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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

lens die Macht des Willens.<br />

... Was für <strong>ein</strong>es Gegenstandes wir uns daher auch nur immer bewußt werden: wir werden<br />

stets zugleich unseres eigenen Wesens uns bewußt; wir können nichts anderes betätigen, ohne<br />

uns selbst zu betätigen.“ 1<br />

Deshalb ist das „Sich-selbst-Gegenstand-S<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>es Wesens ... Bewußts<strong>ein</strong>; daher nichts Besonderes,<br />

nichts von dem Wesen, das sich s<strong>ein</strong>er bewußt ist, Unterschiedenes“. 2 Mit anderen<br />

Worten: „Bewußts<strong>ein</strong> ist Selbstbetätigung, Selbstbejahung, Selbstliebe, Freude an der<br />

eigenen Vollkommenheit. Bewußts<strong>ein</strong> ist das charakteristische Kennzeichen <strong>ein</strong>es vollkommenen<br />

Wesens; Bewußts<strong>ein</strong> ist nur in <strong>ein</strong>em gesättigten, vollendeten Wesen.“ 3<br />

Darin besteht für Feuerbach auch die Tatsache, daß „jedes Wesen ... sich selbst genug [ist].<br />

K<strong>ein</strong> Wesen kann sich, d. h. s<strong>ein</strong>e Wesenheit vern<strong>ein</strong>en; k<strong>ein</strong> Wesen ist sich selbst <strong>ein</strong> beschränktes.<br />

Jedes Wesen ist vielmehr in sich und für sich unendlich, hat s<strong>ein</strong>en Gott, s<strong>ein</strong><br />

höchstes Wesen in sich selbst“. 4 [vgl. Barth]<br />

[525] So weit für Feuerbach „d<strong>ein</strong> Wesen reicht, so weit reicht d<strong>ein</strong> unbeschränktes<br />

Selbstgefühl, so weit bist du Gott“. 5<br />

Hans Barth formuliert Feuerbachs Bemühen dahingehend <strong>–</strong> unter Zuhilfenahme <strong>ein</strong>iger Zitate<br />

<strong>–</strong>, daß dieses dem Nachweis gewidmet ist, „die Eigenschaften der Gottheit <strong>–</strong> Voraussicht,<br />

planende Vorwegnahme der Zukunft, Allgüte und Liebe, Gerechtigkeit und Heiligkeit <strong>–</strong> verselbständigte<br />

Eigenschaften des Menschen sind. Der Kern der Theologie ist der Mensch,<br />

nicht Gott. Gott entsteht nur, weil ich denke oder glaube, daß <strong>ein</strong> übermenschliches Wesen<br />

sei. ,Glaube, denke ich überhaupt k<strong>ein</strong>en Gott, so habe ich k<strong>ein</strong>en Gott; er ist für mich<br />

nur durch mich, für die Vernunft nur durch die Vernunft, <strong>–</strong> das Apriori, das erste Wissen<br />

also nicht das Gedachte, sondern das denkende Wesen, nicht das Objekt, sondern<br />

das Subjekt.‘ Die Grundlage der Theologie ist der sinnliche, durch die Gem<strong>ein</strong>schaft des Ich<br />

und Du konstituierte und in dieser Beziehung sich erschöpfende und erfüllende, hier und jetzt<br />

wirkende und begehrende Mensch. ,Die Religion zieht die Kräfte, Eigenschaften, Wesensbestimmungen<br />

des Menschen ab und vergöttert sie als selbständige Wesen.‘ ,Jedes Wesen<br />

... hat s<strong>ein</strong>en Gott, s<strong>ein</strong> höchstes Wesen in sich selbst.‘ ,Gott ist das offenbare Innere,<br />

das ausgesprochene Selbst des Menschen.‘“ 6<br />

Für Feuerbach gilt, „was im Allgem<strong>ein</strong>en, selbst in Beziehung auf die sinnlichen Gegenstände,<br />

von dem Verhältnis des Menschen zum Gegenstande bisher behauptet wurde, ... insbesondere<br />

von dem Verhältnis desselben zum religiösen Gegenstand“. 7<br />

So behauptet er, daß „ohne alle Einschränkung der Satz [gelte]: der Gegenstand des Menschen<br />

ist nichts anderes als s<strong>ein</strong> gegenständliches Wesen selbst. Wie der Mensch denkt,<br />

[526] wie er gesinnt ist, so ist s<strong>ein</strong> Gott: so viel Wert der Mensch hat, so viel Wert und nicht<br />

mehr hat s<strong>ein</strong> Gott. Das Bewußts<strong>ein</strong> Gottes ist das Selbstbewußts<strong>ein</strong> des Menschen, die<br />

Erkenntnis Gottes die Selbsterkenntnis des Menschen. Aus s<strong>ein</strong>em Gotte erkennst du den<br />

Menschen, und wiederum aus dem Menschen s<strong>ein</strong>en Gott; beides ist <strong>ein</strong>s. Was dem Menschen<br />

Gott ist, das ist s<strong>ein</strong> Geist, s<strong>ein</strong>e Seele, und was des Menschen Geist, s<strong>ein</strong>e Seele,<br />

s<strong>ein</strong> Herz, das ist s<strong>ein</strong> Gott: Gott ist das offenbare Innere, das ausgesprochene Selbst des<br />

Menschen“. 8<br />

1 Ebd., S. 43.<br />

2 Ebd., S. 44.<br />

3 Ebd.<br />

4 Ebd., S. 45 f.<br />

5 Ebd., S. 47.<br />

6 Barth, H.: Ideologie und Wahrheit. S. 84.<br />

7 Feuerbach, F.: Das Wesen des Christentums. S. 52.<br />

8 Ebd., S. 52 f.

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