Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?
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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />
Damit will Hegel nur verdeutlichen, daß „das Theoretische ... wesentlich im Praktischen<br />
enthalten“ 1 ist, somit Denken und Wollen nicht getrennt s<strong>ein</strong> können, denn „man kann k<strong>ein</strong>en<br />
Willen haben ohne Intelligenz. Im Gegenteil, der Wille hält das Theoretische in sich: der Wille<br />
bestimmt sich ... was ich will, stelle ich mir vor“. 2<br />
Ganz im Gegensatz zum Tier, welches „getrieben“ wird und „sich das nicht vorstellt, was es<br />
begehrt“. 3<br />
Denken bedeutet Tätigkeit, tätiges Denken.<br />
In der Folge bestimmt Hegel den Willen näher.<br />
So enthält dieser vorerst „das Element der r<strong>ein</strong>en Unbestimmtheit oder der r<strong>ein</strong>en Reflexion<br />
des Ich in sich ... das r<strong>ein</strong>e Denken s<strong>ein</strong>er selbst“. 4<br />
Darin liegt die Möglichkeit, „daß ich mich von allem losmachen, alle Zwecke aufgeben, von<br />
allem abstrahieren kann. Der Mensch all<strong>ein</strong> kann alles fallen lassen, auch s<strong>ein</strong> Leben: er kann<br />
<strong>ein</strong>en Selbstmord begehen; das Tier kann [494] dieses nicht; es bleibt immer nur negativ; in<br />
<strong>ein</strong>er ihm fremden Bestimmung, an die es sich gewöhnt hat. Der Mensch ist das r<strong>ein</strong>e Denken<br />
s<strong>ein</strong>er selbst und nur denkend ist der Mensch diese Kraft, sich Allgem<strong>ein</strong>heit zu geben, daß<br />
heißt, alle Besonderheit, alle Bestimmtheit zu verlöschen“. 5<br />
Im § 4 der Rechtsphilosophie heißt es weiters: „Wenn die <strong>ein</strong>e hier bestimmte Seite des Willens<br />
<strong>–</strong> diese absolute Möglichkeit, von jeder Bestimmung, in der Ich mich finde oder die Ich<br />
in mich gesetzt habe, abstrahieren zu können, die Flucht aus allem Inhalt als <strong>ein</strong>er Schranke <strong>–</strong><br />
es ist, wozu der Wille sich bestimmt oder die für sich von der Vorstellung als die Freiheit<br />
festgehalten wird, so ist dies die negative Freiheit oder die Freiheit des Verstandes. <strong>–</strong> Es ist<br />
die Freiheit der Leere, welch zur wirklichen Gestalt und zur Leidenschaft erhoben [wird] und<br />
zwar, bloß theoretisch bleibend, im Religiösen der Fanatismus der Zertrümmerung aller bestehenden<br />
gesellschaftlichen Ordnung und der Hinwegräumung der <strong>ein</strong>er Ordnung verdächtigen<br />
Individuen wie die Vernichtung jeder sich wieder hervortun wollenden Organisation<br />
wird.“ 6<br />
Im r<strong>ein</strong>en Denken s<strong>ein</strong>er selbst, setze Ich mich als Seiendes.<br />
Ich denke Mich, darum bin ich frei. Denn „wer sich nicht gedacht hat, ist nicht frei <strong>–</strong><br />
Wer nicht frei ist, hat sich nicht gedacht“. 7<br />
Der Wille, als r<strong>ein</strong>e Reflexion des Ich in sich, ist zugleich „das Übergehen aus unterschiedsloser<br />
Unbestimmtheit zur Unterscheidung, Bestimmen und Setzen <strong>ein</strong>er Bestimmtheit als <strong>ein</strong>es<br />
Inhaltes und Gegenstandes. ... Durch dies Setzen s<strong>ein</strong>er selbst als <strong>ein</strong>es bestimmten tritt<br />
Ich in das Das<strong>ein</strong> überhaupt; <strong>–</strong> das absolute Moment der Endlichkeit oder Besonderheit des<br />
Ich“. 8<br />
[495] Dieser Übergang vom Unbestimmten in das Setzen <strong>ein</strong>es Bestimmten, ist der Übergang<br />
des r<strong>ein</strong>en Wollens in das Wollen von etwas, denn „<strong>ein</strong> Wille, der ... nur das abstrakt<br />
Allgem<strong>ein</strong>e will, will nichts und ist deswegen k<strong>ein</strong> Wille.<br />
Das Besondere, was der Wille will, ist <strong>ein</strong>e Beschränkung ...“ 9<br />
Um Wille zu s<strong>ein</strong>, muß der Wille sich beschränken.<br />
Das Etwas, welches der Wille will, ist s<strong>ein</strong>e Schranke.<br />
1 Ebd.<br />
2 Ebd.<br />
3 Ebd.<br />
4 Ebd., S. 49.<br />
5 Ebd., S. 51.<br />
6 Ebd., S. 50.<br />
7 Ebd., S. 51.<br />
8 Ebd., S. 52.<br />
9 Ebd., S. 54.