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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

stellt. Durch Seiten hätte nicht nur jeder Satz, sondern oft jedes Wort in <strong>ein</strong>em Satze mit <strong>ein</strong>er<br />

solchen ,Anmerkung‘ belegt werden müssen und der Umfang des Buches hätte sich fast verdoppelt.“<br />

1<br />

[116] Sieht man von diesem Mißstand ab und betrachtet das Werk s<strong>ein</strong>es <strong>–</strong> man ist b<strong>ein</strong>ahe<br />

versucht zu sagen <strong>–</strong> „Schützlings“, so könnte man b<strong>ein</strong>ahe Absicht dahinter vermuten.<br />

Auch <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> vermeidet großteils in s<strong>ein</strong>em ‚Einzigen und s<strong>ein</strong>em Eigentum‘ b<strong>ein</strong>ahe<br />

jegliche Art von Hinweis auf die Quellen s<strong>ein</strong>er Kritik, obwohl er manchmal doch nicht umhinkommt,<br />

sie zumindest namentlich anzuführen.<br />

Dessen ungeachtet soll John Henry Mackays Beschreibung der Lebensgeschichte und des<br />

Werkes von <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> als Quelle herangezogen werden.<br />

Die Beschäftigung mit <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> war für John Henry Mackay zur Lebensaufgabe geworden,<br />

die er mit Akribie betrieben hatte und aus diesem Grunde sollte man die Authentizität<br />

s<strong>ein</strong>er Forschungsergebnisse nicht in Zweifel ziehen.<br />

Mackay behauptete von sich selbst: „<strong>Stirner</strong> und s<strong>ein</strong> Werk waren bis 1888 völlig, aber auch<br />

völlig vergessen, und sie wären es vielleicht noch heute, wenn ich mich nicht mit der Kraft<br />

m<strong>ein</strong>es halben Lebens für ihn <strong>ein</strong>gesetzt hätte.“ 2<br />

So schildert er mit <strong>ein</strong>leitenden Worten den Gang s<strong>ein</strong>er Forschungen, und der damit verbundenen<br />

Schwierigkeiten, „dass <strong>ein</strong>zig und all<strong>ein</strong> das sorgfältige Verfolgen jeder sich ergebenden<br />

Spur nach allen Richtungen hin das Dickicht, in dem dieses Leben versteckt lag,<br />

überhaupt zugänglich zu machen im Stande sei“. 3<br />

In weiterer Folge gibt er s<strong>ein</strong>em psychischen Zustand bei der Erforschung des von ihm auserkorenen<br />

Gegenstandes, Ausdruck, in dem er formuliert: „Nicht nur <strong>ein</strong>e tiefe Entmuthigung,<br />

sondern auch <strong>ein</strong>e grosse Enttäuschung ergriff mich, als ich, immer weiter und weiter<br />

vordringend, mehr [117] und mehr mich überzeugen musste, wie <strong>ein</strong>fach und ereignislos dieses<br />

Leben sich abgespielt hatte. Ich hatte etwas Ausserordentliches in ihm erwartet und fand<br />

es nicht! ... Musste <strong>ein</strong> so grosses Leben nicht auch reich an äusseren grossen Erlebnissen<br />

gewesen s<strong>ein</strong>? <strong>–</strong> Noch verstand ich es nicht.<br />

Aber als ich mit jedem Jahr tiefer und tiefer in die Lehre des Werkes und damit in die Erkenntniss<br />

des Lebens der Menschen drang, da erfasste mich die Beschämung über die eigene<br />

Thorheit und ich erkannte, dass dieses Leben nicht anders hätte s<strong>ein</strong> können, als es gewesen<br />

war, und ich suchte nicht mehr nach neuen überraschenden Bethätigungen in ihm, sondern<br />

s<strong>ein</strong>e Lücke in stiller Arbeit zu füllen.<br />

Heute weiss ich, dass <strong>Stirner</strong>‘s Leben, weit entfernt im Gegensatz zu s<strong>ein</strong>er grossen That zu<br />

stehen, vielmehr der klare schlichte Ausdruck ihrer letzten Jahre war, mit der Nothwendigkeit<br />

sich aus ihr ergebend und ohne jeden äusseren, noch inneren Widerspruch ... <strong>ein</strong> Egoist, der<br />

wusste, dass er es war!“ 4<br />

Mackay bezeichnete drei Ursachen, die dazu beigetragen haben, daß sich <strong>Stirner</strong>s Persönlichkeit<br />

den Augen der Mit- und Nachwelt so völlig entzogen haben:<br />

„Die erste beruht in der grossen Zurückgezogenheit und Stille, in der er <strong>–</strong> mit Ausnahme weniger<br />

Jahre <strong>–</strong> die Zeit s<strong>ein</strong>es Lebens verbrachte.<br />

Die zweite ist in dem enormen Umschlag zu suchen, den das Jahr 1848 in dem öffentlichen<br />

Leben Deutschlands bezeichnet, und dessen Eintreten <strong>ein</strong>e nicht minder grosse Veränderung<br />

in dem Leben fast aller, damals die Spitze des Radikalismus bildenden Persönlichkeiten bedeutet.<br />

1 Ebd., S. 16 f.<br />

2 Ebd. S. 20.<br />

3 Ebd. S. 6.<br />

4 Ebd.

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