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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

Religion zu proklamieren, <strong>ein</strong> neues Absolutes, <strong>ein</strong> Ideal aufzustellen, nämlich die Freiheit.<br />

Die Menschen sollen frei werden ... Die Freiheit würde dann, wie bisher der Glaube als Kirche,<br />

die Sittlichkeit als Staat, so als <strong>ein</strong>e neue Gem<strong>ein</strong>de sich konstituieren und von ihr aus<br />

<strong>ein</strong>e gleiche ,Propaganda‘ betreiben.“ 1<br />

[375] Dem „Prinzip, aus Uns etwas zu machen“, dieser „Erneuerung der alten Fürsorge“ 2 sei<br />

entgegenzutreten.<br />

<strong>Stirner</strong> m<strong>ein</strong>t, daß man wohl „mit Feuerbach und Andern sagen [kann], daß die Religion das<br />

Menschliche aus dem Menschen hinausgerückt und in <strong>ein</strong> Jenseits so verlegt habe, als <strong>ein</strong><br />

,Gott‘ s<strong>ein</strong> eigenes Das<strong>ein</strong> führte; all<strong>ein</strong> der Irrtum der Religion ist damit k<strong>ein</strong>eswegs erschöpft.<br />

Man könnte sehr wohl die Persönlichkeit des entrückten Menschlichen fallen lassen,<br />

könnte den Gott ins Göttliche verwandeln, und man bliebe dennoch religiös. Denn das Religiöse<br />

besteht in der Unzufriedenheit mit den gegenwärtigen Menschen ... es besteht in der<br />

Fixierung <strong>ein</strong>es Ideals, <strong>ein</strong>es Absoluten. Die Vollkommenheit ist das ,höchste Gut‘ ...; das<br />

Ideal <strong>ein</strong>es Jeden ist der vollkommene Mensch, der wahre, der freie Mensch usw.“. 3<br />

Mithin zielen die Bestrebungen der Neuzeit dahin, „das Ideal des ,freien Menschen‘ aufzustellen.<br />

Könnte man‘s finden, gäb‘s <strong>ein</strong>e neue <strong>–</strong> Religion, weil <strong>ein</strong> neues Ideal, gäbe <strong>ein</strong> neues<br />

Sehen, <strong>ein</strong> neues Abquälen, <strong>ein</strong>e neue Andacht, <strong>ein</strong>e neue Gottheit, <strong>ein</strong>e neue Zerknirschung.<br />

Mit dem Ideal der ,absoluten Freiheit‘ wird dasselbe Unwesen getrieben, wie mit allem Absoluten<br />

...“. 4<br />

Bei allen Versuchen der Verwirklichung dieses Ideals, sieht <strong>Stirner</strong> <strong>ein</strong>en Irrtum der Vertreter<br />

dieser Richtung darin, daß k<strong>ein</strong>er von ihnen den Wert des Menschen „in die Ausschließlichkeit,<br />

sondern in die Verbundenheit [setzt] oder in das ,Band‘, welches ihn mit Andern zusammenschließt,<br />

in die Blutsbande, Nationalbande, Menschheitsbande“. 5<br />

So erwähnt <strong>Stirner</strong> abermals die „Nationalen“, durch welche <strong>ein</strong>e Streit in Gang gekommen<br />

ist zwischen jenen, die „bloß ... menschliche Blutsbande zu haben m<strong>ein</strong>en, und den andern,<br />

welche auf ... die speziellen Blutsbande pochen.“ 6<br />

[376] <strong>Stirner</strong> sieht jedoch in der „Nationalität ... m<strong>ein</strong>e Eigenschaft“, in der „Nation aber<br />

m<strong>ein</strong>e Eignerin und Herrin“. 7 Letztendlich gibt er mit Einschränkungen beiden Recht.<br />

„Die Nationalen haben Recht; man kann s<strong>ein</strong>e Nationalität nicht verleugnen, und die Humanen<br />

haben Recht: man muß nicht in der Borniertheit des Nationalen bleiben. In der Einzigkeit<br />

löst sich der Widerspruch: das Nationale ist m<strong>ein</strong>e Eigenschaft. Ich aber gehe nicht in M<strong>ein</strong>er<br />

Eigenschaft auf, wie auch das menschliche m<strong>ein</strong>e Eigenschaft ist, Ich aber dem Menschen<br />

erst durch m<strong>ein</strong>e Einzigkeit Existenz gebe.<br />

Die Geschichte sucht den Menschen: er ist aber Ich, Du, Wir. Gesucht als <strong>ein</strong> mysteriöses<br />

Wesen, als das Göttliche, erst als der Gott, dann als der Mensch (die Menschlichkeit, Humanität<br />

und Menschheit), wird er gefunden als der Einzelne, der Endliche, der Einzige.“ 8<br />

Das bedeutet für <strong>Stirner</strong>: „Ich bin Eigner der Menschheit, bin die Menschheit und tue<br />

nichts für das Wohl <strong>ein</strong>er andern Menschheit. Tor, der Du <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>zige Menschheit bist,<br />

daß Du Dich aufspreizest, für <strong>ein</strong>e andere, als Du selbst bist, leben zu wollen.“ 9<br />

Da das von <strong>Stirner</strong> „bisher betrachtete Verhältnis M<strong>ein</strong>er zur Menschenwelt ... <strong>ein</strong>en solchen<br />

1 EE 267 f.<br />

2 EE 268.<br />

3 EE 268 f.<br />

4 EE 269.<br />

5 EE 270.<br />

6 EE 270.<br />

7 EE 270.<br />

8 EE 270 f.<br />

9 EE 271.

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