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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

Richtung fortschreitet <strong>–</strong> fortschreitet zum „Konkreten“.<br />

Bei <strong>Stirner</strong> ist dieses Konkrete der „Einzige“.<br />

Methodisch verfährt <strong>Stirner</strong> dabei anders als Hegel.<br />

Letzterer erklärt s<strong>ein</strong>e „Dialektik“ (Methode) damit, daß er aus dem Grund nicht vom Höchsten<br />

(„das konkrete Wahre“) ausgeht, da „wir eben das Wahre in Form <strong>ein</strong>es Resultates sehen<br />

wollen und dazu wesentlich gehört, zuerst den abstrakten Begriff selbst zu begreifen. Das,<br />

was wirklich ist, die Gestalt des Begriffes, ist uns somit erst das Folgende und Weitere, wenn<br />

es auch in der Wirklichkeit selbst das erste wäre ...“ 1<br />

<strong>Stirner</strong> geht vom Resultat aus und bleibt immer in der Weise s<strong>ein</strong>es Denkens beim Resultat.<br />

S<strong>ein</strong> Abstraktes ist der Mensch. Der Mensch als praktisch-konkretes Wesen, ganz im Sinne<br />

Feuerbachs.<br />

[518] Er „überwindet“ nichts, sondern bleibt im Grund nur <strong>ein</strong>em „Erklärungsmuster“ treu,<br />

nämlich jenem, welches ihn selbst und s<strong>ein</strong>er „Eigenheit“ Legitimation verschafft.<br />

„Der Einzige“ ist <strong>–</strong> linear betrachtet <strong>–</strong> die Erhöhung [„Empörung, Emporhebung“ (M. <strong>Stirner</strong>)]<br />

des Menschen über sich hinaus.<br />

Mag er auch noch so sehr sich dagegen wehren <strong>–</strong> [„Der fromme Wunsch der Alten war die<br />

Heiligkeit, der fromme Wunsch der Neuen ist die Leibhaftigkeit“ 2 ] <strong>–</strong> mit diesem „Einzigen“<br />

schuf er nichts Anderes als <strong>ein</strong> Neues, <strong>ein</strong> leibhaftig Heiliges, dem „Götzendienst“ zu erweisen<br />

sei.<br />

Wie für Hegel ist auch für <strong>Stirner</strong> die Freiheit das wichtigste Moment s<strong>ein</strong>er Philosophie.<br />

Auch er will ihr Wirklichkeit (Konkretion) geben, Konkretion durch „Ergreifen“ von Etwas.<br />

Auch er benennt dieses Etwas „Eigentum“.<br />

Ergreifen ist bei <strong>Stirner</strong> mit „Gewalt“, „Macht“, „physischer Geschicklichkeit“ verbunden,<br />

die jedoch nicht vor Gewalttätigkeit zurückschreckt, wenn sie von Nöten s<strong>ein</strong> sollte.<br />

Freiheit bedeutet ihm <strong>ein</strong> sich nehmen, was man will, nicht <strong>ein</strong> „Geschenk“ von irgend jemand,<br />

sei dies <strong>ein</strong>e Person oder <strong>ein</strong>e „Autorität“ (z. B. der Staat).<br />

Nicht „Emanzipation“, sondern „Selbstbefreiung“.<br />

Das mit „Gebrauch“ verbundene Eigentum dient als „Macht“mittel im Verkehr mit anderen,<br />

vor allem aber zum „Selbst“genuß, sowie alles, was er ergreift, in s<strong>ein</strong>er Macht ist und bleibt,<br />

solange er es will, und nur s<strong>ein</strong>em „Genuß“ dient.<br />

Dieser „Egoismus“ ist Ausdruck s<strong>ein</strong>er auf sich bezogenen Philosophie.<br />

Dabei verbleibt er in s<strong>ein</strong>e Einzelheit, Besonderheit, und gelangt nie zur Allgem<strong>ein</strong>heit, wie<br />

es <strong>Hegels</strong> System beabsichtigt.<br />

[519] Die „Idee“, welche Hegel auf s<strong>ein</strong>e Art „verwirklicht“ sieht, nämlich im „Geist“, gilt<br />

<strong>Stirner</strong> als „Gespenst“, „Spuk“, „Sparren“, „fixe Idee“.<br />

(Diese ständig wiederkehrenden Worte geben Anlaß dazu, von <strong>ein</strong>er „Gespenster-<br />

Philosophie“ zu sprechen.)<br />

Niemals aber hat <strong>ein</strong>e „Idee“ <strong>–</strong> so <strong>Stirner</strong> <strong>–</strong> „Das<strong>ein</strong>, denn k<strong>ein</strong>e ist der Leibhaftigkeit fähig.<br />

...<br />

Die Christenwelt arbeitet daran, die Ideen in den <strong>ein</strong>zelnen Verhältnissen des Lebens, den<br />

Institutionen und Gesetzen der Kirche und des Staates zu realisieren; aber sie wiederstreben<br />

und behalten immer etwas Unverkörpertes (Unrealisierbares) zurück“. 3<br />

<strong>Stirner</strong>s Ansicht nach ist es weder Hegel, noch Feuerbach etc. gelungen, das Ideal des „Menschen“<br />

zu realisieren, denn „der Mensch“ steht in Spannung zwischen s<strong>ein</strong>er „Existenz“ und<br />

s<strong>ein</strong>em „Beruf“.<br />

1 Hegel: Werke. Bd. 7., S. 87.<br />

2 EE 407.<br />

3 EE 408.

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