Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?
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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />
werden; für <strong>ein</strong>zige Bedürfnisse mußt Du Befriedigung erst suchen.“ 1<br />
Darum gibt <strong>Stirner</strong> den Rat: „... sieh‘ zu, daß Du habest, um die Erfüllung d<strong>ein</strong>er Wünsche<br />
zu <strong>–</strong> erkaufen“. 2<br />
An dieser Stelle schiebt <strong>Stirner</strong> s<strong>ein</strong>e Gedanken über das Geld <strong>ein</strong>, welche in vollständigen<br />
Umfange wieder gegeben werden sollen.<br />
„Ob das Geld unter Egoisten beizubehalten sei? <strong>–</strong> Am alten Gepräge klebt <strong>ein</strong> ererbter Besitz.<br />
Laßt Ihr Euch nicht mehr damit bezahlen, so ist es ruiniert, tut Ihr nichts für dieses Geld,<br />
so kommt es um alle Macht. Streicht das Erbe und Ihr habt das Gerichtssiegel des Exekutors<br />
abgebrochen. Jetzt ist ja Alles <strong>ein</strong> Erbe, sei es schon geerbt oder erwarte es s<strong>ein</strong>en Erben. Ist<br />
es das Eure, was laßt Ihr‘s Euch versiegeln, warum achtet Ihr das Siegel?<br />
Warum aber sollt Ihr k<strong>ein</strong> neues Geld kreieren? Vernichtet Ihr denn die Ware, indem Ihr das<br />
Erbgepräge von ihr nehmt? Nun, das Geld ist <strong>ein</strong>e Ware, und zwar <strong>ein</strong> wesentliches Mittel<br />
oder Vermögen. Denn es schützt vor der Verknöcherung des Vermögens, hält es im Fluß und<br />
bewirkt s<strong>ein</strong>en Umsatz. Wißt Ihr <strong>ein</strong> besseres Tauschmittel, immerhin; doch wird es wieder<br />
<strong>ein</strong> ,Geld‘ s<strong>ein</strong>. Nicht das Geld tut Euch Schaden, sondern euer Unvermögen, es zu nehmen.<br />
Laßt euer Vermögen wirken; nehmt Euch zusammen, und es wird an Geld <strong>–</strong> an eurem Gelde,<br />
dem Gelde eures Gepräges <strong>–</strong> nicht fehlen. Arbeiten aber, das nenne Ich nicht ,euer Vermögen<br />
wirken lassen‘. Die nur ,Arbeit suchen‘ und ,tüchtig arbeiten wollen‘, bereiten sich selbst die<br />
unausbleibliche <strong>–</strong> Arbeitslosigkeit.<br />
Vom Gelde hängt Glück und Unglück ab. Es ist darum in der Bürgerperiode <strong>ein</strong>e Macht,<br />
weil es nur wie <strong>ein</strong> Mädchen umworben, von Niemand unauflöslich geehelicht wird. Alle<br />
[400] Romantik und Ritterlichkeit des Werbens um <strong>ein</strong>en teuren Gegenstand lebt in der Konkurrenz<br />
wieder auf. Das Geld, <strong>ein</strong> Gegenstand der Sehnsucht, wird von den kühnen<br />
,Industrierittern‘ entführt.<br />
Wer das Glück hat, führt die Braut heim. Der Lump hat das Glück; er führt sie in s<strong>ein</strong> Hauswesen,<br />
die ,Gesellschaft‘ <strong>ein</strong> und vernichtet die Jungfrau. In s<strong>ein</strong>em Hause ist sie nicht mehr<br />
Braut, sondern Frau, und mit der Jungfräulichkeit geht auch der Geschlechtsname verloren.<br />
Als Hausfrau heißt die Geldjungfer ,Arbeit‘, denn ,Arbeit‘ ist der Name des Mannes. Sie ist<br />
<strong>ein</strong> Besitz des Mannes.<br />
Um dieses Bild zu Ende zu bringen, so ist das Kind von Arbeit und Geld wieder <strong>ein</strong> Mädchen,<br />
<strong>ein</strong> unverehelichtes, also Geld, aber mit der gewissen Abstammung von der Arbeit, s<strong>ein</strong>em<br />
Vater. Die Gesichtsform, das ,Bild‘, trägt <strong>ein</strong> anderes Gepräge.“ 3<br />
Schließlich kehrt <strong>Stirner</strong> noch <strong>ein</strong>mal zum Begriff der Konkurrenz zurück. Er behauptet, sie<br />
habe „gerade dadurch Bestand, daß nicht Alle sich ihrer Sache annehmen und sich über sie<br />
mit<strong>ein</strong>ander verständigen“. 4<br />
Darum darf es nicht verwundern, wenn „Ich Mich nicht um m<strong>ein</strong>e Sache bekümmere, so<br />
muß Ich mit dem vorlieb nehmen, was Andern Mir zu gewähren beliebt“, deshalb lautet <strong>Stirner</strong>s<br />
Absicht: „Was Jeder braucht, an dessen Herbeischaffung und Hervorbringung sollte sich<br />
auch Jeder beteiligen; es ist s<strong>ein</strong>e Sache, s<strong>ein</strong> Eigentum, nicht Eigentum des zünftigen oder<br />
konzessionierten Meisters.“ 5<br />
Mit <strong>ein</strong>em kurzen Rückblick versucht <strong>Stirner</strong> auf neue Aspekte s<strong>ein</strong>er Betrachtungen überzuleiten.<br />
„Den Kindern dieser Welt, den Menschenkindern, gehört die Welt; sie ist nicht mehr Gottes,<br />
sondern des Menschen Welt. [401] So viel jeder Mensch von ihr sich verschaffen kann, nen-<br />
1 EE 304.<br />
2 EE 305.<br />
3 EE 305 f.<br />
4 EE 306.<br />
5 EE 306.