Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?
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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />
ne.“ 1<br />
[390] Abschließend bemerkt <strong>Stirner</strong>, daß sich die Eigentumsfrage nicht „so gütlich“ lösen<br />
läßt, wie dies Sozialisten und Kommunisten dies erträumen.<br />
„Sie wird nur gelöst durch den Krieg Aller gegen Alle. Die Armen werden nur frei und<br />
Eigentümer, wenn sie sich <strong>–</strong> empören, emporbringen, erheben.“ 2<br />
In diesem großen Abschnitt über das menschliche Mit<strong>ein</strong>ander (‚m<strong>ein</strong> Verkehr‘) betrachtet<br />
<strong>Stirner</strong> als nächstes die Konkurrenz, die sich aufs „genaueste mit dem Prinzip der Bürgerlichkeit<br />
verbunden zeigt“. 3<br />
„Ist sie etwas Anderes als die Gleichheit (egalité)?“ 4 Ein Erzeugnis der Revolution, welche<br />
vom Bürgertum hervorgebracht wurde. Jedem steht es frei, „mit Allen im Staate ... zu wetteifern<br />
... Unter<strong>ein</strong>ander seid Ihr frei im Konkurrieren, seid Konkurrenten; das ist eure gesellschaftliche<br />
Stellung. Vor mir, dem Staate, aber seid Ihr nichts als ,simple Individuen‘!<br />
Was in prinzipieller oder theoretischer Form als die Gleichheit Aller aufgestellt wurde, das<br />
hat eben in der Konkurrenz s<strong>ein</strong>e Verwirklichung und praktische Ausführung gefunden, denn<br />
die egalité ist die <strong>–</strong> freie Konkurrenz. Alle sind vor dem Staate <strong>–</strong> simple Individuen, in der<br />
Gesellschaft oder im Verhältnis zu <strong>ein</strong>ander <strong>–</strong> Konkurrenten“. 5<br />
<strong>Stirner</strong> überlegt nun, ob denn die „frei Konkurrenz“ wirklich „frei“ sei; „ja ist sie wirkliche<br />
<strong>ein</strong>e ,Konkurrenz‘, nämlich der Personen, wofür sie sich ausgibt, weil sie auf diesen Titel ihr<br />
Recht gründet? Sie ging ja daraus hervor, daß die Personen gegen alle persönliche Herrschaft<br />
frei wurden.“ 6<br />
[391] <strong>Stirner</strong>s Antwort fällt <strong>ein</strong>deutig aus: „Die freie Konkurrenz ist nicht ,frei‘, weil Mir<br />
die Sache zur Konkurrenz fehlt. Gegen m<strong>ein</strong>e Person läßt sich nichts <strong>ein</strong>wenden, aber weil<br />
Ich die Sache nicht habe, so muß auch m<strong>ein</strong>e Person zurücktreten. Und wer hat die nötige Sache?<br />
... der Staat ...<br />
Dies also ist die ,Freiheit‘ der Konkurrenz. Der Staat, m<strong>ein</strong> Herr, befähigt Mich erst zum<br />
Konkurrieren.<br />
Konkurrieren aber wirklich die Personen? N<strong>ein</strong>, wiederum nur die Sachen! Die Gelder in<br />
erster Reihe usw.<br />
[In dem Wettstreit wird immer Einer hinter dem Andern zurückbleiben (z. B. <strong>ein</strong> Dichterling<br />
hinter <strong>ein</strong>em Dichter). All<strong>ein</strong> es macht <strong>ein</strong>en Unterschied, ob die fehlenden Mittel des unglücklichen<br />
Konkurrierenden persönliche oder sächliche sind, und ebenso, ob die sächlichen<br />
Mittel durch persönliche Kraft gewonnen werden können oder nur durch Gnade zu erhalten<br />
sind, nur als Geschenk, und zwar, indem z. B. der Ärmere dem Reichen s<strong>ein</strong>en Reichtum lassen,<br />
d. h. schenken muß. Muß Ich aber überhaupt auf die Genehmigung des Staates] warten,<br />
um die Mittel zu erhalten oder zu gebrauchen ... so habe Ich die Mittel durch die Gnade des<br />
Staates.<br />
Freie Konkurrenz hat also nur folgenden Sinn: Alle gelten dem Staate als s<strong>ein</strong>e gleichen<br />
Kinder, und jeder kann laufen und rennen, um sich die Güter und Gnadenspenden des Staates<br />
zu verdienen. Darum jagen auch alle nach der Habe, dem Haben, dem Besitz (sei es von Geld<br />
oder Ämtern, Ehrentiteln usw.), nach der Sache.“ 7<br />
Die Konkurrenz im bürgerlichen Liberalismus „leidet an dem Übelstande, daß nicht Jedem<br />
1 EE 287 f.<br />
2 EE 288.<br />
3 EE 289.<br />
4 EE 289.<br />
5 EE 289 f.<br />
6 EE 290.<br />
7 EE 291 f. [Der in der eckigen Klammer befindliche Teil des Zitates wurde ohne Angaben von Gründen ausgelassen.<br />
KWF] <strong>–</strong> Das Wort „Sache“ im ersten Satz im Original gesperrt.