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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

Desgleichen verhält es sich mit den Worten Recht und Macht. (vgl. EE 230) Dies sollte nur<br />

Mackays Ansicht von der „Schöpfung“ <strong>ein</strong>er eigenen Sprache untermauern und man kann<br />

dies durchaus in der Absicht <strong>Stirner</strong>s verankert sehen, wenn er am Schluß s<strong>ein</strong>es Werkes<br />

schreibt: „... k<strong>ein</strong> Begriff drückt Mich aus“ und im „Einzigen ... selbst der Eigner in s<strong>ein</strong><br />

schöpferisches Nichts zurück[kehrt], aus welchem er geboren wird“ 1 und mit ihm s<strong>ein</strong>e ihm<br />

„eigene“ Sprache.<br />

Bezogen auf s<strong>ein</strong> Ziel, auf welches er losgeht, bis er es erreicht, ist hier noch <strong>ein</strong>e Interpretationsmöglichkeit<br />

offen, welche hier Erwähnung finden soll.<br />

Wolfgang Essbach sieht im ‚Einzigen und s<strong>ein</strong> Eigentum‘ <strong>ein</strong>en „Narzißmus“ 2 <strong>–</strong> „Mir geht<br />

nichts über Mich“ 3 <strong>–</strong> zum Ausdruck gebracht, den er psychoanalytisch zu interpretieren versucht.<br />

Essbach spricht dabei von <strong>ein</strong>em „Materialismus des Selbst“, welcher auf narzißtischen<br />

Bestrebungen basiert.<br />

Die hier angeführten Darstellungen und Interpretationsmöglichkeiten <strong>–</strong> sie erheben nicht den<br />

Anspruch der Vollständigkeit <strong>–</strong> sollten bloß <strong>ein</strong>en Eindruck der Vielschichtigkeit der Aus<strong>ein</strong>andersetzungen<br />

mit <strong>Stirner</strong> vermitteln.<br />

[488] Sehen wir in <strong>Stirner</strong> <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong>en „Philosophen“ s<strong>ein</strong>er Zeit, der nach <strong>Hegels</strong> Tod an<br />

der Aus<strong>ein</strong>andersetzung mit dessen philosophischem Erbe s<strong>ein</strong>en Anteil hatte. Wie geschildert,<br />

saß auch er zu Füßen von <strong>Hegels</strong> Katheder und folgte s<strong>ein</strong>em Vortrag.<br />

Inwieweit <strong>Stirner</strong> am Auftreten Schellings in Berlin im Jahre 1841 Anteil nahm, möchte ich<br />

dahingestellt lassen. Erwiesen ist jedoch, daß „die damalige Generation durch den alten<br />

Schelling, den Friedrich Wilhelm IV. nach Berlin rief, die ,Drachensaat des <strong>Hegels</strong>chen Pantheismus‘<br />

zu zerstören, durch s<strong>ein</strong>e ,Philosophie der Offenbarung‘ gerade in ihrer maßlosen<br />

Polemik gegen den seit zehn Jahren toten Hegel zu erneuerter Beschäftigung mit Hegel<br />

wachgerufen wurde“. 4<br />

Von den damaligen Zuhörern „in jener denkwürdigen Vorlesung“ 5 , waren viele Junghegelianer,<br />

u. a. Friedrich Engels und Sören Kierkegaard.<br />

Auf die Einteilung der Epigonen <strong>Hegels</strong> soll an dieser Stelle nicht mehr weiter <strong>ein</strong>gegangen<br />

werden, da dies an anderer Stelle bereits geschehen ist. (Vgl. Kapitel III. Abschnitt 5. Die<br />

Spaltung der <strong>Hegels</strong>chen Schule)<br />

Wie bereits erwähnt, wird „die Kritik der Religion ... zum praktischen Drang der Weltveränderung“.<br />

(Barth)<br />

„Da Religionskritik in Preußen politische Anlässe hatte und zugleich als Angriff auf die Regierung<br />

empfunden werden mußte, nahm die Kritik zeitweilig <strong>ein</strong>en politischen Charakter an<br />

...“, dabei merkte <strong>Stirner</strong>, „wie die ,kritische Kritik‘ sich nur im Verfahren der rigorosen Religionskritik<br />

selbst legitimiert ...“ 6<br />

[489] Feuerbachs Forderung: „,Die Politik muß unsere Religion werden’“ 7 , findet ihren Eingang<br />

in die Wirklichkeit und Politik des vormärzlichen Preußen.<br />

Dabei ließe sich die Geschichte der <strong>Hegels</strong>chen Linken „beschreiben in den Etappen ihrer<br />

Entfernung von der in <strong>Hegels</strong> Vorrede zur Rechtsphilosophie enthaltenen Bestimmungen des<br />

1 EE 412.<br />

2 Essbach, Wolfgang: Die Bedeutung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong>s für die Genese des historischen Materialismus. Göttingen<br />

1978.<br />

3 EE 5.<br />

4 Richter, Liselotte. In: Kierkegaard, Sören: Die Leidenschaft des Religiösen. Eine Auswahl. (Reclam) Stuttgart<br />

1953. S. 9 f.<br />

5 Ebd.<br />

6 Meyer, A.: Nachwort. S. 426.<br />

7 Barth, Hans: Wahrheit und Idelogie. S. 87.

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