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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

mehr zu leisten, als die <strong>ein</strong>zelne bewirken könnte. In dieser Gem<strong>ein</strong>samkeit sehe Ich<br />

durchaus nichts anderes, als <strong>ein</strong>e Multiplikation m<strong>ein</strong>er Kraft, und nur solange sie m<strong>ein</strong>e<br />

vervielfachte Kraft ist, behalte Ich sie bei. So aber ist sie <strong>–</strong> Ver<strong>ein</strong>.<br />

Den Ver<strong>ein</strong> hält weder <strong>ein</strong> natürliches noch <strong>ein</strong> geistiges Band zusammen, und er ist<br />

k<strong>ein</strong> natürlicher, k<strong>ein</strong> geistiger Bund. Nicht Ein Blut, nicht Ein Glaube (d. h. Geist)<br />

bringt ihn zu Stande. In <strong>ein</strong>em natürlichen Bunde ... haben die Einzelnen nur den Wert<br />

von Exemplaren derselben Art oder Gattung; in <strong>ein</strong>em geistigen Bunde ... bedeutet der<br />

Einzelne nur <strong>ein</strong> Glied desselbigen Geistes; was Du in beiden Fällen als Einziger bist,<br />

das muß <strong>–</strong> unterdrückt werden. Als Einziger kannst Du Dich bloß im Ver<strong>ein</strong>e behaupten,<br />

weil der Ver<strong>ein</strong> nicht Dich besitzt, sondern Du ihn besitzest oder Dir zu Nutze<br />

machst.<br />

[426] Im Ver<strong>ein</strong>e, und nur im Ver<strong>ein</strong>e, wird das Eigentum anerkannt, weil man das<br />

S<strong>ein</strong>e von k<strong>ein</strong>em Wesen mehr zu Lehen trägt ...<br />

In den Ver<strong>ein</strong> bringst Du d<strong>ein</strong>e ganze Macht, d<strong>ein</strong> Vermögen und machst Dich geltend,<br />

in der Gesellschaft wirst Du mit d<strong>ein</strong>er Arbeitskraft verwendet; in jenem lebst Du egoistisch,<br />

in dieser menschlich, d. h. religiös, als <strong>ein</strong> ,Glied am Leibe dieses Herrn‘: der Gesellschaft<br />

schuldest Du, was Du hast, und bist ihr verpflichtet, bist von ,sozialen Pflichten‘<br />

<strong>–</strong> besessen, den Ver<strong>ein</strong> benutzest Du und gibst ihn, ,plicht- und treulos‘ auf, wenn<br />

Du k<strong>ein</strong>en Nutzen weiter aus ihm zu ziehen weißt. Ist die Gesellschaft mehr als Du, so<br />

geht sie Dir über Dich; [...] der Ver<strong>ein</strong> ist für Dich und durch Dich da, die Gesellschaft<br />

nimmt umgekehrt Dich für sich in Anspruch und ist auch ohne Dich; kurz die Gesellschaft<br />

ist heilig, der Ver<strong>ein</strong> d<strong>ein</strong> eigen: die Gesellschaft verbraucht Dich, den Ver<strong>ein</strong><br />

verbrauchst Du.“ 1<br />

Auf das Eigentum zurückkommend, m<strong>ein</strong>t <strong>Stirner</strong>, daß der „Eigentümer der Herr“ ist.<br />

„Wähle denn, ob Du der Herr s<strong>ein</strong> willst, oder die Gesellschaft Herrin s<strong>ein</strong> soll! Davon hängt<br />

es ab, ob Du <strong>ein</strong> Eigner oder <strong>ein</strong> Lump s<strong>ein</strong> wirst: Der Egoist ist Eigner, der Soziale <strong>ein</strong><br />

Lump. Lumperei aber oder Eigentumslosigkeit ist der Sinn der Feudalität, des Lehnswesens,<br />

das seit dem vorigen Jahrhundert nur den Lehnsherrn vertauscht hat, indem es ,den Menschen‘<br />

an die Stelle Gottes setzte und vom Menschen zu Lehen annahm, was vorher <strong>ein</strong> Lehen<br />

von Gottes Gnaden gewesen war.“ 2<br />

Wohl hat die Revolution das „alte Feudalwesen ... gründlich <strong>ein</strong>gestampft“, aber „in <strong>ein</strong>em<br />

Jenseits ist mit verklärtem Leibe die Feudalität wiederentstanden, die neue Feudalität unter<br />

der Oberlehnsherrlichkeit ,des Menschen‘“. 3<br />

[427] Da <strong>Stirner</strong> dieser Feudalität entgegentreten will, rät er dem Belehnten: „... ahmt dem<br />

Tapfern nach, welcher sagt: Ich will m<strong>ein</strong> Leben (Eigentum) teuer verkaufen, die F<strong>ein</strong>de sollen<br />

es nicht wohlfeilen Kaufes haben: so habt Ihr das Umgekehrte vom Kommunismus als<br />

das Richtige erkannt, und es heißt dann nicht: Gebt euer Eigentum auf! sondern: Verwertet<br />

euer Eigentum!<br />

Über der Pforte unserer Zeit steht nicht jenes apollinische: ,Erkenne Dich selbst’, sondern<br />

<strong>ein</strong>: Verwerte Dich!“ 4<br />

Auf dem Wege der „Empörung“, nicht der Revolution, will er sich gegen das (neue)<br />

Feudalwesen zur Wehr setzen.<br />

„Revolution und Empörung dürfen nicht für gleichbedeutend angesehen werden. Jene besteht<br />

in <strong>ein</strong>er Umwälzung der Zustände, des bestehenden Zustandes oder status, des Staats oder der<br />

1 EE 347 ff.<br />

2 EE 351.<br />

3 EE 351 f.<br />

4 EE 352 f.

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