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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

en, Gehorsam verhält. Im Staatsleben finden wir daselbst die realisierte vernünftige Freiheit,<br />

welche sich entwickelt, ohne in sich zur subjektiven Freiheit fortzugehen. Es ist das Kindesalter<br />

der Geschichte“. 1<br />

Da die Geschichte, „und zwar nur äußerlich, d. h. ohne Zusammenhang mit dem Vorhergehenden,<br />

nach Mittelasien“ 2 übergeht, wäre dies <strong>–</strong> „wenn wir den Vergleich mit den [236]<br />

Menschenaltern fortsetzen wollen“ <strong>–</strong> „das Knabenalter, welches sich nicht mehr in Ruhe<br />

und dem Zutrauen des Kindes, sondern sich raufend und herumschlagend verhält“. 3<br />

Dem nächsten Schritt der <strong>Hegels</strong>chen Konstruktion, dem Jünglingsalter, „ist dann die griechische<br />

Welt zu vergleichen, denn hier sind es Individualitäten, die sich bilden. Dies ist das<br />

zweite Hauptprinzip der Weltgeschichte. Das Sittliche ist wie in Asien Prinzip, aber es ist die<br />

Sittlichkeit, welche der Individualität <strong>ein</strong>geprägt ist und somit das freie Wollen der Individuen<br />

bedeutet. Hier ist also die Ver<strong>ein</strong>igung des Sittlichen und des subjektiven Willens oder das<br />

Reich der schönen Freiheit ... Dieses Reich ist ... wahre Harmonie, die Welt der anmutigsten,<br />

aber vergänglichen oder schnell vorübergehenden Blüte; es ist die unbefangene Sittlichkeit,<br />

noch nicht Moralität, sondern der individuelle Wille des Subjekts steht in der unmittelbaren<br />

Sitte und Gewohnheit des Rechten und der Gesetze. Das Individuum ist daher in unbefangener<br />

Einheit mit dem allgem<strong>ein</strong>en Zweck“. 4<br />

Als drittes Moment bezeichnet Hegel „das Reich der abstrakten Allgem<strong>ein</strong>heit: es ist das<br />

Römische Reich, die saure Arbeit des Mannesalters der Geschichte. Denn das Mannesalter<br />

bewegt sich weder in der Willkür des Herrn noch in der eigenen schönen Willkür, sondern<br />

dient dem allgem<strong>ein</strong>en Zweck, worin das Individuum untergeht und s<strong>ein</strong>en eigenen Zweck<br />

nur in dem allgem<strong>ein</strong>en erreicht. Der Staat fängt an, sich abstrakt herauszuheben und zu <strong>ein</strong>em<br />

Zweck zu bilden, an dem die Individuen auch Anteil haben, aber nicht <strong>ein</strong>en durchgehenden<br />

und konkreten ... Das Römische Reich ist nicht mehr das Reich der Individuen, wie es<br />

die Stadt Athen war. Hier ist k<strong>ein</strong>e Frohheit und Freudigkeit mehr, [237] sondern harte und<br />

saure Arbeit ... Das Allgem<strong>ein</strong>e unterjocht die Individuen, sie haben sich in demselben aufzugeben,<br />

aber dafür erhalten sie die Allgem<strong>ein</strong>heit ihrer selbst, d. h. Persönlichkeit: sie werden<br />

rechtliche Personen als Private“. 5<br />

Als letztes Moment „tritt dann das Germanische Reich, das vierte Moment der Weltgeschichte<br />

<strong>ein</strong>: dieses entspräche nun in der Vergleichung mit den Menschaltern dem Greisenalter.<br />

Das natürliche Greisenalter ist Schwäche, das Greisenalter des Geistes aber ist s<strong>ein</strong>e<br />

vollkommene Reife, in welcher er zurückgeht zur Einheit, aber als Geist“. 6<br />

Darin hat „die Freiheit ... die Handhabe gefunden, ihren Begriff wie ihre Wahrheit zu realisieren.<br />

Dieses ist das Ziel der Weltgeschichte ...“ 7<br />

Formal besteht die Über<strong>ein</strong>stimmung <strong>Stirner</strong>s mit Hegel nur in der Übertragung ontogenetischer<br />

Kategorien auf die Phylogenese.<br />

4. 2. <strong>Stirner</strong>s „Schematisierung der Weltgeschichte“<br />

4. 2. 1. Die Alten<br />

„Die Lebensgeschichte dieses Einzelnen Menschen wird übertragen auf die Geschichte der<br />

‚Voreltern‘, die als Menschen der alten und neuen Zeit in grossen Bildern an uns vorüber-<br />

[238] ziehen: die Alten <strong>–</strong> die Kinder, die Realisten, die Heiden; die Neuen <strong>–</strong> die Schwär-<br />

1 Ebd., S. 135.<br />

2 Ebd., S. 137.<br />

3 Ebd.<br />

4 Ebd., S. 137 f.<br />

5 Ebd., S. 138.<br />

6 Ebd., S. 140.<br />

7 Ebd.

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