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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

Angesichts der Tatsache, daß Marx und Engels sich in der ‚Deutschen Ideologie <strong>–</strong> Kritik<br />

der neuesten deutschen Philosophie in ihren Repräsentanten, Feuerbach, B. Bauer und<br />

<strong>Stirner</strong>, und des deutschen Sozialismus in s<strong>ein</strong>en verschiedenen Propheten‘ mit <strong>Max</strong><br />

<strong>Stirner</strong> in <strong>ein</strong>em solchen Umfang <strong>–</strong> der Abschnitt über <strong>Stirner</strong>s ‚Einzigen und s<strong>ein</strong> Eigentum‘<br />

umfaßt b<strong>ein</strong>ahe so viele Seiten wie das kritisierte Werk [481] selbst <strong>–</strong> aus<strong>ein</strong>andersetzten,<br />

könnte man durchaus die Vermutung aussprechen, daß sie im Inhalt dieses Werkes <strong>ein</strong>e Gefahr<br />

für die eigenen Ideen gesehen haben.<br />

Zugegeben, <strong>Stirner</strong> setzte sich noch eher mit den „Frühsozialisten“ aus<strong>ein</strong>ander, aber dennoch<br />

trat er in diesem Zusammenhang strikt gegen alle „Pöbelbeglückungs-Versuche und<br />

Schwanenverbrüderungen“ 1 auf.<br />

Erinnert man sich nun an Barths erwähnte Darstellung der Wechselwirkung von Ideologien<br />

unter<strong>ein</strong>ander, so kann man getrost behaupten, daß es sich dabei <strong>–</strong> der Aus<strong>ein</strong>andersetzung<br />

zwischen Marx und <strong>Stirner</strong> <strong>–</strong> um <strong>ein</strong>en ideologiehaften Disput unter Ideologen handelt.<br />

Dabei sei auch daran erinnert, daß <strong>Stirner</strong> selbst sich, mit <strong>–</strong> vor dem Ersch<strong>ein</strong>en und während<br />

s<strong>ein</strong>er Arbeit an s<strong>ein</strong>em Werk <strong>–</strong> hervorgetretenen Äußerungen und Publikationen, in gleicherweise<br />

aus<strong>ein</strong>andersetzte.<br />

Dies bestätigt <strong>ein</strong>erseits die von Barth geäußerte M<strong>ein</strong>ung und andererseits jene von Karl<br />

Löwith, der <strong>–</strong> wie weiter oben bereits erörtert <strong>–</strong> in den Junghegelianern „Ideologen des<br />

Werdens“ sieht, welche sich in <strong>ein</strong>em „wechselseitigen Verschlingerungsprozeß“ befinden<br />

und „unter dem Zwang der sozialen Verhältnisse ihre gelehrten Kenntnisse ins Journalistische<br />

übersetzen“ und „sich auf der Grenze zwischen Philosophie und Politik oder Politik und<br />

Theologie“ 2 <strong>–</strong> dem Pflaster der Ideologie <strong>–</strong> bewegten.<br />

Man wäre b<strong>ein</strong>ahe versucht zu sagen <strong>–</strong> bedenkt man ihre Wirkung <strong>–</strong> die Zeit der Junghegelianer<br />

ist <strong>ein</strong>e „Epoche der Ideologien und Ideologen“.<br />

[482] Was nun die zeitgenössische Kritik am ‚Einzigen und s<strong>ein</strong> Eigentum‘ angeht, so sei<br />

hier auf <strong>ein</strong>e Entgegnung <strong>Stirner</strong>s mit dem Titel ‚<strong>Stirner</strong>s Rezensenten‘ verwiesen.<br />

Eingehen möchte ich im speziellen nicht darauf, namentlich seien diese Rezensenten jedoch<br />

erwähnt.<br />

Erstens handelt es dabei um Franz Szeliga Zychlin von Zychlinski, der sich das Pseudonym<br />

Szeliga gab, zweitens um Moses Heß und drittens Ludwig Feuerbach selbst, welcher<br />

s<strong>ein</strong>en Aufsatz anonym verfaßte.<br />

<strong>Stirner</strong> selbst vermerkte in s<strong>ein</strong>er Entgegnung die verschieden Arten des Auftretens s<strong>ein</strong>er<br />

Gegner in ihrer Kritik. „Szeliga tritt als Kritiker auf, Heß als Sozialist, und der anonyme Verfasser<br />

... als <strong>–</strong> Feuerbach.“ 3<br />

In s<strong>ein</strong>er <strong>Stirner</strong>-Biographie schreibt John Henry Mackay dazu lapidar: „Die Kritik stand<br />

dem Werke rathlos gegenüber.<br />

Wohl fühlte sie, dass sie nicht umhin konnte, sich mit der Ersch<strong>ein</strong>ung zu beschäftigen, die<br />

die Gemüther in so verschiedene Bewegung versetzte. Aber theils entzog sie sich ihrer Verpflichtung,<br />

theils suchte sie sich ihrer zu entledigen. Die Gründe lagen nahe <strong>–</strong> in ihrer eigenen<br />

Ohnmacht. Daher ist die Zahl der <strong>ein</strong>gehenden und ernsthaft zu nehmenden Besprechungen<br />

<strong>ein</strong>e verhältnissmäßig sehr geringe, dennoch ist sie natürlich zu gross, als dass hier auch nur<br />

auf <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>zige näher <strong>ein</strong>gegangen werden könnte, selbst wenn sie es verdiente.“ 4<br />

Da bei Mackay das Wort „Kritik“ gesperrt gedruckt ist, liegen ihm zwei Bedeutungen zugrunde.<br />

Einerseits Kritik im Sinne <strong>ein</strong>er Entgegnung, Aus<strong>ein</strong>andersetzung; andererseits Kritik<br />

1 EE 287.<br />

2 Löwith, K.: Die <strong>Hegels</strong>che Linke. S. 12.<br />

3 <strong>Stirner</strong>, <strong>Max</strong>: Parerga, Kritiken, Repliken. Hrsg.: Laska, Bernd A. Nürnberg 1986. S. 147.<br />

4 Mackay: <strong>Stirner</strong>. S. 158.

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