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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

benden ... als Inhaber oder Besitzer. Was er also hat, das macht den Mann. Und im Haben<br />

oder an ,Habe‘ sind die Leute ungleich.<br />

Folglich, so schließt der soziale Liberalismus, muß K<strong>ein</strong>er [303] haben, wie im politischen<br />

Liberalismus zufolge K<strong>ein</strong>er befehlen sollte, d. h. wie hier der Staat all<strong>ein</strong> den Befehl erhielt,<br />

so nun die Gesellschaft all<strong>ein</strong> die Habe“. 1<br />

Im politischen Liberalismus schützt der Staat <strong>ein</strong>es Jeden Person und Eigentum gegen den<br />

Anderen, „trennt“ sie jedoch von <strong>ein</strong>ander: „Jeder ist s<strong>ein</strong> Teil und hat s<strong>ein</strong> Teil für sich.“ 2<br />

Wen dies genügt m<strong>ein</strong>t <strong>Stirner</strong> <strong>–</strong> der findet darin „s<strong>ein</strong>e Rechnung“. Genügt es <strong>ein</strong>en jedoch<br />

nicht, und will man mehr s<strong>ein</strong> und haben, der findet dieses mehr „in der Gewalt anderer Personen.<br />

Hier gerät er auf <strong>ein</strong>en Widerspruch: als Person steht k<strong>ein</strong>er dem Andern nach, und<br />

doch hat die <strong>ein</strong>e Person, was die andere nicht hat, aber haben möchte. Also, schließt er daraus,<br />

ist doch die <strong>ein</strong>e Person mehr als die andere, denn jene hat, was sie braucht, diese hat es<br />

nicht, jene ist <strong>ein</strong> Reicher, diese <strong>ein</strong> Armer“. 3<br />

Diese so auf <strong>ein</strong>em Umweg wiederhergestellte Ungleichheit der Person kann man so nicht<br />

gelten lassen, in Gegenteil, man muß, „was nur halb vollbracht war, ganz zu Ende führen.<br />

Unserer Freiheit von der Person des Andern fehlt noch die Freiheit von dem, worüber die<br />

Person des Andern gebieten kann, von dem, was sie in ihrer persönlichen Macht hat, kurz von<br />

dem ,persönlichen Eigentum‘. Schaffen Wir also das persönliche Eigentum ab. K<strong>ein</strong>er<br />

habe mehr etwas, jeder sei <strong>ein</strong> <strong>–</strong> Lump. Das Eigentum sei unpersönlich, es gehöre der <strong>–</strong><br />

Gesellschaft“. 4<br />

<strong>Stirner</strong> drückt diese „Vergesellschaftung“, diese „Gleichmacherei“ noch viel krasser aus.<br />

Sind wir im politischen Liberalismus vor dem höchsten Gebieter, dem Staate, als Personen<br />

gleich geworden, „d. h. Nullen“, so werden wir im sozialen Liberalismus, vor „dem höchsten<br />

Eigentümer ... alle gleiche <strong>–</strong> Lumpe. Für jetzt ist noch Einer in der Schätzung des Andern<br />

<strong>ein</strong> [304] ,Lump‘, ‚Habenichts‘; dann aber hört diese Schätzung auf, Wir sind allzumal<br />

Lumpe, und als Gesamtmasse der Kommunistischen Gesellschaft könnten Wir Uns<br />

,Lumpengesindel‘ nennen.<br />

Wenn der Proletarier s<strong>ein</strong>e beabsichtigte ,Gesellschaft‘, worin der Abstand von Reich und<br />

Arm beseitigt werden soll, wirklich gegründet haben wird, dann ist er Lump, denn er weiß<br />

sich dann etwas damit, Lump zu s<strong>ein</strong>, und könnte ,Lump‘ so gut zu <strong>ein</strong>er ehrenden Anrede<br />

erheben, wie die Revolution das Wort ,Bürger‘ dazu erhob. Lump ist s<strong>ein</strong> Ideal, Lumpe sollen<br />

Wir alle werden.<br />

Dies ist im Interesse der ,Menschlichkeit‘ der zweite Raub am ,Persönlichen‘. Man läßt<br />

dem Einzelnen weder Befehl noch Eigentum; jenen nahm der Staat, dieses die Gesellschaft“.<br />

5<br />

Vorerst ist man aber noch auf der Suche nach der „rechten Gesellschaft“, zumal in den unteren<br />

Schichten.<br />

„Die Reflexionen und Schlüsse des Kommunismus“, dahin zu kommen, sehen für <strong>Stirner</strong><br />

„sehr <strong>ein</strong>fach aus“. 6<br />

Der Sachverhalt ist nun <strong>ein</strong>mal dieser, daß in den jetzigen Staatsverhältnissen die Einen gegen<br />

die Anderen stehen, die Mehrzahl gegen die Minderzahl, die <strong>ein</strong>en im Wohlstand, die andern<br />

in Armut. Was liegt daher näher, als den „gegenwärtige[n] Stand der Dinge, d. i.<br />

der Staat“ abzuschaffen und an die Stelle des „ver<strong>ein</strong>zelten Wohlstandes <strong>–</strong> <strong>ein</strong>[en] all-<br />

1 EE 128.<br />

2 EE 128.<br />

3 EE 128.<br />

4 EE 128.<br />

5 EE 129.<br />

6 EE 129.

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