Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?
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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />
Auftritt alle überholt“. 1<br />
In Schellings philosophischem Denken unterscheidet man „üblicherweise drei Perioden“ (G.<br />
Pöltner): „1) die Frühperiode, die sich zunächst im Anschluß an Fichte vollzieht und sodann<br />
zur Ausbildung der Natur- und Transzendentalphilosophie sowie zur Ausarbeitung der Identitätsphilosophie<br />
führt (bis ca. 1803), 2) die Übergangsphase, in der die Basis der Spätphilosophie<br />
gelegt wird (Religionsschrift, Freiheitsschrift, Arbeit an der Philosophie der Weltalter <strong>–</strong><br />
bis ca. 1827), 3) Spätphilosophie, beginnend mit den Münchner Vorlesungen 1827, Fortsetzung<br />
in der Berliner Lehrtätigkeit (Vorlesungen zur Philosophie der Mythologie und der Philosophie<br />
der Offenbarung).“ (G. Pöltner)<br />
[34] Dem von s<strong>ein</strong>en Vater „größtenteils selbst unterrichtete(n) Schelling waren bei s<strong>ein</strong>em<br />
Eintritt ins Stift bereits ,Platon, Leibniz und Herder vertraut‘, so lernte er nun ,auch den Kritizismus<br />
und Spinoza kennen‘.“ (H. Glockner)<br />
„Ins letzte Jahr des Tübinger Aufenthalts (1794/95) fallen zwei Veröffentlichungen, in denen<br />
er sich zu Fichte bekennt: ‚Über die Möglichkeit <strong>ein</strong>er Form der Philosophie‘ und ‚Vom<br />
Ich als Prinzip der Philosophie‘.<br />
Man darf sagen, daß Schelling als Zwanzigjähriger den Standpunkt der Wissenschaftslehre<br />
vertritt und die Bedeutung des Mythos für die Religionsphilosophie erkannt hat. Auf dem <strong>ein</strong>en<br />
wie auf dem anderen Weg ging er weiter.“ 2<br />
Hegel zollte in s<strong>ein</strong>en Briefen an Schelling dessen Veröffentlichungen „hohe Anerkennung“,<br />
schweigt jedoch über s<strong>ein</strong>e eigenen systematischen Studien.<br />
Vielleicht hält er sie im Vergleich zu denjenigen s<strong>ein</strong>es rasch aufsteigenden jüngeren Freundes<br />
für nicht erwähnenswert. Mit langsamen Schritten, wie es in s<strong>ein</strong>er Natur lag, folgte er<br />
dem Vorbild nach ... Schelling hatte bereits mit siebzehn Jahren ... <strong>ein</strong>e Aufsatz veröffentlicht<br />
... Bis 1796 entwickelte er den ,Standpunkt der Wissenschaftslehre‘ ganz selbständig, dann<br />
den ,Standpunkt der Naturphilosophie‘ und konnte als Sechsundzwanzigjähriger bereits s<strong>ein</strong><br />
,System des transzendentalen Idealismus‘ vorlegen“. 3<br />
Auch Fichte wurde auf Schelling aufmerksam, vor allem durch die Schrift ‚Vom Ich als<br />
Prinzip der Philosophie‘, die er für „<strong>ein</strong>e brauchbare Einführung in die Wissenschaftslehre“<br />
hielt. 4 Er interessierte sich auch für die weiteren Arbeiten Schellings und hatte nichts gegen<br />
„s<strong>ein</strong>e zusätzliche Berufung als unbesoldeter Professor“ 5 , die dem damals Dreiundzwanzigjährigen<br />
durch Vermittlung Goethes im [35] Jahre 1798 auch tatsächlich zu Teil wurde, nicht<br />
ahnend, daß er binnen „Jahresfrist s<strong>ein</strong> (Fichtes) Nachfolger“ (H. Glockner) auf dem Lehrstuhl<br />
in Jena werden sollte.<br />
Wohl schätzte Fichte in Folge den Verfasser der ‚Idee zu <strong>ein</strong>er Philosophie der Natur‘<br />
(1797), „doch kam es weder zu gem<strong>ein</strong>schaftlicher Arbeit, noch zu freundschaftlichem Verkehr.<br />
Auch war die philosophische Über<strong>ein</strong>stimmung nicht so vollständig, wie der Meister<br />
m<strong>ein</strong>te“. 6<br />
Die Anfänge der Schellingschen Philosophie sind ganz von Fichte bestimmt; auch Hegel<br />
bemerkt dazu, „Schellings erste Schriften sind ganz Fichtisch, und nur nach und nach hat er<br />
sich von der Form Fichtes losgemacht“ 7 , und weiter:<br />
„Schelling hat s<strong>ein</strong>e philosophische Ausbildung vor dem Publikum gemacht. Die Reihe s<strong>ein</strong>er<br />
philosophischen Schriften ist zugleich Geschichte s<strong>ein</strong>er philosophischen Bildung und<br />
1 Ebd.<br />
2 Glockner, H.: Europ. Philosophie. S. 744.<br />
3 Schröter, K.: Hegel. S. 23.<br />
4 Glockner, H.: Europ. Philosophie. S. 745.<br />
5 Ebd.<br />
6 Ebd.<br />
7 Hegel: Werke Bd. 20. S. 421.