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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

Liberalen unter sich“ 1 aus<strong>ein</strong>ander und so sieht er in der Aufforderung der „Kritik“ an den<br />

Menschen, „menschlich“ zu s<strong>ein</strong>, die „notwendige Bedingung der Geselligkeit“ ausgesprochen,<br />

denn „nur als Mensch unter Menschen ist man umgänglich. Hiermit gibt sie ihren sozialen<br />

Zweck kund, die Herstellung der ,menschlichen Gesellschaft‘“. 2<br />

[319] <strong>Stirner</strong> bezeichnet die „Kritik“ als unter den Sozialtheorien unstreitig vollendetste,<br />

„weil sie Alles entfernt ..., was den Menschen vom Menschen trennt: alle Vorrechte bis auf<br />

das Vorrecht des Glaubens. In ihr kommt das Liebesprinzip des Christentums, das wahre Sozialprinzip,<br />

zum r<strong>ein</strong>sten Vollzug, und es wird das letzte mögliche Experiment gemacht, die<br />

Ausschließlichkeit und das Abstoßen den Menschen zu benehmen: <strong>ein</strong> Kampf gegen den<br />

Egoismus in s<strong>ein</strong>er <strong>ein</strong>fachsten und darum härtesten Form, in der Form der Einzigkeit, der<br />

Ausschließlichkeit, selber.<br />

,Wie könnt Ihr wahrhaft gesellschaftlich leben, solange auch nur Eine Ausschließlichkeit<br />

zwischen Euch noch besteht?‘<br />

Ich frage umgekehrt: Wie könnt Ihr wahrhaft <strong>ein</strong>zig s<strong>ein</strong>, solange auch nur Ein Zusammenhang<br />

zwischen Euch noch besteht? Hängt Ihr zusammen, so könnt Ihr nicht von<strong>ein</strong>ander, umschließt<br />

Euch <strong>ein</strong> ,Band‘, so seid Ihr nur selbander etwas, und Euer Zwölf machen <strong>ein</strong> Dutzend,<br />

Euer Tausend <strong>ein</strong> Volk, Euer Millionen die Menschheit.<br />

,Nur wenn Ihr menschlich seid, könnt Ihr als Menschen mit<strong>ein</strong>ander umgehen, wie Ihr nur,<br />

wenn Ihr patriotisch seid, als Patrioten Euch verstehen könnt!‘<br />

Wohlan, so entgegne Ich: Nur wenn Ihr <strong>ein</strong>zig seid, könnt Ihr als das, was Ihr seid, mit<strong>ein</strong>ander<br />

verkehren“. 3<br />

Gemäß diesem Disput ist es für <strong>Stirner</strong> <strong>ein</strong>deutig, daß es gerade der schärfste Kritiker ist,<br />

welcher am schwersten vom „Fluche s<strong>ein</strong>es Prinzips“ getroffen wird.<br />

„Indem er <strong>ein</strong> Ausschließliches nach dem andern von sich tut, ... abschüttelt“ 4 , bleibt er am<br />

Ende all<strong>ein</strong> stehen. „Er gerade muß Alle ausschließen, die etwas Ausschließliches oder Privates<br />

haben, und was kann am Ende ausschließlicher s<strong>ein</strong>, als die ausschließliche, <strong>ein</strong>zige Person<br />

selber!<br />

[320] Oder m<strong>ein</strong>t er etwa, daß es besser stände, wenn Alle ,Menschen‘ würden und die Ausschließlichkeit<br />

aufgäben? Eben darum, weil ,Alle‘ bedeutet ,jeder Einzelne‘, bleibt ja der<br />

grellste Widerspruch erhalten, denn der ,Einzelne‘ ist die Ausschließlichkeit selber.“ 5<br />

So fragt er sich, obwohl jetzt das „gesellschaftliche Leben <strong>ein</strong> Ende haben“ soll; „Als ob<br />

nicht immer Einer den Andern suchen wird, weil er ihn braucht, als ob nicht Einer in den<br />

Andern sich fügen muß, wenn er ihn braucht.“ 6<br />

Der Unterschied besteht nur darin, daß jenes, was früher durch <strong>ein</strong> Band „verbunden“ war,<br />

ist jetzt nur mehr „ver<strong>ein</strong>igt“.<br />

Er verdeutlicht dies an folgendem Beispiel:<br />

„Sohn und Vater umfängt vor der Mündigkeit <strong>ein</strong> Band, nach derselben können sie selbständig<br />

zusammentreten, vor ihr gehörten sie als Familienmitglieder zusammen ..., nach ihr ver<strong>ein</strong>igen<br />

sie sich als Egoisten, Sohnschaft und Vaterschaft bleiben, aber Sohn und Vater binden<br />

sich nicht mehr daran.“ 7<br />

Für <strong>Stirner</strong> durchläuft der Liberalismus drei Wandlungen: „Erstens: Der Einzelne ist nicht<br />

der Mensch, darum gilt s<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>zelne Persönlichkeit nichts: k<strong>ein</strong> persönlicher Wille, k<strong>ein</strong>e<br />

1 Mackay: <strong>Stirner</strong>. S. 140.<br />

2 EE 147.<br />

3 EE 147 f.<br />

4 EE 148.<br />

5 EE 148.<br />

6 EE 150.<br />

7 EE 150.

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