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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

mögen, durch welches all<strong>ein</strong> Wir ,vermögend‘ sind; denn man ist nur so weit Eigentümer,<br />

als der Arm unserer Macht reicht.<br />

... Das wahre Zahlungsmittel bleibt ... das Vermögen. Mit dem, was Du ,im Vermögen‘<br />

hast, bezahlst Du. Darum denke auf die Vergrößerung d<strong>ein</strong>es Vermögens.“ 1<br />

<strong>Stirner</strong> tritt jedoch dem Wahlspruch „‚Einem Jeden nach s<strong>ein</strong>em Vermögen!‘“ mit Entschiedenheit<br />

entgegen.<br />

Denn: „Wer soll Mir nach m<strong>ein</strong>em Vermögen geben? Die Gesellschaft? Da müßte Ich Mir<br />

die Schätzung gefallen lassen. Vielmehr werde Ich Mir nach m<strong>ein</strong>em Vermögen nehmen.“ 2<br />

Ebenso lehnt er den Satz „‚Allen gehört Alles!‘“ ab. „Dieser ... stammt aus derselben gehaltlosen<br />

Theorie. Jedem gehört nur, was er vermag. Sage Ich: Mir gehört die Welt, so ist das<br />

eigentlich leeres Gerede, das nur insofern Sinn hat, als Ich k<strong>ein</strong> fremdes Eigentum respektiere.<br />

Mir gehört aber so viel, als Ich vermag oder Vermögen habe.<br />

Man ist nicht wert zu haben, was man sich aus Schwachheit nehmen läßt; man ist‘s nicht<br />

wert, weil man‘s nicht fähig ist.“ 3<br />

[394] Demgemäß sieht er den Unterschied zwischen Armen und Reichen darin, daß zwischen<br />

den beiden k<strong>ein</strong> anderer Unterschied besteht, „als der des Vermögens und Unvermögens,<br />

der Vermögenden und Unvermögenden“. 4<br />

So haben denn auch die Unvermögenden <strong>ein</strong> Interesse an der „Teilung“.<br />

Was die Konkurrenz betrifft, so ist mit ihr „weniger die Absicht verbunden, die Sache am<br />

besten zu machen, als die andere, sie möglichst <strong>ein</strong>träglich, ergiebig zu machen“. 5 Mit anderen<br />

Worten: „Man verrichtet die Sache nur vorgeblich um der Sache willen, in der Tat aber<br />

wegen des Gewinnes, den sie abwirft“, denn „man muß ja doch vor allen Dingen <strong>–</strong> leben.<br />

So ist dies Treiben <strong>ein</strong> Kampf ums liebe Leben, und in stufenweiser Steigerung um mehr<br />

oder weniger ,Wohlleben‘“. 6<br />

Diese kontinuierliche Bestrebung jedoch „läßt Uns nicht zu Atem, zu <strong>ein</strong>em ruhigen Genusse<br />

kommen: Wir werden unsers Besitzes nicht froh“. 7<br />

Die von den Sozialen vorgestellte Gesellschaft berücksichtigt „nur die gem<strong>ein</strong>nützigen oder<br />

menschlichen Arbeiten“ und „so bleibt, wer Einziges leistet“ <strong>–</strong> <strong>Stirner</strong> bezieht sich dabei u. a.<br />

auf die Künstler <strong>–</strong> „ohne ihre Fürsorge, ja er kann sich durch ihre Dazwischenkunft gestört<br />

finden. Der Einzige wird sich wohl aus der Gesellschaft hervorarbeiten, aber die Gesellschaft<br />

bringt k<strong>ein</strong>en Einzelnen hervor“. 8 Darum erachten sie es für notwendig, sich über die<br />

menschlichen Arbeiten zu <strong>ein</strong>igen.<br />

Von der Herrschaft des Bürgertums war dasjenige, „wozu alle Menschen befähigt sind oder<br />

befähigt werden können“, an Wenige geknüpft: <strong>ein</strong> Privilegium.<br />

[395] Dieses wurde durch das Bürgertum entwertet, denn es schien ihm gerecht, „freizugeben<br />

Alles, was für jeden ,Menschen‘ dazus<strong>ein</strong> schien. Aber, weil freigegeben, war es doch<br />

K<strong>ein</strong>em gegeben, sondern vielmehr Jedem überlassen, es durch s<strong>ein</strong>e menschlichen Kräfte zu<br />

erhaschen. Dadurch ward der Sinn auf den Erwerb des Menschlichen, das fortan Jedem winkte,<br />

gewendet, und es entstand <strong>ein</strong>e Richtung, welche man unter dem Namen des<br />

,Materialismus‘ so laut beklagen hört“. 9<br />

1 EE 295 f.<br />

2 EE 296.<br />

3 EE 296.<br />

4 EE 296.<br />

5 EE 297.<br />

6 EE 297.<br />

7 EE 298.<br />

8 EE 298.<br />

9 EE 298.

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