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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

Wesentlich ist dem Jüngling jedoch, „den r<strong>ein</strong>en Gedanken zu Tage zu fördern, oder ihm anzuhängen,<br />

das ist Jugendlust, und alle Lichtgestalten der Gedankenwelt, wie Wahrheit, Freiheit,<br />

Menschentum, der Mensch usw. erleuchten und begeistern die jugendliche Seele“. 1<br />

<strong>Stirner</strong>s Jüngling gibt sich damit aber nicht zufrieden. Zwar hat er den „Geist als das Wesentliche<br />

erkannt“ 2 , so macht es für ihn doch den Unterschied, „ob der Geist arm oder reich ist,<br />

und man sucht deshalb reich an Geist zu werden: es will der Geist sich ausbreiten, s<strong>ein</strong> Reich<br />

zu gründen, <strong>ein</strong> Reich, das nicht von dieser Welt ist, der eben überwundenen. So sehnt er sich<br />

denn alles in allem zu werden, d. h. obgleich Ich Geist bin, bin Ich doch nicht vollendeter<br />

Geist, und muß den vollkommenen Geist erst suchen“. 3<br />

[232] Aber <strong>–</strong> schränkt <strong>Stirner</strong> <strong>ein</strong> <strong>–</strong> Vorsicht! „Damit verliere Ich ..., der Ich Mich soeben als<br />

Geist gefunden hatte, sogleich Mich wieder, indem Ich vor dem vollkommenen Geiste, als <strong>ein</strong>em<br />

Mir nicht eigenen, sondern jenseitigen Mich beuge und m<strong>ein</strong>e Leerheit fühle.“ 4<br />

Es geht ihm zwar nichts über den Geist, denn auf ihn kommt alles an, aber <strong>–</strong> so fragt sich<br />

<strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>–</strong> „ist auch jeder Geist der ,rechte‘ Geist?“ 5<br />

Die Antwort folgt prompt: „Der rechte und wahre Geist ist das Ideal des Geistes, der ,heilige<br />

Geist‘. Er ist nicht M<strong>ein</strong> oder D<strong>ein</strong> Geist, sondern eben <strong>ein</strong> <strong>–</strong> idealer, jenseitiger, er ist ,Gott‘.<br />

,Gott ist Geist‘.“ 6<br />

Ähnlich der Ansicht <strong>Hegels</strong> gestaltet sich der Übergang von Jünglings- in das Mannesalter.<br />

Verm<strong>ein</strong>t der Jüngling die Welt „überall im Argen“ 7 und versucht er sie zu verbessern, „d. h.<br />

nach s<strong>ein</strong>em Ideale modeln zu wollen“ 8 , so unterscheidet sich der Mann darin, „daß er die<br />

Welt nimmt, wie sie ist, ... in ihm befestigt sich die Ansicht, daß man mit der Welt nach s<strong>ein</strong>em<br />

Interesse verfahren müsse, nicht nach s<strong>ein</strong>en Idealen“. 9<br />

<strong>Stirner</strong>s Interesse ist aber „<strong>ein</strong> eigennütziges Interesse“. Es ist nicht auf <strong>ein</strong> Allgem<strong>ein</strong>es gerichtet,<br />

sondern es bleibt in s<strong>ein</strong>er Einzelheit verhaftet, denn erst „dann, wenn man sich leibhaftig<br />

liebgewonnen, und an sich, wie man leibt und lebt, <strong>ein</strong>e Lust hat <strong>–</strong> so aber findet sich‘s<br />

im reifen Alter, beim Manne <strong>–</strong> erst dann hat man <strong>ein</strong>e persönliches oder egoistisches Interesse,<br />

d. h. <strong>ein</strong> Interesse nicht etwa nur Unseres Geistes, sondern totaler Befriedigung, Befriedigung<br />

des ganzen Kerls, <strong>ein</strong> eigennütziges Interesse“. 10<br />

[233] Die Hauptsache dieses hedonistischen, „praktisch“ gewordenen Mannes, der sich über<br />

die Ideale des Jünglings hinwegsetzt, besteht darin, daß „er sich mehr zum Mittelpunkt<br />

macht“ 11 , als s<strong>ein</strong> im Lebensprozeß Vorangegangener.<br />

„Darum zeigt der Mann <strong>ein</strong>e zweite Selbstfindung. Der Jüngling fand sich als Geist und verlor<br />

sich wieder an den allgem<strong>ein</strong>en Geist, den vollkommenen, heiligen Geist, den Menschen,<br />

die Menschheit, kurz alle Ideale; der Mann findet sich als leibhaftigen Geist.<br />

Knaben hatten nur ungeistige, d. h. gedankenlose und ideenlose, Jünglinge nur geistige Interessen;<br />

der Mann hat leibhaftige, persönliche, egoistische Interessen.“ 12<br />

Des Mannes zweite Selbstfindung geht über die erste Selbstfindung hinaus. <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> versucht<br />

sie uns mit folgenden Worten zu erläutern:<br />

1 EE 12.<br />

2 EE 12.<br />

3 EE 12.<br />

4 EE 13.<br />

5 EE 13.<br />

6 EE 13.<br />

7 EE 13.<br />

8 EE 13.<br />

9 EE 13.<br />

10 EE 13.<br />

11 EE 14.<br />

12 EE 14.

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