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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

von Allem nicht. Innerlich kann man trotz des Zustandes der Sklaverei frei s<strong>ein</strong>, obwohl auch<br />

wieder nur von Allerlei, nicht von Allem; aber von der Peitsche, von der gebieterischen Laune<br />

usw. des Herrn wird man als Sklave nicht frei. ,Freiheit lebt nur im Reich der Träume‘!<br />

Dagegen Eigenheit, das ist m<strong>ein</strong> ganzes Wesen und Das<strong>ein</strong>, das bin Ich selbst. Frei bin Ich<br />

von Dem, was Ich los bin, Eigner von dem, was Ich in m<strong>ein</strong>er Macht habe, oder dessen Ich<br />

mächtig bin. M<strong>ein</strong> eigen bin Ich jederzeit und unter allen Umständen, wenn Ich Mich zu haben<br />

verstehe und nicht an Andere wegwerfe. Das Freis<strong>ein</strong> kann Ich nicht wahrhaft wollen,<br />

weil Ich‘s nicht machen, nicht erschaffen kann: Ich kann nur wünschen und darnach <strong>–</strong> trachten,<br />

denn es bleibt <strong>ein</strong>e Ideal, <strong>ein</strong> Spuk ... M<strong>ein</strong> eigen aber bleibe Ich.“ 1<br />

[335] Am Beispiel <strong>ein</strong>es Sklaven, der von den Schlägen s<strong>ein</strong>es Herren gep<strong>ein</strong>igt wird, versucht<br />

er die Eigenheit zu verdeutlichen. (vgl. Hegel: Herrschaft und Knechtschaft)<br />

Die Schläge treffen den Sklaven zwar, er ist von ihnen nicht frei, aber er erduldet sie zu s<strong>ein</strong>em<br />

Nutzen, um den Sch<strong>ein</strong> der Geduld vorzutäuschen und nichts Schlimmeres auf sich zu<br />

ziehen. Er behält dabei den Eigennutz im Auge und trachtet nach der nächsten Gelegenheit,<br />

„den Sklavenbesitzer zu zertreten“ 2 und so von ihm frei zu werden. Das ist das Resultat s<strong>ein</strong>es<br />

Egoismus.<br />

„Man sagt hier vielleicht, Ich sei auch im Stande der Sklaverei ,frei‘ gewesen, nämlich ,an<br />

sich‘ oder ,innerlich‘. All<strong>ein</strong> ,an sich frei‘ ist nicht ,wirklich frei‘ und ,innerlich‘ nicht<br />

,äußerlich‘. Eigen hingegen, m<strong>ein</strong> eigen war Ich ganz und gar, innerlich und äußerlich.“ 3<br />

<strong>Stirner</strong> will die Kluft, welche zwischen Freiheit und Eigenheit besteht, ergründen. Ein Kluft,<br />

die mehr ist als <strong>ein</strong>e bloße Wortdifferenz.<br />

Der zu jeder Zeit bestehende Freiheitsdrang lief immer auf „das Verlangen nach <strong>ein</strong>er bestimmten<br />

Freiheit hinaus“, aber dieser Drang „schließt stets die Absicht auf <strong>ein</strong>e neue Herrschaft<br />

<strong>ein</strong> ...“ 4<br />

Alle wollen Freiheit, alle wollen „die Freiheit“. „Die Freiheit kann nur die ganze Freiheit<br />

s<strong>ein</strong>; <strong>ein</strong> Stück Freiheit ist nicht die Freiheit.“ 5<br />

Deshalb fordert <strong>Stirner</strong> dazu auf, von dem Phantom, dem „Unerreichbaren“ abzulassen,<br />

denn: „Was habt Ihr denn, wenn Ihr ... die vollkommene Freiheit [habt]? Dann seid Ihr Alles,<br />

Alles los ... Und um weswillen wolltet Ihr‘s denn los s<strong>ein</strong>? Doch wohl um Euretwillen ...“ 6<br />

[336] Aus diesem Grund soll man nicht nach dem Traum, der Freiheit, schnappen, sondern<br />

„den Mut ... fassen, Euch wirklich ganz und gar zum Mittelpunkt und zur Hauptsache“ machen“.<br />

Ihr sollt „euch ... und ... nach Euch“ fragen, denn „das ist praktisch, und Ihr wollt ja<br />

gerne ,praktisch‘ s<strong>ein</strong>“. 7<br />

In diesem Sinne setzt <strong>Stirner</strong> s<strong>ein</strong>e Argumentation fort. „Darum wendet Euch lieber an Euch<br />

als an eure Götter oder Götzen. Bringt aus Euch heraus, was in Euch steckt, bringt‘s zu Tage,<br />

bringt Euch zur Offenbarung.<br />

Wie Einer nur aus sich handelt und nach nichts weiter fragt, das haben die Christen in ,Gott‘<br />

zur Vorstellung gebracht. Er handelt, ,wie‘s ihm gefällt‘. Und der törichte Mensch, der‘s geradeso<br />

machen könnte, soll statt dessen handeln, wie‘s ‚Gott gefällt‘. <strong>–</strong> Sagt man, auch Gott<br />

verfahre nach ewigen Gesetzen, so paßt auch das auf Mich, da auch Ich nicht aus m<strong>ein</strong>er Haut<br />

fahren kann, sondern an m<strong>ein</strong>er ganzer Natur, d. h. an Mir m<strong>ein</strong> Gesetz habe.“ 8<br />

1 EE 173.<br />

2 EE 174.<br />

3 EE 174.<br />

4 EE 176.<br />

5 EE 176.<br />

6 EE 177.<br />

7 EE 177.<br />

8 EE 178.

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