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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

ben. Ich will Alles s<strong>ein</strong> und Alles haben, was ich s<strong>ein</strong> und haben kann. Ob Andere Ähnliches<br />

sind und haben, was kümmert’s Mich? Das Gleiche, dasselbe können sie weder s<strong>ein</strong>,<br />

noch haben. Ich tue Ihnen k<strong>ein</strong>en Abbruch, wie Ich dem Felsen dadurch k<strong>ein</strong>en Abbruch tue,<br />

daß Ich die Bewegung vor ihm ,voraushabe‘. Wenn sie es haben könnten, so hätten sie’s.“ 1<br />

In der Forderung, k<strong>ein</strong>e Vorrechte zu haben, sieht er die „strengste Entsagungs-Theorie“ und<br />

diesem <strong>–</strong> man solle sich nicht für „etwas Besonderes“ halten <strong>–</strong> setzt er entgegen, daß „Ich ...<br />

Mich nicht für etwas Besonderes, sondern für <strong>ein</strong>zig [halte]. Ich habe wohl Ähnlichkeit mit<br />

Andern; das gilt jedoch nur für die Vergleichung oder Reflexion; in der [323] Tat bin Ich unvergleichlich,<br />

<strong>ein</strong>zig“, und darum will „Ich ... an Dir nichts anerkennen oder respektieren,<br />

weder den Eigentümer, noch den Lump, noch auch nur den Menschen, sondern Dich verbrauchen“.<br />

2<br />

<strong>Stirner</strong>s Kontroverse mit dem humanen Liberalismus gipfelt in der Behauptung, daß sich in<br />

ihm „die Lumperei [vollendet]. Wir müssen erst auf das Lumpigste, Armseligste herunterkommen,<br />

wenn Wir zur Eigenheit gelangen wollen, denn Wir müssen alles Fremde ausziehen.<br />

Lumpiger aber sch<strong>ein</strong>t nichts, als der nackte <strong>–</strong> Mensch“. 3<br />

Der Höhepunkt der Lumperei ist jedoch dann erreicht, „wenn Ich auch den Menschen wegwerfe,<br />

weil ich fühle, daß auch er Mir fremd ist, und daß ich Mir darauf nichts <strong>ein</strong>bilden darf.<br />

Es ist nicht mehr bloß Lumperei: weil auch der letzte Lumpen abgefallen ist, so steht die<br />

wirkliche Nacktheit, die Entblößung von allem Fremden da. Der Lump hat die Lumperei<br />

selbst ausgezogen und damit aufgehört zu s<strong>ein</strong>, was er war, <strong>ein</strong> Lump.<br />

Ich bin nicht mehr Lump, sondern bin’s gewesen“. 4<br />

<strong>Stirner</strong>s abschließende Betrachtung der Neuesten unter den Neuen, die er die „Freien“ nennt,<br />

dreht sich <strong>ein</strong>zig um die Frage: „Wie frei muß der Mensch s<strong>ein</strong>?“ 5<br />

Diese Frage ist allen gem<strong>ein</strong>, da sie alle liberal sind.<br />

Er behauptet, daß die Zwietracht, die zwischen den Liberalen besteht, deshalb nie zum Ausbruch<br />

kommen konnte, weil „eigentlich nur <strong>ein</strong> Streit neuer Liberaler mit veralteten Liberalen<br />

vorhanden ist, <strong>ein</strong> Streit derer, welche die ,Freiheit‘ in kl<strong>ein</strong>em Maße verstehen, und derer,<br />

welche das ,volle Maß‘ der Freiheit wollen, also der Gemäßigten und Maßlosen“. 6<br />

[324] Außer der Frage nach der Freiheit ist den Streitenden, dem gesamten Liberalismus<br />

noch <strong>ein</strong>es gem<strong>ein</strong>, nämlich „<strong>ein</strong>[en] Todf<strong>ein</strong>d“; sie haben „<strong>ein</strong>en unüberwindlichen Gegensatz,<br />

wie Gott und Teufel: dem Menschen steht der Unmensch, der Einzelne, der Egoist stets<br />

zur Seite. Staat, Gesellschaft, Menschheit bewältigen diesen Teufel nicht“. 7<br />

Der Abschnitt „Die Freien“ ist diesem Streit der Liberalen unter sich gewidmet und ist somit<br />

<strong>Stirner</strong>s Aus<strong>ein</strong>andersetzung mit s<strong>ein</strong>en Zeitgenossen und deren politischer und geistiger Haltung.<br />

So schreibt er dem humanen Liberalismus die Absicht zu, „den andern Liberalen zu zeigen,<br />

daß sie immer noch nicht die ,Freiheit‘ wollen“. 8<br />

Somit kommt er zu der Überzeugung, daß „die andern Liberalen nur ver<strong>ein</strong>zelten Egoismus<br />

vor Augen [hatten]“, und „für den größten Teil blind“ zu s<strong>ein</strong>, „so hat der radikale Liberalismus<br />

den Egoismus ,in Masse‘ gegen sich, wirft Alle, die nicht die Sache der Freiheit, wie er,<br />

zur eigenen machen, unter die Masse, so daß jetzt Mensch und Unmensch streng geschieden<br />

1 EE 152 f.<br />

2 EE 153.<br />

3 EE 153.<br />

4 EE 153 f.<br />

5 EE 154.<br />

6 EE 154.<br />

7 EE 154.<br />

8 EE 154.

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