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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

soluten selbst zu gelangen, er sucht es anzuschauen in s<strong>ein</strong>em Mittelpunkt, in s<strong>ein</strong>er [48]<br />

Weisheit, wo es weder etwas Ideales ist noch etwas Reales, weder Gedanken noch Ausdehnung,<br />

weder Subjekt noch Objekt, weder Geist noch Materie, sondern ... was weiß ich!<br />

Hier hört die Philosophie auf bei Herrn Schelling, und die Poesie, ich will sagen die Narrheit,<br />

beginnt ...“ 1<br />

Zugegeben: H<strong>ein</strong>e läßt an Schelling nicht viel Gutes, behandelt ihn zuweilen in sehr diffamierender<br />

Weise, aber dennoch möchte ich mir erlauben, hier noch <strong>ein</strong> Zitat aus H<strong>ein</strong>es<br />

Schrift ‚Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland‘ anzufügen, dessen<br />

Sprache wohl der Tradition des „Neuen Deutschland“ entspringt und in manchen Punkten der<br />

Richtigstellung bedarf, aber im Großen und Ganzen den Übergang zu jener Person darstellt,<br />

um deren Leben und Gedanken es im weiteren sich drehen wird.<br />

H<strong>ein</strong>e glaubt, „mit dem Versuch, das Absolute intellektuell anzuschauen, ist die philosophische<br />

Laufbahn des Herrn Schelling beschlossen. Ein größerer Denker tritt jetzt auf, der die<br />

Naturphilosophie zu <strong>ein</strong>em vollendeten System ausbildet, aus ihrer Synthese die ganze Welt<br />

der Ersch<strong>ein</strong>ungen erklärt, die großen Ideen s<strong>ein</strong>er Vorgänger durch größere Ideen ergänzt,<br />

sie durch alle Disziplinen durchführt und also wissenschaftlich begründet. Er ist <strong>ein</strong> <strong>Schüler</strong><br />

des Herrn Schelling, aber <strong>ein</strong> <strong>Schüler</strong>, der allmählich im Reich der Philosophie aller Macht<br />

s<strong>ein</strong>es Meisters sich bemeisterte, diesem herrschsüchtig über den Kopf wuchs und ihn endlich<br />

in die Dunkelheit verstieß.<br />

Es ist der große Hegel, der größte Philosoph, den Deutschland seit Leibniz erzeugt hat. Es ist<br />

k<strong>ein</strong>e Frage, daß er Kant und Fichte weit überragt. Er ist scharf wie jener und kräftig wie dieser<br />

und hat dabei noch <strong>ein</strong>en konstituierenden Seelenfrieden, <strong>ein</strong>e Gedankenharmonie, die wir<br />

bei Kant [49] und Fichte nicht finden, da in diesem mehr der revolutionäre Geist waltet. Diesen<br />

Mann mit Herrn Joseph Schelling zu vergleichen ist gar nicht möglich; denn Hegel war<br />

<strong>ein</strong> Mann von Charakter. Und wenn er auch gleich Herrn Schelling, dem Bestehenden im<br />

Staat und Kirche <strong>ein</strong>ige allzu bedenkliche Rechtfertigungen verlieh, so geschah dieses doch<br />

für <strong>ein</strong>en Staat, der dem Prinzip des Fortschritts wenigstens in der Theorie huldigt, und für<br />

<strong>ein</strong>e Kirche, die das Prinzip der freien Forschung als ihr Lebenselement betrachtet; und er<br />

machte daraus k<strong>ein</strong> Hehl, er war aller s<strong>ein</strong>er Absichten <strong>ein</strong>geständig ...“ 2<br />

2. 4. Hegel <strong>–</strong> Leben und Philosophie<br />

2. 4. 1. Frühe Jahre und ‚Systemfraament‘<br />

Will man über Hegel schreiben, so kommt man nicht umhin, sich mit s<strong>ein</strong>en biographischen<br />

Daten aus<strong>ein</strong>anderzusetzen.<br />

Diese lassen s<strong>ein</strong>en philosophischen Werdegang und den Gang s<strong>ein</strong>er Philosophie deutlich<br />

werden, welche „gem<strong>ein</strong>hin als Krönung des Idealismus“ 3 gilt. In diesem Abschnitt soll beides<br />

<strong>–</strong> sowohl Leben als auch Philosophie <strong>–</strong> kurz beleuchtet werden, um den Überblick, der<br />

s<strong>ein</strong>en Ausgang bei Kant nahm, über Fichte und Schelling fortschritt, und mit Hegel s<strong>ein</strong> vorläufiges<br />

Ende nimmt, ehe darangegangen werden soll, die Periode nach s<strong>ein</strong>em Tod überschlagsmäßig<br />

darzustellen und spezifisch auf <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>ein</strong>zugehen.<br />

[50] Georg Wilhelm Friedrich Hegel wurde am 27. August 1770 als Sohn des Rentkammersekretärs<br />

und späteren Expeditionsrates Georg Ludwig Hegel und s<strong>ein</strong>er Frau Maria<br />

Magdalena geb. Fromm, in Stuttgart geboren. S<strong>ein</strong>e Familie kam mit protestantischen Auswanderern<br />

im 16. Jahrhundert „aus Steiermark und Kärnten in das lutherische Württem-<br />

1 Ebd. S. 177 f.<br />

2 Ebd. S. 178 f.<br />

3 Ebd.

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