18.09.2015 Views

Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

SHOW MORE
SHOW LESS
  • No tags were found...

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

etwas denkt, legt er s<strong>ein</strong>en Willen in dieses „Etwas“ und macht es so zu dem S<strong>ein</strong>igen, gibt<br />

ihm Wirklichkeit.<br />

Da der Mensch nicht all<strong>ein</strong> ist, sondern sich in gesellschaftlichem Verkehr befindet, „ist die<br />

Freiheit des Willens der Ausdruck der Bezüglichkeit des Willens des Einzelmenschen zu den<br />

Willen aller anderen Einzelmenschen“. 1<br />

„Abstraktion“ ist „das erste Moment im Willen“.<br />

„Indem ich von der Unmittelbarkeit der in der Phantasie oder Wahrnehmung ersch<strong>ein</strong>enden<br />

Dinge abstrahiere, trete ich zugleich ... aus der Unmittelbarkeit heraus. Der Wille ist zunächst<br />

die Vern<strong>ein</strong>ung der Bestimmtheit ... die Auflösung des Einzelnen als <strong>ein</strong>es konkret Ersch<strong>ein</strong>enden<br />

oder wunschhaft Vorgestellten.“ 2<br />

Dabei besteht jedoch die Gefahr, „wird dieses erste Moment verabsolutiert, so gelangen wir<br />

zum Fanatismus des Glaubens, der Politik und auch der Erkenntnis. Die Verwechslung der<br />

Freiheit des Verstandes mit der menschlichen Freiheit ist die Verwechslung der r<strong>ein</strong>en Unbestimmtheit,<br />

in der Ich sich zu sich selbst verhält, mit dem wirklichen Ich. Der Wille ist dabei<br />

r<strong>ein</strong>es Denken s<strong>ein</strong>er selbst, schrankenlose Abstraktion, F<strong>ein</strong>d jeder Gestaltung, F<strong>ein</strong>d des<br />

Bewußts<strong>ein</strong>s. Der Mensch versteht sich darin als ,freies‘, aber nicht dialektisches Wesen“. 3<br />

[538] Dieser „Fanatismus der Zertrümmerung“, wie Hegel es bezeichnet, beruht auf der Unmittelbarkeit<br />

der Freiheit, welche in allen „politischen Zuständen immer wieder hervorbrechen“<br />

kann, gibt sie sich nun „konservativ oder revolutionär“. 4<br />

Innerhalb des Willens findet die „Konkretion ... dadurch statt, daß der Wille ... etwas will.<br />

Etwas bestimmtes wollen ist die Negation der Negation der Bestimmung ... Die Bestimmung<br />

des Gegenstandes des Willens ist zugleich die Bestimmung von Ich. Dadurch erst tritt Ich<br />

ins Das<strong>ein</strong> ...“ 5<br />

Die Selbstbestimmung des Ich enthält die Momente der Unbestimmtheit, die Reflexion des<br />

Ich in sich, und des sich Setzens als Bestimmtes, Unterschiedenes.<br />

Diese Einheit der beiden Momente ist der Wille, welcher etwas will.<br />

Der menschliche Wille ist frei „nur innerhalb der Bezüglichkeit zu allen gesellschaftlichen<br />

Wesen und der im Ver<strong>ein</strong> mit ihnen erfahrenen und praktisch betätigten Aus<strong>ein</strong>andersetzung<br />

mit der Natur außerhalb von Ich“. 6<br />

Dazu bedarf es der Anerkennung des Anderen und durch den Anderen, um dennoch in diesem<br />

Anderen bei sich selbst zu bleiben.<br />

Dies ist „der konkrete Begriff der Freiheit“, welcher „Begriff des Geistes“ ist, „der alles, was<br />

Menschenantlitz trägt, in gegenseitigem Anerkennen der Andersartigkeit in der Pluralität der<br />

bestehenden und neu auftauchenden Gesellschaften zu verbinden mag“. 7<br />

[539] Liebrucks schreibt weiter: „Diese Freiheit ist menschlicher Weltumgang in allen Lagen<br />

... Hier geht es nicht um Prinzipien <strong>ein</strong>er möglichen Freiheit, sondern um die konkrete Freiheit<br />

des Menschen in s<strong>ein</strong>er Gesellschaft. Diese ersch<strong>ein</strong>t in der besonderen geschichtlichen<br />

Lage. Als wahrnehmendes Bewußts<strong>ein</strong> stehe ich immer <strong>ein</strong>er Wirklichkeit gegenüber, die<br />

fremd ist, die ich nicht bestimmt habe ... Da Denken Identität des Gedankens und der gedachten<br />

Sache ist ... ist die Freiheit ... die Übersetzung der inneren Form in die äußere. Der<br />

Schmerz über den Mangel liegt darin, daß der Zweck zunächst nur in Gedanken und nicht in<br />

der Wirklichkeit ist. So gehört die Realisierung des Zwecks zum Zweck selbst. So gehört<br />

1 Ebd., S. 25.<br />

2 Ebd., S. 28.<br />

3 Ebd., S. 29.<br />

4 Ebd.<br />

5 Ebd., S. 30.<br />

6 Ebd., S. 32.<br />

7 Ebd., S. 35.

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!