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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

Staate frei oder den Staat los werde. Jenes ist <strong>ein</strong>e Petition an den Staat, diese <strong>ein</strong>e Empörung<br />

gegen den Staat“. 1<br />

Im ersten Falle handelt es sich um <strong>ein</strong>e „‚Bitte um Recht‘“; und auch wenn es <strong>ein</strong>e ernsthafte<br />

Forderung ist, so setzt die Gewährung <strong>ein</strong>es Rechtes doch den Staat als Geber voraus und das<br />

Gewährte kann nur als <strong>ein</strong> Geschenk (Gnade) betrachtet werden, gegen welches der Beschenkte<br />

sich an diesem „Heiligen“ mit Sicherheit nicht vergehen werde.<br />

[407] „Nicht im, sondern all<strong>ein</strong> gegen den Staat kann die Preßfreiheit durchgesetzt werden;<br />

sie ist, soll sie hergestellt werden, nicht als Folge <strong>ein</strong>er Bitte, sondern als das Werk <strong>ein</strong>er Empörung<br />

zu erlangen“, denn „<strong>ein</strong>e Freiheit [ist] k<strong>ein</strong>e Freiheit ..., wenn sie im Dienste des Staates,<br />

der Sitte oder des Gesetzes steht. Zwar <strong>ein</strong>e Freiheit vom Zensurzwange, ist sie doch k<strong>ein</strong>e<br />

Freiheit vom Gesetzeszwange. Es will die Presse, <strong>ein</strong>mal vom Freiheitsgelüste ergriffen,<br />

immer freier werden, bis der Schreibende sich endlich sagt: Ich bin doch dann erst gänzlich<br />

frei, wenn Ich nach Nichts frage; das Schreiben aber ist nur frei, wenn es m<strong>ein</strong> eigenes ist, das<br />

Mir durch k<strong>ein</strong>e Macht oder Autorität, durch k<strong>ein</strong>en Glauben, k<strong>ein</strong>e Scheu diktiert wird; die<br />

Presse muß nicht frei s<strong>ein</strong> <strong>–</strong> das ist zuwenig <strong>–</strong>, sie muß m<strong>ein</strong> s<strong>ein</strong>: Preßeigenheit oder Preßeigentum,<br />

das ist’s, was Ich Mir nehmen will.“ 2<br />

Somit kommt er zu dem Schluß: „‚Mag m<strong>ein</strong> Volk der Preßfreiheit entbehren, Ich suche Mir<br />

<strong>ein</strong>e List oder Gewalt aus, um zu drucken <strong>–</strong> die Druckerlaubnis hole Ich Mir nur von <strong>–</strong> Mir<br />

und M<strong>ein</strong>er Kraft.‘<br />

‚Ist die Presse m<strong>ein</strong> eigen, so bedarf Ich für ihre Anwendung sowenig <strong>ein</strong>er Erlaubnis des<br />

Staates, als Ich diese nachsuche, um m<strong>ein</strong>e Nase zu schneuzen. M<strong>ein</strong> Eigentum ist die Presse<br />

von dem Augenblicke an, wo Mir nichts mehr über Mich geht: denn von diesem Moment an<br />

hört Staat, Kirche, Volk, Gesellschaft u. dgl. auf, weil sie nur der Mißachtung, welche Ich vor<br />

Mir habe, ihre Existenz verdanken, und mit dem Verschwinden dieser Geringschätzung selbst<br />

erlöschen: sie sind nur, wenn sie über Mir sind, sind nur als Mächte und Mächtige. [Oder<br />

könnt Ihr Euch <strong>ein</strong>en Staat denken, dessen Einwohner allesamt sich nichts aus ihm machen?<br />

der wäre so gewiß <strong>ein</strong> Traum, <strong>ein</strong>e Sch<strong>ein</strong>existenz, als das ‚<strong>ein</strong>ige Deutschland‘.<br />

‚Die Presse ist m<strong>ein</strong> eigen, sobald Ich selbst m<strong>ein</strong> eigen,] <strong>ein</strong> Eigner bin: dem Egoisten gehört<br />

die Welt, weil er k<strong>ein</strong>er Macht angehört. [‚Dabei könnte m<strong>ein</strong>e Presse immer noch sehr<br />

unfrei s<strong>ein</strong>, wie z. B. in diesem Augenblick. Die Welt ist aber groß, und man hilft sich eben,<br />

so gut es geht. Wollte Ich vom Eigentum m<strong>ein</strong>er Presse ablassen, so könnte Ich‘s leicht erreichen,<br />

daß Ich überall so viel drucken lassen dürfte, als m<strong>ein</strong>e Finger produzierten. Da Ich aber<br />

m<strong>ein</strong> Eigentum behaupten will, so muß Ich notwendig m<strong>ein</strong>e F<strong>ein</strong>de übers Ohr hauen.<br />

‚‚Würdest Du ihre Erlaubnis nicht annehmen, wenn sie Dir gegeben würde?‘‘ Gewiß, mit<br />

Freuden; denn ihre Erlaubnis wäre Mir <strong>ein</strong> Beweis, daß Ich sie betört und auf den Weg des<br />

Verderbens gebracht habe. Um ihre Erlaubnis ist Mir‘s nicht zu tun, desto mehr aber um ihre<br />

Torheit und ihre Niederlage. Ich werbe nicht um ihre Erlaubnis, als schmeichelte Ich Mir,<br />

gleich den politischen Liberalen, daß Wir beide, sie und Ich, neben- und mit<strong>ein</strong>ander friedlich<br />

auskommen, ja wohl gar <strong>ein</strong>er den andern heben und unterstützen können, sondern Ich werbe<br />

darum, um sie an derselben verbluten zu lassen, damit endlich die Erlaubenden selbst aufhören.<br />

Ich handle als bewußter F<strong>ein</strong>d, indem Ich sie übervorteile und ihre Unbedachtsamkeit<br />

benutze.‘<br />

‚M<strong>ein</strong> ist die Presse, wenn Ich über ihre Benutzung durch]aus k<strong>ein</strong>en Richter außer Mir anerkenne,<br />

d. h. wenn Ich nicht mehr durch die Sittlichkeit oder die Religion oder den Respekt<br />

vor den Staatsgesetzen u. dgl. bestimmt werde zu schreiben, sondern durch Mich und m<strong>ein</strong>en<br />

1 EE 313.<br />

2 EE 315.

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