Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?
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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />
Kenntnisse beredtes Zeugnis ablegte“. 1<br />
Zunächst werden ihm zwei schriftliche Arbeiten aufgetragen, deren Frist zur Ablieferung er<br />
nicht <strong>ein</strong>halten konnte.<br />
Grund dafür war die überraschende Ankunft s<strong>ein</strong>er „,geistes[127]kranken‘“ 2 Mutter in Berlin,<br />
„deren Pflege nimmt s<strong>ein</strong>e ganze Zeit in Anspruch“. 3<br />
So ist es Schmidt erst gegen Ende des Jahres, am 29. November 1834, möglich, s<strong>ein</strong>e Arbeiten<br />
<strong>ein</strong>zureichen.<br />
Die erste war <strong>ein</strong>e „,lat<strong>ein</strong>ische Uebersetzung über Thucydides VII, 78-87‘“ und die zweite<br />
„,über Schulgesetze‘“. S<strong>ein</strong>e mündliche Prüfung endlich fand am 24. April 1835 und dem<br />
darauffolgenden Tag statt. Ein Mitglied der Prüfungskommission war u. a. der „antihegelianische<br />
Aristotelesanhänger“ 4 Friedrich Adolf Trendenlenburg (1802-1872), der seit 1833 Professor<br />
an der Universität von Berlin war. Trendelenburg, der Schmidt in den Gegenständen<br />
Geschichte und Geographie examinierte, anerkannte „,die recht sichere Kenntniss der <strong>ein</strong>zelnen<br />
zur Sprache gebrachten Gegenstände, als auch die anschauliche Uebersicht allgem<strong>ein</strong>er<br />
Verhältnisse‘“ 5 , und fügte hinzu, „dass Schnidt auch in s<strong>ein</strong>er geschichtlichen Probelektion ...<br />
<strong>ein</strong>e ,gute Gabe des Vortrages‘ an den Tag gelegt habe“ 6 , und er kommt zu dem Urteil, „dass<br />
er zweifellos den historisch-geographischen Unterricht in den unteren und mittleren Klassen<br />
<strong>ein</strong>es Gymnasiums mit Erfolg ertheilen könne und fügt hinzu, das er ,überhaupt <strong>ein</strong> sehr<br />
brauchbarer Geschichtslehrer‘ werden könne, wenn er sich anhaltender und gründlicher mit<br />
dem Studium der Geschichte, namentlich in den Quellen, beschäftige“. 7<br />
[128] Im Prüfungsgegenstand Religion wird Schmidt „dessen Vertrautheit mit dem allgem<strong>ein</strong>en<br />
Inhalt der biblischen Schriften, die Leichtigkeit in der Übersetzung <strong>ein</strong>es vorgelegten<br />
neutestamentlichen Textes und die Beschäftigung mit der christlichen Glaubenslehre ... sowie<br />
mit der Kirchengeschichte“ 8 bezeugt.<br />
Mangelhaft erwiesen sich jedoch die Kenntnisse des Geprüften im Hebräischen <strong>–</strong> er „vermochte<br />
kaum den Text zu lesen“ 9 <strong>–</strong> und auch in der Mathematik vermochte er nicht zu glänzen<br />
<strong>–</strong> er vermochte „hier fast nur auf die verblassten Spuren in der Schule erworbener Kenntnisse“<br />
10 zu verweisen. Da der prüfende Mathematiker jedoch „zugleich Lehrer des Deutschen<br />
war, warf das ungünstige Resultat in dem <strong>ein</strong>en auch zugleich s<strong>ein</strong>e Schatten auf die Prüfung<br />
in dem anderen Fach“. 11<br />
Auch die Prüfung in der Philosophie <strong>–</strong> von Trendelenburg geleitet <strong>–</strong> fiel „nicht in dem günstigen<br />
Maasse aus, wie erwartet werden durfte“. 12<br />
Wohl hatte Schmidts schriftliche Arbeit „Über Schulgesetze“ bei Trendelenburg ihren Eindruck<br />
hinterlassen, denn er sagte darüber: „Der Verfasser versucht <strong>ein</strong>e Deduction aus dem<br />
Begriffe, worin der Einfluss der neuesten Philosophie [Hegel (?)] nicht zu verkennen ist. Er<br />
hat sich sichtlich an <strong>ein</strong>e stufenweise Entwicklung und strenge Ableitung der Gedanken gewöhnt,<br />
wenn auch die Begriffe durch die oft etwas gezwungene Ableitung <strong>ein</strong>seitig sollte gefasst<br />
s<strong>ein</strong>. Dem Ausdruck ist hier und da <strong>ein</strong>e grössere Ründung in der Form zu wünschen;<br />
1 Ebd.<br />
2 Ebd. S. 41.<br />
3 Ebd.<br />
4 Schischkoff, Georgi: Phil. Wörterbuch. S. 705.<br />
5 Mackay: <strong>Stirner</strong>. S. 44.<br />
6 Ebd.<br />
7 Ebd.<br />
8 Ebd.<br />
9 Ebd.<br />
10 Ebd.<br />
11 Ebd. S. 45.<br />
12 Ebd.