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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

<strong>ein</strong>en ,faulen Menschen‘ ihn von der Faulheit zu r<strong>ein</strong>igen und Dich zu dem Glauben zu bekehren<br />

streben, daß das Arbeiten des Menschen ,Bestimmung und Beruf‘ sei.<br />

Darum zeigt er <strong>ein</strong> doppeltes Gesicht: mit dem <strong>ein</strong>en hat er darauf Acht, daß der geistige<br />

Mensch befriedigt werde, mit dem andern schaut er sich nach Mitteln für den materiellen<br />

oder leiblichen um. Er gibt dem Menschen <strong>ein</strong>e zwiefache Anstellung, <strong>ein</strong> Amt des materiellen<br />

Erwerbs und <strong>ein</strong>es des geistigen.“ 1<br />

Was nun die Sache des Erwerbs betrifft <strong>–</strong> sie ist mit dem Begriff Güter, sei es materieller<br />

oder geistiger Art, verbunden <strong>–</strong> so sch<strong>ein</strong>t ihn dies doch nicht so <strong>ein</strong>fach, wenn nicht sogar<br />

widersprüchlich in s<strong>ein</strong>er ganzen Diktion.<br />

Hatte das Bürgertum „geistige und materielle Güter frei hingestellt und Jedem anheim gegeben,<br />

danach zu langen, wenn ihn gelüste“, so verschafft der Kommunismus „sie wirklich Jedem,<br />

dringt sie ihm auf und zwingt ihn, sie zu erwerben. Er macht Ernst damit, daß Wir, weil<br />

nur geistige und materielle Güter Uns zu Menschen machen, diese Güter ohne Widerrede erwerben<br />

müssen, um Menschen zu s<strong>ein</strong>. [309] Das Bürgertum machte den Erwerb frei, der<br />

Kommunismus zwingt zum Erwerb, und erkennt nur den Erwerbenden an, den Gewerbetreibenden.<br />

Es ist nicht genug, daß das Gewerbe frei ist, sondern Du mußt es ergreifen“. 2<br />

<strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> versucht uns klarzumachen, daß wir mit dem „Erwerb dieser Güter ... Uns noch<br />

k<strong>ein</strong>eswegs zu Menschen“ 3 gemacht haben.<br />

Den Beweis dafür anzutreten überläßt er der „Kritik“, denn er will den politischen und sozialen<br />

Liberalismus „vor den Richterstuhl des humanen oder kritischen Liberalismus“ 4 zerren.<br />

Vorerst aber schreibt er noch: „Mit dem liberalen Gebote, daß Jeder aus sich <strong>ein</strong>en Menschen<br />

oder Jeder sich zum Menschen machen soll, war die Notwendigkeit gesetzt, daß Jeder zu dieser<br />

Arbeit der Vermenschlichung Zeit gewinnen müsse, d. h. daß Jedem möglich werde, an<br />

sich zu arbeiten.<br />

Das Bürgertum glaubte sie vermittelt zu haben, wenn es alles Menschliche der Konkurrenz<br />

übergebe, den Einzelnen aber zu jeglichem Menschlichen berechtige. ,Es darf Jeder nach Allem<br />

streben!‘<br />

Der soziale Liberalismus findet, daß die Sache mit dem ,Dürfen‘ nicht abgetan sei, weil dürfen<br />

nur heißt, es ist K<strong>ein</strong>em verboten, aber nicht, es ist Jedem möglich gemacht. Er behauptet<br />

daher, das Bürgertum sei nur mit dem Munde oder in Worten liberal, in der Tat aber höchst<br />

illiberal. Er s<strong>ein</strong>erseits will Uns allen die Mittel geben, an Uns arbeiten zu können.“ 5<br />

S<strong>ein</strong>e Betrachtungen über den sozialen Liberalismus versucht <strong>Stirner</strong> auf s<strong>ein</strong>e Weise auf den<br />

Punkt zu bringen.<br />

[310] „Durch das Prinzip der Arbeit wird allerdings das des Glückes oder der Konkurrenz<br />

überboten. Zugleich aber hält sich der Arbeiter in s<strong>ein</strong>em Bewußts<strong>ein</strong>, daß das Wesentliche<br />

an ihm ,der Arbeiter‘ sei, vom Egoismus fern und unterwirft sich der Oberhoheit <strong>ein</strong>er<br />

Arbeitergesellschaft, wie der Bürger mit Hingebung am Konkurrenz-Staate hing. Der<br />

schöne Traum von <strong>ein</strong>er ,Sozialpflicht‘ wird noch fortgeträumt. Man m<strong>ein</strong>t wieder, die Gesellschaft<br />

gebe, was Wir brauchen, und Wir seien ihr deshalb verpflichtet, seien ihr alles<br />

schuldig. Man bleibt dabei, <strong>ein</strong>em ,höchsten Geber alles Guten‘ dienen zu wollen. Daß<br />

die Gesellschaft gar k<strong>ein</strong> Ich ist, das geben, verleihen oder gewähren könnte, sondern <strong>ein</strong> Instrument<br />

oder Mittel, aus dem Wir Nutzen ziehen mögen, daß Wir k<strong>ein</strong>e gesellschaftlichen<br />

Pflichten, sondern lediglich Interessen haben, zu deren Verfolgung Uns die Gesellschaft dienen<br />

müsse, daß Wir der Gesellschaft k<strong>ein</strong> Opfer schuldig sind, sondern, opfern Wir etwas, es<br />

1 EE 133 f.<br />

2 EE 134.<br />

3 EE 134.<br />

4 EE 135.<br />

5 EE 134 f.

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