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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

den er im ‚System des transzendentalen Idealismus‘ (1800) darlegte.<br />

Hermann Glockner m<strong>ein</strong>t zu diesem Werk aus der Jenenser Zeit, daß es Schellings geschlossenstes<br />

war und blieb.<br />

[44] Sie war die „letzte Schrift, welche äußerlich noch in Fichtes Methode geschrieben ist<br />

und die gesamte Philosophie teils als Freiheitslehre, teils als Stufenreihe der Naturersch<strong>ein</strong>ungen<br />

deduziert, d. h. als notwendige Doppelwelt aus dem Ich ableitet“. 1<br />

Auch Richard Kroner bezeichnet das im ‚System des transzendentalen Idealismus‘ dargestellte<br />

„Identitätssystem“ als Schellings „absolutes Produkt“, es ist die Synthesis von Naturund<br />

Transzendentalphilosophie.<br />

In dieser Identität von Natur und Geist hat Schelling das von ihm gesuchte Absolute gefunden.<br />

Es stellt sich für ihn die Frage, wie die „intellektuelle Anschauung“, die Anschauung des<br />

Absoluten ist, ihrerseits zur Darstellung kommen kann, d. h. wie sie objektiv werden kann.<br />

Die Objektivwerdung des Absoluten als Identität des Bewußten und Unbewußten vollzieht<br />

sich für Schelling im Kunstwerk.<br />

Bereits Kant hat in s<strong>ein</strong>er ‚Kritik der Urteilskraft‘ die Möglichkeit der Kunst angedeutet,<br />

<strong>ein</strong>e Synthese von Idee und realem S<strong>ein</strong> darzustellen. „Das Kunstwerk verbindet nach Kant in<br />

sich die gegensätzlichen Pole: Anschauung und Vernunft, Gesetzmäßigkeit und Freiheit, Natur<br />

und Ich, absichtlich und unabsichtlich, sinnlich und übersinnlich zugleich.“ (R. Kroner)<br />

So beschließt Schelling s<strong>ein</strong> ‚System des transzendentalen Idealismus‘ mit dem Hinweis<br />

auf die Kunst als dem Organon der Philosophie mit den Worten: „Wenn die ästhetische Anschauung<br />

nur die objektiv gewordene transzendentale (intellektuelle) ist, so versteht es sich<br />

von selbst, daß die Kunst das <strong>ein</strong>zig wahre und ewige Organon zugleich und Document der<br />

Philosophie sey, welches immer und fortwährend aufs neue beurkundet, was die Philosophie<br />

äußerlich nicht darstellen kann, nämlich das Bewußtlose im Handeln und [45] Produciren und<br />

s<strong>ein</strong>e ursprüngliche Identität mit dem Bewußts<strong>ein</strong>. Die Kunst ist eben deßwegen dem Philosophen<br />

das Höchste, weil sie ihm als das Allerheiligste gleichsam öffnet, wo in ewiger und<br />

ursprünglicher Ver<strong>ein</strong>igung gleichsam in <strong>ein</strong>er Flamme brennt, was in der Natur und Geschichte<br />

gesondert ist, und was im Leben und Handeln, ebenso wie im Denken, ewig sich<br />

fliehen muß.“ 2<br />

Mit den Worten Glockners noch <strong>ein</strong>mal zusammenfassend dargestellt: „In der Kunst wird die<br />

Über<strong>ein</strong>stimmung des Objektiven und Subjektiven vollkommen. Hier ist der Gegensatz von<br />

Theoretischem und Praktischem, von Bewußtem und Unbewußtem, von Realem und Idealem,<br />

von Notwendigkeit und Freiheit ausgeglichen. Nicht die moralische Pflichterfüllung, sondern<br />

die künstlerische Anschauung ist also das Höchste <strong>–</strong> und mit der intellektuellen Intuition des<br />

wahren Philosophen ebenso <strong>ein</strong>s, wie wahre Mythologie ursprünglich und zutiefst das Geheimste<br />

offenbart.“ 3<br />

Schelling hat mit s<strong>ein</strong>er „Philosophie der Kunst“ der Romantik ihre theoretische Grundlage,<br />

ihre Ästhetik und Weltschau gegeben. Auch durch s<strong>ein</strong>e „Naturphilosophie“, in der er das<br />

Absolute in der Natur sucht, wird er zu <strong>ein</strong>em Anreger der <strong>–</strong> durch <strong>ein</strong> neu aufkommendes<br />

Naturgefühl geprägten <strong>–</strong> Romantik.<br />

Von Interesse für diese Arbeit ist eigentlich nur diese Frühphase in Schellings Wirken; s<strong>ein</strong><br />

weiterer Weg würde uns zu weit führen. Dennoch sind der Vollständigkeit halber noch <strong>ein</strong>ige<br />

Dinge zu erwähnen.<br />

So kreisen s<strong>ein</strong>e Gedanken in s<strong>ein</strong>er ‚Freiheitsschrift‘ (1809) um die Frage der Freiheit des<br />

1 Glockner, H.: Europ. Philosophie. S. 748.<br />

2 Schelling: Werke III, 628.<br />

3 Glockner, H.: Europ. Philosophie. S. 749.

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