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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

Daraus ist auch die von Hegel selbst getroffene Einteilung ersichtlich.<br />

[96]<br />

2. 4. 5. <strong>Hegels</strong> Berliner Zeit<br />

Obwohl es Hegel in Heidelberg gefiel, auf Dauer wollte er sich dort jedoch nicht festhalten<br />

lassen. „Zwar fühlte er sich durch s<strong>ein</strong>e Rückkehr in den akademischen Raum und die wachsende<br />

Anerkennung s<strong>ein</strong>er Philosophie in s<strong>ein</strong>em Selbstgefühl gestärkt, aber er wartete auf<br />

<strong>ein</strong>e Gelegenheit, s<strong>ein</strong>e gereifte Wirksamkeit auch äußerlich von <strong>ein</strong>er breiten Basis aus entfalten<br />

zu können ...<br />

Der Gedanke, daß man sich in Berlin immer noch für ihn interessiere, war ihm sehr lieb. Der<br />

Berliner Sand, so äußerte er sich gelegentlich, sei für die Philosophie <strong>ein</strong>e empfänglichere<br />

Sphäre als Heidelbergs romantische Umgebung.“ 1<br />

Als ihn Ende des Jahres 1817 <strong>ein</strong>e Anfrage des Kultusministers von Altenst<strong>ein</strong> erreichte,<br />

schrieb er an s<strong>ein</strong>e Schwester: „Es sind freilich schöne Gegenden, die ich verlasse, aber es ist<br />

nicht die Gegend, der man andere, für s<strong>ein</strong>e Bestimmung wesentliche Umstände aufopfern<br />

kann. Berlin ist <strong>ein</strong> großer Mittelpunkt für sich, und die Philosophie war von jeher mehr im<br />

nördlichen Deutschland Bedürfnis und zu Hause als im südlichen.“ 2<br />

Hegel begann s<strong>ein</strong>e philosophische Lehrtätigkeit in Berlin im Herbst 1818, nachdem man ihn<br />

dorthin berufen hatte, mit <strong>ein</strong>er Vorlesung über die Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften,<br />

wozu er in s<strong>ein</strong>er Antrittsvorlesung bemerkte: „Ich verstehe darunter die Philosophie<br />

in ihrer Begründung und in ihrem ganzen systematischen Umfang <strong>–</strong> es wird sich innerhalb<br />

ihrer selbst näher zeigen, daß ihre Begründung nur in ihrem systematischen Umfange<br />

beruht. <strong>–</strong> Die gewöhnliche Vorstellung des Verstandes ist, daß die Be[97]gründung u. dgl.<br />

vorangehen müsse und außer und nach diesem Grunde die Wissenschaft selbst kommen müsse.<br />

Die Philosophie ist aber wie das Universum rund in sich, es ist k<strong>ein</strong> Erstes und k<strong>ein</strong> Letztes,<br />

sondern alles ist getragen und gehalten, <strong>–</strong> gegenseitig und in <strong>ein</strong>em. <strong>–</strong> Die Absicht dieser<br />

Vorlesung ist, Ihnen <strong>ein</strong> vernünftiges Bild des Universums (zu geben). Ich habe es eben deswegen<br />

vorgezogen, mit dem Ganzen anzufangen, weil die Teile nur aus dem Ganzen zu begreifen<br />

sind. Späterhin werde ich über die <strong>ein</strong>zelnen Teile besondere Vorlesungen (halten)<br />

...“ 3<br />

Hegel, der den Lehrstuhl Fichtes übernahm, erfuhr an der Universität von Berlin <strong>ein</strong>e freundliche<br />

Aufnahme. Mit s<strong>ein</strong>er Lehrtätigkeit an der Berliner Universität erreichte Hegel den Höhepunkt<br />

s<strong>ein</strong>er philosophischen Karriere.<br />

„Vom Wintersemester 1818/19 an las Hegel wöchentlich vor vierzig bis sechzig Hörern im<br />

Durchschnitt zehn Stunden, und zwar neben s<strong>ein</strong>em bisherigen Repertoire erstmalig auch<br />

über Religionsphilosophie und Philosophie der Weltgeschichte; ab dem Winter 1821 über<br />

,Naturrecht und Staatswissenschaften oder Philosophie des Rechts nach m<strong>ein</strong>em Lehrbuch:<br />

Grundlinien der Philosophie des Rechts‘ ... Mit beiden Vorlesungen waren Repetitonen verbunden.<br />

... Aus der wachsenden Zahl s<strong>ein</strong>er <strong>Schüler</strong> traten immer wieder andere hervor, die<br />

unter den Augen des Meisters die neue Lehre verbreiteten und ausbilden durften. <strong>Hegels</strong> Lehre<br />

wurde so als Schulphilosophie angesehen und aufgenommen.<br />

S<strong>ein</strong>e Vorlesungen gehört zu haben, galt als besondere Empfehlung, nicht nur für künftige<br />

Dozenten und Lehrstuhlinhaber, sondern auch für preußische Beamte, vor allem für Juristen.“<br />

4<br />

[98] Was den Begriff der Schul- bzw. Kathederphilosophie anlangt, welcher in späteren Jah-<br />

1 Schröter, K.: Hegel. S. 59.<br />

2 Ebd.<br />

3 Hegel: Werke. Bd. 10. S. 405.<br />

4 Schröter, K.: Hegel. S. 70.

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