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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

oder gar k<strong>ein</strong>e eigene, sondern Arbeit des Kapitals und der <strong>–</strong> untertänigen Arbeiter.“ 1<br />

Die Zeit sieht <strong>Stirner</strong> „<strong>ein</strong>em Irrtum befangen“, woraus „stets die Einen Vorteil ..., indes die<br />

Andern den Schaden davon haben“. 2<br />

Dies erklärt er folgendermaßen: „Im Mittelalter war der Irrtum allgem<strong>ein</strong> unter den Christen,<br />

daß die Kirche alle Gewalt oder die Oberherrlichkeit auf Erden haben müsse; die Hierarchen<br />

glaubten nicht weniger an diese ,Wahrheit‘ als die Laien, und beide waren in dem gleichen<br />

Irrtum festgebannt. All<strong>ein</strong> die Hierarchen hatten durch ihn den Vorteil der Gewalt, die Laien<br />

den Schaden der Untertänigkeit. Wie es aber heißt: ,durch Schaden wird man klug‘, so wurden<br />

die Laien endlich klug und glaubten nicht länger an die mittelalterliche ,Wahrheit‘. <strong>–</strong> Ein<br />

gleiches Verhältnis findet zwischen Bürgertum und Arbeitertum statt. Bürger und Arbeiter<br />

glauben an die ,Wahrheit‘ des Geldes; sie, die es nicht besitzen, glauben nicht weniger daran,<br />

als jene, welche es besitzen, also die Laien wie die Priester.“ 3<br />

Was könnte diesen „Irrtum“ besser ausdrücken als die Phrase: „Geld regiert die Welt“.<br />

Darin liegt der „Grundton der bürgerlichen Epoche“, in der der Besitzlose „für die politische<br />

Geltung bedeutungslos“ ist. Geburt und Arbeit sind jedoch nicht ausschlaggebend, „sondern<br />

das Geld gibt Geltung. Die Besitzenden herrschen, der Staat aber erzieht aus den Besitzlosen<br />

s<strong>ein</strong>e ,Diener‘, denen er in dem Maße, als sie in s<strong>ein</strong>em Namen herrschen (regieren) sollen,<br />

Geld (Gehalt) gibt“. 4<br />

[300] Von der Schutzmacht Staat erhalte Ich alles, ohne s<strong>ein</strong>e Gnade, s<strong>ein</strong>e Bewilligung habe<br />

Ich nichts. Die Bewilligung sichert dem Bürger s<strong>ein</strong>en „Rechtstitel“.<br />

„Darauf all<strong>ein</strong>, auf den Rechtstitel, stützt sich das Bürgertum. Der Bürger ist, was er ist,<br />

durch den Staatsschutz, durch die Gnade des Staats. Er müßte fürchten, Alles zu verlieren,<br />

wenn die Macht des Staates gebrochen würde.“ 5 Mit der Angst etwas zu verlieren, begründet<br />

<strong>Stirner</strong> die Liebe des Bürgers zum Staat, fragt aber gleichzeitig nach jenen, die nichts zu verlieren<br />

haben, dem Proletarier. „Da er nichts zu verlieren hat, braucht er für s<strong>ein</strong> ,Nichts‘ den<br />

Staatschutz nicht. Er kann im Gegenteil gewinnen, wenn jener Staatschutz den Schützlingen<br />

entzogen wird.<br />

Darum wird der Nichtbesitzende den Staat als Schutzmacht des Besitzenden ansehen, die<br />

diesen privilegiert, ihn dagegen nur <strong>–</strong> aussaugt. Der Staat ist <strong>ein</strong> <strong>–</strong> Bürgerstaat ... Er schützt<br />

den Menschen nicht nach s<strong>ein</strong>er Arbeit, sondern nach s<strong>ein</strong>er Folgsamkeit (,Loyalität‘), nämlich<br />

danach, ob er die vom Staate anvertrauten Rechte dem Willen, d. h. Gesetzen des Staates<br />

gemäß genießt und verwaltet.“ 6<br />

Dies bedeutet nichts anderes, als daß im Bürgerstaat der Besitzlose, der Arbeiter, vom Besitzenden<br />

ausgebeutet wird. Es bedeutet aber auch: „Es kann der Arbeiter s<strong>ein</strong>e Arbeit nicht<br />

verwerten nach dem Maße des Wertes, welchen sie für den Genießenden hat. ,Die Arbeit<br />

wird schlecht bezahlt!‘ Den größten Gewinn hat der Kapitalist davon.“ 7<br />

Der Staat bezahlt nur jene gut, die s<strong>ein</strong>e Herrschaft erhöhen. Er bezahlt die Besitzenden gut,<br />

damit sie <strong>–</strong> so paradox dies auch klingt <strong>–</strong> „ohne Gefahr schlecht bezahlen können“ und er sichert<br />

sich s<strong>ein</strong>e Diener, damit er den „guten Bürgern“ <strong>ein</strong>e Schutzmacht <strong>–</strong> sprich „Polizei“ <strong>–</strong><br />

bildet. Der Arbeiter aber bleibt „ungeschützt“, denn „nicht als Arbeiter genießen sie den<br />

Staatsschutz, sondern als s<strong>ein</strong>e Untertanen haben sie <strong>ein</strong>en Mitgenuß von der Polizei, <strong>ein</strong>en<br />

1 EE 124 f.<br />

2 EE 125.<br />

3 EE 125.<br />

4 EE 125.<br />

5 EE 125.<br />

6 EE 126.<br />

7 EE 126.

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