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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

Eigner bin Ich m<strong>ein</strong>er Gewalt, und Ich bin es dann, wenn Ich Mich als Einzigen weiß.<br />

Im Einzigen kehrt selbst der Eigner in s<strong>ein</strong> schöpferisches Nichts zurück, aus welchem<br />

er geboren wird. Jedes höher Wesen über Mir, sei Gott, sei es der Mensch, schwächt das<br />

Gefühl m<strong>ein</strong>er Einzigkeit und erbleicht erst vor der Sonne diese Bewußts<strong>ein</strong>s. Stell’ Ich<br />

auf Mich, den Einzigen, m<strong>ein</strong>e Sache, dann steht sie auf dem Vergänglichen, dem sterblichen<br />

Schöpfer s<strong>ein</strong>er, der sich selbst verzehrt, und Ich darf sagen:<br />

Ich hab’ m<strong>ein</strong>’ Sach’ auf Nichts gestellt.“ 1<br />

[463]<br />

V. Resümee<br />

Der vorliegenden Arbeit lag die Idee zugrunde, der Beziehung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong>s zu G. W. F. Hegel<br />

nachzugehen.<br />

Es ließ sich dabei nicht umgehen, auf die philosophischen Vorgänger <strong>Hegels</strong> und den „Gang<br />

des Deutschen Idealismus“ von Kant zu Hegel <strong>ein</strong>zugehen.<br />

Dieser verdeutlichte die philosophische Entwicklung jener Jahre, welche in der Aufklärung<br />

ihren Ursprung hat.<br />

Der „Gang des Deutschen Idealismus“ ist durch die kritische Aus<strong>ein</strong>andersetzung mit Kant<br />

gekennzeichnet, bei dem „das Denken bei sich selber <strong>ein</strong>kehrt, ... um im Ich den Grund der<br />

Welt zu finden ...“<br />

Bei Fichte <strong>–</strong> dem „Begründer des Deutschen Idealismus“ <strong>–</strong> „entdeckt es Gott auf dem Grund<br />

des Ich. In Schelling neigt es dahin, unter Übergehung des Ich Gott unmittelbar in der Welt zu<br />

suchen ..., in Hegel endet es damit, aus dem absoluten und göttlichen Ich die Welt, die Welten<br />

zu erbauen“ (vgl. Abschnitt 2. 1. S. 8)<br />

Hegel gilt und galt als der wichtigste Vertreter der Philosophie des Deutschen Idealismus.<br />

Bei ihm kommt die Philosophie zu ihrer Vollendung.<br />

Für Hegel hat Philosophie die Aufgabe „das, was ist, zu begreifen ...; denn das, was ist, ist<br />

die Vernunft. Was das Individuum betrifft, so ist ohnehin jedes <strong>ein</strong> Sohn s<strong>ein</strong>er Zeit; so ist<br />

auch die Philosophie ihre Zeit in Gedanken erfaßt.“ 2<br />

Und eben „weil die Vernunft das Wesen der Dinge ausmacht“, schreibt Hans Barth, „weil in<br />

Natur und Geschichte sich die Vernunft verwirklicht, ist es die Aufgabe der Philosophie, die<br />

sich selbst entfremdete und in sich selbst entzweite Vernunft zu begreifen und auf diese Weise<br />

das Werk der Versöhnung mit sich selbst zu vollziehen. Wenn der Geist sich wiedererkennt<br />

in dem, was er selbst geschaffen hat, wird die Entzweiung im Reiche des Gedankens<br />

aufgehoben“. 3<br />

[464] Dabei ist dem Geist die Entzweiung notwendig, „denn würde er bei sich bleiben, so<br />

wäre es ausgeschlossen, daß er jemals wüßte, was er ist. Was der Geist ist, zeigt die Geschichte.<br />

Sie ist die Manifestation des Geistes.“ 4<br />

„All<strong>ein</strong> dieser Sachverhalt“, so Barth, „legt die Vermutung nahe, daß die Selbsterkenntnis<br />

des Geistes nicht am Anfang, sondern am Ende der Geschichte stehen muß.“ 5<br />

Mit anderen Worten, die Philosophie tritt in der Gestalt des Geistes zu <strong>ein</strong>er bestimmten Zeit<br />

hervor.<br />

„Die Philosophie ist das Erzeugnis des Greisenalters.“ 6 Dieses ist das „vierte Reich des Geistes<br />

... das germanische Reich“, welches auf das orientalische, das griechische und das römische<br />

im Laufe der Menschheitsentwicklung folgt. „Das natürliche Greisenalter ist Schwäche,<br />

1 EE 411 f.<br />

2 Hegel: Werke. Bd. 7. S. 26.<br />

3 Barth, Hans: Wahrheit und Ideologie. S. 63.<br />

4 Ebd., S. 63 f.<br />

5 Ebd., S. 64.<br />

6 Ebd. S. 65.

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