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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

Gesellschaft, ist mithin <strong>ein</strong>e politische oder soziale Tat; diese hat zwar <strong>ein</strong>e Umwandlung der<br />

Zustände zur unvermeidlichen Folge, geht aber nicht von ihr, sondern von der Unzufriedenheit<br />

der Menschen mit sich aus, ist nicht <strong>ein</strong>e Schilderhebung, sondern <strong>ein</strong>e Erhebung der<br />

Einzelnen, <strong>ein</strong>e Emporkommen, ohne Rücksicht auf die Einrichtungen, welche daraus entsprießen.<br />

Die Revolution zielte auf neue Einrichtungen, die Empörung führt dahin, Uns<br />

nicht mehr <strong>ein</strong>richten zu lassen, sondern Uns selbst <strong>ein</strong>zurichten, und setzt auf<br />

,Institutionen‘ k<strong>ein</strong>e glänzende Hoffnung. Sie ist k<strong>ein</strong> Kampf gegen das Bestehende, da,<br />

wenn sie gedeiht, das Bestehende von selbst zusammenstürzt, sie ist nur <strong>ein</strong> Herausarbeiten<br />

M<strong>ein</strong>er aus dem Bestehenden. Verlasse Ich das Bestehende, so ist es tot und geht<br />

in Fäulnis über. Da nun nicht der Umsturz <strong>ein</strong>es Bestehenden m<strong>ein</strong> Zweck ist, sondern<br />

m<strong>ein</strong>e Erhebung darüber, so ist m<strong>ein</strong>e Absicht und Tat k<strong>ein</strong>e politische oder soziale,<br />

sondern, als all<strong>ein</strong> auf Mich und m<strong>ein</strong>e Eigenheit gerichtet, <strong>ein</strong>e egoistische.<br />

[428] Einrichtungen zu machen gebietet die Revolution, sich auf- oder emporzurichten<br />

heischt die Empörung. Welche Verfassung zu wählen sei, diese Frage beschäftigte die revolutionären<br />

Köpfe ... Verfassungslos zu werden, bestrebt sich der Empörer.“ 1<br />

Dem Kapitel zum Abschluß erklärt <strong>Stirner</strong> noch, worauf s<strong>ein</strong> Verkehr mit der Welt hinausgeht.<br />

„Genießen will Ich sie, darum muß sie m<strong>ein</strong> Eigentum s<strong>ein</strong>, und darum will Ich sie gewinnen.<br />

Ich will nicht die Freiheit, nicht die Gleichheit der Menschen; Ich will nur m<strong>ein</strong>e<br />

Macht über sie, will sie zu m<strong>ein</strong>em Eigentum, d. h. genießbar machen. Und gelingt<br />

Mir das nicht, nun, die Gewalt über Leben und Tod, die Kirche und Staat sich vorbehielten,<br />

Ich nenne auch sie die <strong>–</strong> m<strong>ein</strong>ige ... m<strong>ein</strong>e Befriedigung über m<strong>ein</strong> Verhältnis zu<br />

den Menschen entscheidet, und daß Ich auch der Macht über Leben und Tod aus k<strong>ein</strong>er<br />

Anwandlung von Demut entsage.<br />

Was überhaupt die ,Sozialpflichten‘ anlangt, so gibt Mir nicht <strong>ein</strong> Anderer m<strong>ein</strong>e Stellung<br />

zu Andern, also weder Gott noch die Menschlichkeit schreibt Mir m<strong>ein</strong>e Beziehung<br />

zu den Menschen vor, sondern Ich gebe Mir diese Stellung. Sprechender ist dies damit<br />

gesagt: Ich habe gegen Andere k<strong>ein</strong>e Pflicht, wie Ich auch nur so lange gegen Mich <strong>ein</strong>e<br />

Pflicht habe ... als Ich Mich von Mir unterscheide ...<br />

Ich demütige Mich vor k<strong>ein</strong>er Macht mehr und erkenne, daß alle Mächte nur m<strong>ein</strong>e<br />

Macht sind, die Ich sogleich zu unterwerfen habe, wenn sie <strong>ein</strong>e Macht gegen oder über<br />

Mich zu werden drohen; jede derselben darf nur <strong>ein</strong>s m<strong>ein</strong>er Mittel s<strong>ein</strong>, Mich durchzusetzen<br />

... Alle Mächte, die Mich beherrschen, setze Ich dann dazu herab, Mir zu dienen.<br />

Die Götzen sind durch Mich: Ich brauche sie nur nicht von neuem zu schaffen, so sind<br />

sie nicht mehr; ,höhere Mächte‘ sind nur dadurch, daß Ich sie erhöhe und Mich niedriger<br />

stelle.<br />

[429] Somit ist denn m<strong>ein</strong> Verhältnis zur Welt dieses: Ich tue für sie nichts mehr ,um<br />

Gottes willen‘, Ich tue nichts ,um des Menschen willen‘, sondern, was Ich tue, das tue<br />

Ich ,um M<strong>ein</strong>etwillen‘ ... M<strong>ein</strong> Verkehr mit der Welt besteht darin, daß Ich sie genieße<br />

und so sie zu m<strong>ein</strong>em Selbstgenuß verbrauche. Der Verkehr ist Weltgenuß und gehört zu<br />

m<strong>ein</strong>em <strong>–</strong> Selbstgenuß.“ 2<br />

5. 2. 3. M<strong>ein</strong> Selbstgenuß<br />

<strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> wähnt sich „an der Grenzscheide <strong>ein</strong>er Periode“ 3 und so rekapituliert er vorerst<br />

noch <strong>ein</strong>mal, um späterhin auf s<strong>ein</strong> Ziel zusteuern zu können.<br />

1 EE 354 f.<br />

2 EE 356 ff.<br />

3 EE 358.

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