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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

ziehen <strong>–</strong> jeder an s<strong>ein</strong>em Ort. Auch Marx hat <strong>Stirner</strong>s Buch als <strong>ein</strong>e Geschichtskonstruktion<br />

nach dem Muster von Hegel begriffen und dafür in <strong>ein</strong>zelnen den Nachweis erbracht. <strong>Stirner</strong>s<br />

Hegelianismus wird aber dadurch verdeckt, daß er den <strong>Hegels</strong>chen Kategorien populäre und<br />

darum konkreter wirkende Namen gibt, womit er sich über die Geschichte des Geistes erhaben<br />

wähnt.“ 1<br />

Diese nur sch<strong>ein</strong>bar unzusammenhängende Auf<strong>ein</strong>anderfolge von Zitaten soll als Einleitung<br />

für die nun folgende konkrete Ausarbeitung der bereits im ersten Abschnitt kurz skizzierten<br />

Problemstellung dienen.<br />

Ausgehend von <strong>Stirner</strong>s Leben soll hier versucht werden, s<strong>ein</strong>e Philosophie näher darzustellen,<br />

die Zusammenhänge bezüglich der Spaltung der <strong>Hegels</strong>chen Schule <strong>–</strong> und somit [114]<br />

der revolutionäre Bruch im politisch-philosophischen Denken des 19. Jahrhunderts <strong>–</strong> aufgeklärt<br />

werden und in weiterer Folge <strong>ein</strong> Vergleich der beiden (der <strong>Hegels</strong>chen und <strong>Stirner</strong>schen)<br />

Philosophien angestellt werden.<br />

Es ist wohl nicht so abwegig, zu behaupten, daß Hegel als Katalysator für die philosophische<br />

Entwicklung nach s<strong>ein</strong>em Tode anzusehen ist.<br />

2.Gedanken des <strong>Stirner</strong>biographen J. H. Mackay über s<strong>ein</strong>e Arbeit<br />

<strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong>, der in Darstellungen immer wieder als Links- oder Junghegelianer bezeichnet<br />

wird, wird von John Henry Mackay <strong>–</strong> im Vorwort zur zweiten Auflage s<strong>ein</strong>er <strong>Stirner</strong>-<br />

Biographie <strong>–</strong> der „kühnste und konsequenteste Denker“ 2 der Deutschen genannt.<br />

Trotz der Ausführlichkeit, mit der Mackay <strong>–</strong> er macht k<strong>ein</strong>en Hehl aus s<strong>ein</strong>er Verehrung für<br />

<strong>Stirner</strong> <strong>–</strong> zu Werke ging, war die Aufnahme s<strong>ein</strong>es Buches beim Publikum „<strong>ein</strong>e letzte Enttäuschung“<br />

3 für ihn. Er hatte erwartet, „daß diesmal der Name <strong>Stirner</strong> zu tieferer und ehrlicherer<br />

Betrachtung zwingen müsse. Was indessen von der ,Kritik‘ gegeben wurde, war im<br />

Grossen und Ganzen nichts Anderes, als <strong>ein</strong>e Ausschlachtung des von mir Gefundenen, und<br />

nicht immer ist verstanden worden, wenigstens richtig abzuschreiben. Eine Arbeit, die ernster<br />

Widerlegung werth und würdig wäre, ist bisher nicht erschienen.<br />

[115] Dem Einwande, der gemacht wurde: den Wurzeln der Philosophie <strong>Stirner</strong>s nicht nachgegraben,<br />

nicht gezeigt zu haben, wer s<strong>ein</strong>e Vorläufer in der Geschichte der Philosophie waren,<br />

sowie s<strong>ein</strong>em Einfluss bis auf unsere Tage nicht nachgegangen zu s<strong>ein</strong>, entgegne ich,<br />

dass ich k<strong>ein</strong>e Geschichte der Philosophie des Egoismus, sondern <strong>ein</strong>e Geschichte des Lebens<br />

<strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong>‘s schreiben wollte. Ich bin k<strong>ein</strong> Philosoph und Arbeiten wie die geforderten liegen<br />

mir völlig fern. Daher hätte nur die Kritik für mich von Werth s<strong>ein</strong> können, die mir zeigte,<br />

welch anderen Weg ich hätte gehen müssen, um zu m<strong>ein</strong>em Ziele zu gelangen. Leider ist<br />

mir in dieser Beziehung von k<strong>ein</strong>er Seite der Kritik geholfen worden und ich weiss daher<br />

nicht, wie ich m<strong>ein</strong>e Arbeit anders hätte durchführen und gestalten sollen, als ich es gethan“. 4<br />

Es ist hier nicht der Ort, Mackays Arbeit zu kritisieren, denn wegen ihrer Einzigartigkeit und<br />

Ausführlichkeit wird sie für diese Arbeit noch des öfteren zu Zitationszwecken herangezogen,<br />

obwohl er selbst <strong>ein</strong>en gewissen Mangel feststellt und zwar bezüglich der Quellenangaben.<br />

Diesbezüglich schreibt Mackay: „Ich schwankte lange, ob ich den Ergebnissen m<strong>ein</strong>er Forschung<br />

sogenannte ,Quellenangaben‘ beifügen sollte. Ich habe es unterlassen. Denn erstens<br />

glaube ich nicht, dass die Gründlichkeit <strong>ein</strong>er Arbeit durch solche ad oculos demonstriert<br />

werden muss, und zweitens hätten diese unzähligen, den Text unterbrechenden und s<strong>ein</strong>e Seiten<br />

ungebührlich belastenden Anmerkungen die Lesbarkeit des Buches <strong>ein</strong>fach in Frage ge-<br />

1 Löwith, K.: Von Hegel zu Nietzsche. S. 134.<br />

2 Mackay: <strong>Stirner</strong>. S. XII.<br />

3 Ebd. S. XIII.<br />

4 Ebd. S. XII.

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