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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

Menschen. Menschliche Freiheit begreifen heißt für ihn, sie aus dem Absoluten zu begreifen,<br />

und in ihrer Verwirklichung wird die göttliche Freiheit offenbar.<br />

[46] Einige Jahre zuvor <strong>–</strong> 1802 <strong>–</strong> verfaßte er <strong>ein</strong> Gespräch ‚Bruno oder über das göttliche<br />

und natürliche Prinzip der Dinge‘, welches in der „Dialogform des Platonismus“ (R. Kroner)<br />

geführt wird. Den Titel „Bruno“ entlehnt er dem Namen des italienischen Naturphilosophen<br />

Giordano Bruno von Nola (1548-1600), der ob s<strong>ein</strong>er Ideen in Rom auf dem Scheiterhaufen<br />

verbrannt wurde. Die drei Hauptteile dieses Gespräches behandeln allgem<strong>ein</strong>e metaphysische<br />

Probleme, sowie naturphilosophische und transzendentalphilosophische im engeren<br />

Sinn.<br />

Es wird „umrahmt von <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>leitenden Dialog: Thema im Wesentlichen die Einheit von<br />

Philosophie und Poesie und in <strong>ein</strong>em Schlußtetralog: Darstellung der historischen Hauptformen<br />

der Philosophie und ihre Versöhnung im absoluten Idealismus“. 1<br />

Kroner betrachtet den Dialog zwischen Bruno und Lucian als <strong>ein</strong>en Dialog zwischen Schelling<br />

und Fichte.<br />

Dieses Gespräch „nahm den umgekehrten Verlauf wie das ‚System des transzendentalen<br />

Idealismus‘, d. h. es begann mit der Identität von Wahrheit und Schönheit, von Philosophie<br />

und Poesie, demonstrierte den Begriff des Absolut-Einen an der Identität des Denkens und<br />

Anschauens, des Realen und Idealen, des Endlichen und Unendlichen, deduzierte Natur- und<br />

Erkenntniswelt und gelangte schließlich zur philosophischen Erkenntnis des Absoluten,<br />

nachdem die jeweilige Einseitigkeit der r<strong>ein</strong>en Anschauungswissenschaft (Geometrie) und<br />

der bloßen Verstandeswissenschaft (Logik) aufgedeckt war“. 2<br />

Gem<strong>ein</strong>sam mit Hegel gab er in den Jahren 1802/03 das ‚Kritische Journal der Philosophie‘<br />

heraus, ließ jedoch Hegel „faßt ganz all<strong>ein</strong>e schreiben“. 3<br />

[47] „In der Fülle der Kraft, versank er gleichwohl häufig in Schwermut; auch war er zu jener<br />

Zeit in aufreibende Kämpfe innerer und äußerer Art verwickelt. Dann erfolgte (1803) die<br />

Legitimierung s<strong>ein</strong>es Liebesbundes mit der von A. W. Schlegel getrennten Caroline und die<br />

Übersiedlung an die Universität Würzburg, die Trennung von Hegel und dem treuen Jenenser<br />

Zuhörerkreis, die Rückkehr zur Theologie.“ 4<br />

Diese Rückkehr zur Religion manifestiert sich in der ‚Philosophie und Religion‘ betitelten<br />

Schrift, welche H<strong>ein</strong>rich H<strong>ein</strong>e <strong>–</strong> viele Jahre nach ihrem Ersch<strong>ein</strong>en <strong>–</strong> die Äußerung entlockte:<br />

„Anno 1804 erschien der Gott des Herrn Schelling ganz fertig ...“. 5<br />

Weiters führte H<strong>ein</strong>e aus: „Hier finden wir in ihrer Vollständigkeit die Lehre vom Absoluten.<br />

Hier wird das Absolute in drei Formeln ausgedrückt. Die erste ist die kategorische: Das Absolute<br />

ist weder das Ideale noch das Reale (weder Geist noch Materie), sondern er ist die<br />

Identität beider. Die zweite Formel ist die hypothetische: Wenn <strong>ein</strong> Subjekt und <strong>ein</strong> Objekt<br />

vorhanden ist, so ist das Absolute die wesentliche Gleichheit dieser beiden. Die dritte Formel<br />

ist die disjunktive: Es ist nur <strong>ein</strong> S<strong>ein</strong>, aber dies <strong>ein</strong>e kann zu gleicher Zeit oder abwechselnd<br />

als ganz ideal oder als ganz real betrachtet werden. Die erste Formel ist ganz negativ, die<br />

zweite setzt <strong>ein</strong>e Bedingung voraus, die noch schwerer zu begreifen ist als das Bedingte<br />

selbst, und die dritte Formel ist ganz die des Spinoza: Die absolute Substanz ist erkennbar<br />

entweder als Denken oder als Anschauung. Auf philosophischem Wege konnte also Herr<br />

Schelling nicht weiter kommen als Spinoza, da nur unter der Form dieser beiden Attribute,<br />

Denken und Ausdehnung, das Absolute zu begreifen ist. Aber Herr Schelling verläßt jetzt den<br />

philosophischen Weg und sucht durch <strong>ein</strong>e Art mystischer Intuition zur Anschauung des Ab-<br />

1 Kroner, R.: Von Kant bis Hegel. Bd. 2. S. 170 f.<br />

2 Glockner, H.: Europ. Philosophie. S. 750.<br />

3 Ebd. S. 753 f.<br />

4 Ebd. S. 754.<br />

5 H<strong>ein</strong>e: Religion und Philosophie. S: 177.

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