltung gegen die überbetonte Autorität<br />
der Vater-Figur liegen vermutlich die Wurzeln s<strong>ein</strong>es Anarchismus.“ 5<br />
Mackay definiert s<strong>ein</strong>e Art des Anarchismus „als absoluten Widerstand gegen jede Form der<br />
Befehlshierarchie, gegen jeden Zwang und die Unterwerfung unter <strong>ein</strong>en fremden Willen.<br />
Dabei besteht k<strong>ein</strong> Unterschied, ob Gewalt oder Zwang von <strong>ein</strong>em Einzelnen oder von Kol-<br />
1 Schwedhelm, Karl: J. H. Mackay <strong>–</strong> Eine Auswahl aus s<strong>ein</strong>em Werk. Wiesbaden. 1980. S. 7.<br />
2 Ebd.<br />
3 Ebd.<br />
4 Ebd. S. 8.<br />
5 Ebd.