Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?
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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />
mer, die Idealisten, die Christen; und die Freien, nicht die Männer, die Egoisten, sondern<br />
nur die Neueren und Neuesten unter den Neuen, und wie diese noch tiefer befangen<br />
in den Vorurtheilen des Christenthums.“ 1<br />
Bei <strong>Stirner</strong> umfaßt die Epoche der „Alten“ <strong>–</strong> die „gegen Uns erfahrene Leute eigentlich die<br />
Kinder heißen müßten“ 2 <strong>–</strong> die Zeit der Griechen und „am Rande noch die der Römer“. 3 Allerdings<br />
beschränkt sich s<strong>ein</strong>e Darstellung „auf die ethische Lehre des Eudämonismus und<br />
Hedonismus“. 4<br />
Das Altertum war ausschließlich auf der Suche nach dem „wahren Lebensgenuß, Genuß des<br />
Lebens!“ 5<br />
<strong>Stirner</strong> läßt das „Wesen des Geistes“ 6 in s<strong>ein</strong>er Schilderung wieder aufleben und gesteht <strong>ein</strong>,<br />
daß „die Alten wohl selbst den Jungen erzeugt haben, der sie hinaustrug“. 7 Diesen „Zeugungsakt“<br />
8 will er belauschen.<br />
Zu diesem Zwecke zitiert er Feuerbach, der sagt: „Den Alten war die Welt <strong>ein</strong>e Wahrheit, ...<br />
aber er vergißt den wichtigen Zusatz zu machen: <strong>ein</strong>e Wahrheit, hinter deren Unwahrheit sie<br />
zu kommen suchten, und endlich wirklich kamen“. 9<br />
[239] S<strong>ein</strong>er M<strong>ein</strong>ung nach haben die „Alten ... selbst darauf hingearbeitet, ihre Wahrheit zu<br />
<strong>ein</strong>er Lüge zu machen“ 10 , und so greift er gleich „mitten in die glänzendsten Jahre der Alten<br />
hin<strong>ein</strong>, in das perikleische Jahrhundert. Damals griff die sophistische Zeitbildung um sich,<br />
und Griechenland trieb mit dem Kurzweile, was ihm seither <strong>ein</strong> ungeheurer Ernst gewesen<br />
war“. 11<br />
Die Sophisten sind es, die „in dem Geiste die wahre Waffe des Menschen gegen die Welt“ 12<br />
erkennen, <strong>ein</strong>e Waffe, die sie gegen die „Gewalt des ungerüttelten Bestehenden“ 13 richten<br />
und den Sieg in diesen Kampfe davontragen.<br />
„Darum halten sie so viel auf dialektische Gewandtheit, Redefertigkeit, Disputierkunst etc.<br />
Sie verkünden, daß der Geist gegen Alles zu brauchen ist; aber von der Heiligkeit des Geistes<br />
sind sie noch weit entfernt, denn er gilt ihnen als Mittel, als Waffe, wie den Kindern List und<br />
Trotz dazu dient: ihr Geist ist der unbestechliche Verstand.“ 14<br />
Dies kommt der ersten Periode „griechischer Geistesbefreiung“ 15 gleich, der er sofort die<br />
zweite Periode folgen läßt, „die Periode der Herzensr<strong>ein</strong>heit“. 16<br />
<strong>Stirner</strong> schreibt es Sokrates zu, daß dieser der „<strong>ein</strong>seitigen Verstandesbildung“ 17 die Mahnung<br />
hinzufügt: „Bildet nicht bloß Euren Verstand, sondern besonders auch Euer Herz.“ 18<br />
„Darum sagt Sokrates, es genüge nicht, daß man in allen Dingen s<strong>ein</strong>en Verstand gebrauche,<br />
sondern es komme darauf [240] an, für welche Sache man ihn anstrenge. Wir würden jetzt<br />
1 Ebd., S. 134.<br />
2 EE 16.<br />
3 Kast, B.: Eigner. S. 136.<br />
4 Ebd.<br />
5 EE 23.<br />
6 Mackay: <strong>Stirner</strong>. S. 134.<br />
7 EE 16.<br />
8 EE 16.<br />
9 EE 16.<br />
10 EE 17.<br />
11 EE 17.<br />
12 EE 17 f.<br />
13 EE 17.<br />
14 EE 18.<br />
15 EE 18.<br />
16 EE 18.<br />
17 EE 18.<br />
18 EE 18.