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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

die Mittel zum Konkurrieren zu Gebote stehen, weil sie nicht aus der Persönlichkeit entnommen<br />

sind, sondern aus der Zufälligkeit. Die meisten sind unbemittelt und deshalb unbegütert“.<br />

1<br />

Deshalb fordern die sozialen Liberalen „für Alle die Mittel und erzielen <strong>ein</strong>e Mittel bietende<br />

Gesellschaft“. 2<br />

Von nun an gilt nicht mehr der „Geldwert“, das Innehaben <strong>ein</strong>es Ererbten, sondern „d<strong>ein</strong>e<br />

Arbeitskräfte“ als „d<strong>ein</strong> Vermögen, ... D<strong>ein</strong>e Arbeit ist d<strong>ein</strong> Vermögen! Du bist nur Herr oder<br />

Inhaber des Erarbeiteten, nicht des Ererbten“. 3 Dagegen hegt <strong>Stirner</strong> jedoch Bedenken: „Ist<br />

denn aber wirklich, wie die Kommunisten m<strong>ein</strong>en, m<strong>ein</strong>e Arbeit m<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziges Vermögen,<br />

oder besteht dies nicht vielmehr in allem, was Ich vermag? Und muß nicht die Arbeitergesellschaft<br />

selbst dies <strong>ein</strong>räumen, indem sie z. B. auch die Kranken, [392] Kinder, Greise, kurz die<br />

Arbeitsunfähigen unterhält? Diese vermögen noch immer gar manches, z. B. ihr Leben zu erhalten,<br />

statt es sich zu nehmen. Vermögen sie es über Euch, daß Ihr ihren Fortbestand begehrt,<br />

so haben sie <strong>ein</strong>e Gewalt über Euch. Wer platterdings k<strong>ein</strong>e Macht über Euch übte,<br />

dem würdet Ihr nichts gewähren; er könnte verkommen.<br />

Also was Du vermagst, ist d<strong>ein</strong> Vermögen! Vermagst Du Tausenden Lust zu bereiten, so<br />

werden Tausende Dich dafür honorieren, es stände ja in d<strong>ein</strong>er Gewalt, es zu unterlassen, daher<br />

müssen sie d<strong>ein</strong>e Tat erkaufen. Vermagst Du k<strong>ein</strong>en für Dich <strong>ein</strong>zunehmen, so magst Du<br />

eben verhungern.<br />

Soll Ich nun etwa der Vielvermögende, vor den Unvermögenderen nichts voraus haben?<br />

Wir sitzen Alle im Vollen; soll ich nun nicht zulangen, so gut Ich kann, und nur abwarten,<br />

wieviel Mir bei <strong>ein</strong>er gleichen Teilung bleibt?“ 4<br />

Die „Verteilung“ <strong>–</strong> „das Prinzip der Lumpengesellschaft“ <strong>–</strong> erhebt sich gegen die „freie“<br />

Konkurrenz des bürgerlichen, politischen Liberalismus.<br />

<strong>Stirner</strong> artikuliert s<strong>ein</strong>e Einwände gegen dieses Prinzip folgendermaßen: „Für <strong>ein</strong>en bloßen<br />

Teil, Teil der Gesellschaft, angesehen zu werden, erträgt der Einzelne nicht, weil er<br />

mehr ist; s<strong>ein</strong>e Einzigkeit wehrt diese beschränkte Auffassung ab.<br />

Daher erwartet er s<strong>ein</strong> Vermögen nicht von der Zuteilung Anderer ... er erwartet s<strong>ein</strong><br />

Vermögen vielmehr von sich und sagt nun: was Ich zu haben vermag, das ist m<strong>ein</strong><br />

Vermögen.“ 5<br />

Wie der Egoist dabei verfährt, legt er ihm solcherart in den Mund: „Egoistisch verfahrt Ihr,<br />

wenn Ihr <strong>ein</strong>ander weder als Inhaber noch als Lumpe oder Arbeiter achtet, sondern als <strong>ein</strong>en<br />

Teil eures Vermögens, als ,brauchbare Subjekte‘. Dann werdet Ihr weder dem Inhaber<br />

(,Eigentümer‘) für s<strong>ein</strong>e Habe etwas geben, noch dem, der arbeitet, sondern all<strong>ein</strong> dem, den<br />

Ihr braucht. ...<br />

[393] Sagt man, die Konkurrenz stelle Alles Allen offen, so ist der Ausdruck nicht genau,<br />

und man faßt es besser so: sie macht Alles käuflich. Indem sie es ihnen preisgibt, überläßt sie<br />

es ihrem Preise oder ihrer Schätzung und fordert <strong>ein</strong>en Preis dafür.<br />

All<strong>ein</strong> die Kauflustigen ermangeln meistens der Mittel, sich zu Käufern zu machen: sie haben<br />

k<strong>ein</strong> Geld. Für Geld sind also zwar die käuflichen Sachen zu haben ..., aber gerade am<br />

Gelde fehlt‘s. Wo Geld, dies gangbare oder kursierende Eigentum, hernehmen? Wisse denn,<br />

Du hast so viel Geld als Du <strong>–</strong> Gewalt hast; denn Du giltst so viel, als Du Dir Geltung<br />

verschaffst.<br />

Man bezahlt nicht mit Geld, woran Mangel <strong>ein</strong>treten kann, sondern mit s<strong>ein</strong>em Ver-<br />

1 EE 293.<br />

2 EE 293.<br />

3 EE 293.<br />

4 EE 294.<br />

5 EE 294.

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