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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

gleich <strong>–</strong> würde ich <strong>ein</strong>e katholische Stadt <strong>ein</strong>er protestantischen vorziehen; ich will jene Religion<br />

<strong>ein</strong>mal in der Nähe sehen ...<br />

D<strong>ein</strong>em öffentlichen Gange habe ich mit Bewunderung und Freude zugesehen; Du erläßt es<br />

mir, entweder demütig darüber zu sprechen oder mich auch Dir zeigen zu wollen; ich bediene<br />

mich des Mittelwortes, daß ich hoffe, daß wir uns als Freunde wieder finden werden. In m<strong>ein</strong>er<br />

wissenschaftlichen Bildung, die von untergeordneten Bedürfnissen der [40] Menschen<br />

anfing, mußte ich zur Wissenschaft vorgetrieben werden, und das Ideal des Jünglingsalters<br />

mußte sich zur Reflexionsform, in <strong>ein</strong> System zugleich verwandeln; ich frage mich jetzt,<br />

während ich noch damit beschäftigt bin, welche Rückkehr zum Eingreifen in das Leben der<br />

Menschen zu finden ist. Von allen Menschen, die ich um mich sehe, sehe ich nur in Dir denjenigen,<br />

den ich auch in Rücksicht auf die Äußerung und die Wirkung auf die Welt (als) m<strong>ein</strong>em<br />

Freund finden möchte; denn ich sehe, daß Du r<strong>ein</strong>, d. h. mit ganzem Gemüte und ohne<br />

Eitelkeit, den Menschen gefaßt hast. Ich schaue darum auch, in Rücksicht auf mich, so voll<br />

Zutrauen auf Dich, daß Du m<strong>ein</strong> uneigennütziges Bestreben, wenn s<strong>ein</strong>e Sphäre auch niedriger<br />

wäre, erkennest und <strong>ein</strong>en Wert in ihm finden könntest‘.“ 1<br />

Hegel kam im Jahre 1801, der Einladung Schellings folgend und bei diesem Wohnung nehmend,<br />

ohne Umweg nach Jena, wo er sich sofort an die Arbeit machte, s<strong>ein</strong>e Studien voranzutreiben.<br />

Er verfaßte und veröffentlichte in den folgenden sechs Jahre <strong>ein</strong>e Reihe von größeren<br />

und kl<strong>ein</strong>eren Schriften, „die s<strong>ein</strong> Ansehen begründen sollten“. 2<br />

Die Abfassung s<strong>ein</strong>er „ersten philosophischen Schrift“ mit dem bereits oben erwähnten Titel<br />

‚Differenz des Fichteschen und Schellingschen Systems der Philosophie‘, hatte den Anlaß<br />

in der „Verwischung der Unterschiede in beiden Systemen durch Karl Leonhard R<strong>ein</strong>hold<br />

und dessen Voraussetzung völliger Identität“. 3<br />

Weiter heißt es in der zitierten Bildmonographie über G. W. F. Hegel: „Fichtes Philosophie<br />

anerkennt er als ,unsterbliches Meisterwerk der Spekulation‘, als System genüge es doch<br />

nicht, weil Fichte ,weder den Begriff der Natur, noch den der Sittlichkeit und ästhetischen<br />

Kultur erreiche.‘<br />

[41] Trotz <strong>ein</strong>er begeisterten Zustimmung zu Schellings Natur- und Geistphilosophie machte<br />

Hegel in vorsichtiger Weise aber auch auf deren Mängel aufmerksam und stellte s<strong>ein</strong>en eigenen<br />

philosophischen Standpunkt daneben.“ 4<br />

Genauer beschrieben kann man dies in s<strong>ein</strong>er Differenzschrift finden, wo Hegel bemerkt:<br />

„Das absolute Prinzip, der <strong>ein</strong>zige Realgrund und feste Standpunkt ist sowohl in Fichtes als<br />

in Schellings Philosophie die intellektuelle Anschauung, <strong>–</strong> für die Reflexion ausgedrückt:<br />

Identität des Subjekts und Objekts. Sie wird in der Wissenschaft Gegenstand der Reflexion;<br />

und darum ist die philosophische Reflexion selbst transzendentale Anschauung, sie macht<br />

sich selbst zum Objekt und ist <strong>ein</strong>s mit ihm; hiedurch ist sie Spekulation. Die philosophische<br />

Reflexion ist bedingt, oder die transzendentale Anschauung kommt ins Bewußts<strong>ein</strong> durch<br />

freie Abstraktion von aller Mannigfaltigkeit des empirischen Bewußts<strong>ein</strong>s, und insofern ist<br />

sie <strong>ein</strong> Subjektives. Macht die philosophische Reflexion sich insofern selbst zum Gegenstand,<br />

so macht sie <strong>ein</strong> Bedingtes zum Prinzip ihrer Philosophie; um die transzendentale Anschauung<br />

r<strong>ein</strong> zu fassen, muß sie noch von diesem Subjektiven abstrahieren, daß sie ihr als Grundlage<br />

der Philosophie weder subjektiv noch objektiv sei, weder Selbstbewußts<strong>ein</strong>, der Materie<br />

entgegengesetzt, noch Materie entgegengesetzt dem Selbstbewußts<strong>ein</strong>, sondern absolute, weder<br />

subjektive, noch objektive Identität, r<strong>ein</strong>e transzendentale Anschauung. Als Gegenstand<br />

1 Ebd. S. 28 f.<br />

2 Ebd. S. 29.<br />

3 Ebd.<br />

4 Ebd.

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