Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?
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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />
In diese Zeit fällt auch die Verehelichung des nunmehr <strong>ein</strong>undvierzigjährigen Philosophen<br />
mit der um zwanzig Jahre jüngeren Marie von Tucher.<br />
[82] „Bis zum ausgehenden Mittelalter waren die Philosophen fast ausnahmslos Priester und<br />
Mönche, aber auch Descartes, Malebranche, Spinoza, Leibniz, Wolff, Locke, Hume und Kant<br />
blieben ehelos. Nur Fichte war verheiratet, Schelling folgte ihm durch die Vermählung mit<br />
Caroline Schlegel, und nun sollte sich auch Hegel den Ehemännern zugesellen.“ 1<br />
Was dieser Eheschließung vorausging, ist nicht belegt. Belegt ist allerdings <strong>ein</strong> Gedicht, in<br />
dem er s<strong>ein</strong>e Braut schwärmerisch feiert, welches ich hier wiedergeben möchte:<br />
Du m<strong>ein</strong>! solch Herz darf m<strong>ein</strong> ich nennen,<br />
In d<strong>ein</strong>em Blick<br />
Der Liebe Wiederblick erkennen,<br />
O Wonne, o höchstes Glück!<br />
Wie ich Dich lieb‘, ich darf‘s jetzt sagen;<br />
Was in gepreßter Brust<br />
So lang geheim entgegen Dir geschlagen<br />
Es wird‘, ich darf nun, laute Lust!<br />
Doch armes Wort, der Lieb‘ Entzücken,<br />
Wie‘s innen treibt und drängt<br />
Zum Herz hinüber, auszudrücken<br />
Ist D<strong>ein</strong>e Kraft beschränkt.<br />
Ich könnte, Nachtigall, Dich neiden<br />
Um D<strong>ein</strong>er Kehle Macht,<br />
Doch hat Natur die Sprache nur der Leiden<br />
Mißgünstig so beredt gemacht!<br />
[83]<br />
Doch wenn durch Rede sie dem Munde<br />
Der Liebe Seligkeit<br />
Nicht auszudrücken gab, zum Bunde<br />
Der Liebenden verleiht<br />
Sie ihm <strong>ein</strong> innigeres Zeichen;<br />
Der Kuß die tiefre Sprache ist,<br />
Darin die Seelen sich erreichen,<br />
M<strong>ein</strong> Herz in D<strong>ein</strong>s hinüberfließt.<br />
(Zitiert aus der Bildmonographie, herausgegeben von Klaus Schröter. Vgl. Briefe von und an<br />
Hegel. Herausgegeben von Johannes Hoffmeister.)<br />
Der Ehebund zwischen den beiden wurde am 16. September 1811 in Nürnberg geschlossen<br />
und sollte bis zu <strong>Hegels</strong> Tod im Jahre 1831 „in ungetrübtem Glück und gegenseitiger Liebe“ 2<br />
dauern.<br />
Im auf s<strong>ein</strong>e Hochzeit folgenden Winter lagen die ersten beiden Teile der ‚Wissenschaft der<br />
Logik‘ vor, was Hegel mit Erleichterung an Niethammer meldete.<br />
1 Schröter, K.: Hegel. S. 42.<br />
2 Ebd. S. 45.