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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

als F<strong>ein</strong>de gegen<strong>ein</strong>ander stehen, nämlich die ,Masse‘ und die ‚Kritik‘; und zwar die ,freie<br />

menschliche Kritik‘, wie sie ... genannt wird, gegenüber der rohen, z. B. religiösen Kritik“. 1<br />

Die ,Kritik‘ trägt die Hoffnung in sich, in diesem Streit als Sieger hervorzugehen und „allen<br />

Streit ... als egoistische Rechthaberei“ 2 darzustellen.<br />

<strong>Stirner</strong> betrachtet die Sachlage jedoch so, daß der ,Kritik‘ gegenüber „<strong>ein</strong> gem<strong>ein</strong>samer F<strong>ein</strong>d<br />

ins Feld rückt. ... Nun stehen die Egoisten zusammen gegen die Kritik.<br />

Wirklich die Egoisten? N<strong>ein</strong>, sie kämpfen gerade darum gegen die Kritik, weil diese sie des<br />

Egoismus beschuldigt; sie [325] sind des Egoismus nicht geständig. Mithin stehen Kritik und<br />

Masse auf derselben Basis: beide kämpfen gegen den Egoismus, beide weisen ihn von sich<br />

ab, und schieben ihn <strong>ein</strong>ander zu.<br />

Die Kritik und die Masse verfolgen dasselbe Ziel, Freiheit vom Egoismus, und hadern nur<br />

darüber, wer von ihnen dem Ziele sich am meisten nähere oder gar es erreiche“. 3<br />

Mit anderen Worten:<br />

„Egoistenf<strong>ein</strong>de sind beide, Kritik und Masse, und beide suchen sich vom Egoismus zu befreien,<br />

sowohl dadurch, daß sie sich r<strong>ein</strong>igen oder r<strong>ein</strong>waschen, als dadurch, daß sie ihn der<br />

Gegenpartei zuschreiben.“ 4<br />

So nimmt <strong>Stirner</strong> nun beide, „wofür sie sich ausgeben, für Nichtegoisten, und wofür sie <strong>ein</strong>ander<br />

nehmen, für Egoisten. Sie sind Egoisten und sind’s nicht“. 5<br />

Er baut s<strong>ein</strong>e Gedanken noch weiter aus: „Die Kritik sagt eigentlich: Du mußt d<strong>ein</strong> Ich so<br />

gänzlich von aller Beschränktheit befreien, daß es <strong>ein</strong> menschliches Ich wird. Ich sage: Befreie<br />

Dich so weit Du kannst, so hast Du das D<strong>ein</strong>ige getan; denn nicht Jedem ist es gegeben,<br />

alle Schranken zu durchbrechen, oder sprechender: Nicht Jedem ist das <strong>ein</strong>e Schranke, was<br />

für den Andern <strong>ein</strong>e ist. Folglich mühe Dich nicht an den Schranken Anderer ab; genug, wenn<br />

Du d<strong>ein</strong>e eigenen niederreißest ... Wer <strong>ein</strong>e s<strong>ein</strong>er Schranken umwirft, der kann Andern Weg<br />

und Mittel gezeigt haben; das Umwerfen ihrer Schranken bleibt ihre Sache. Auch tut K<strong>ein</strong>er<br />

etwas Anderes. Den Leuten zumuten, daß sie ganz Mensch werden, heißt sie auffordern, alle<br />

menschlichen Schranken zu stürzen. Das ist unmöglich, weil der Mensch k<strong>ein</strong>e Schranken<br />

hat. Ich habe zwar deren, aber Mich gehen auch nur die m<strong>ein</strong>igen etwas an, und nur sie können<br />

von Mir bezwungen werden. Ein menschliches Ich kann Ich nicht werden, weil Ich eben<br />

Ich und nicht bloß Mensch bin.<br />

[326] Doch sehen Wir noch, ob die Kritik Uns nicht etwas gelehrt hat, was Wir beherzigen<br />

können! Frei bin Ich nicht, wenn Ich nicht interesselos, Mensch nicht, wenn Ich nicht uninteressiert<br />

bin? Nun, verschlägt es Mir auch wenig, frei oder Mensch zu s<strong>ein</strong>, so will Ich doch<br />

k<strong>ein</strong>e Gelegenheit, Mich durchzusetzen oder geltend zu machen, ungenutzt vorbeilassen. Die<br />

Kritik bietet Mir diese Gelegenheit durch die Lehre, daß, wenn sich etwas in Mir festsetzt und<br />

unauflöslich wird, Ich der Gefangene und Knecht desselben, d. h. <strong>ein</strong> Besessener, werde. Ein<br />

Interesse, es sei wofür es wolle, hat an Mir, wenn Ich nicht davon loskommen kann, <strong>ein</strong>en<br />

Sklaven erbeutet, und ist nicht mehr m<strong>ein</strong> Eigentum, sondern Ich bin das s<strong>ein</strong>e. Nehmen wir<br />

daher die Weisung der Kritik an, k<strong>ein</strong>en Teil unsers Eigentums stabil werden zu lassen, und<br />

Uns nur wohl zu fühlen im <strong>–</strong> Auflösen.“ 6<br />

Diese Weisung der ,Kritik‘, zu kritisieren und aufzulösen, um Mensch zu werden, faßt <strong>Stirner</strong><br />

derart auf, indem er sagt:<br />

„Mensch bin Ich ohnehin, und Ich bin Ich ebenfalls; darum will Ich nur Sorge tragen, daß Ich<br />

1 EE 154 f.<br />

2 EE 155.<br />

3 EE 155.<br />

4 EE 155.<br />

5 EE 156.<br />

6 EE 156 f.

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