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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

macht, Unbezwingbarkeit. Was Uns erst Furcht und Respekt <strong>ein</strong>flößte, davor ziehen Wir Uns<br />

nicht mehr scheu zurück, sondern fassen Mut ... Unsere Überlegenheit; hinter dem barschen<br />

Befehl der Vorgesetzten und Eltern steht doch Unser mutiges Belieben oder Unsere überlistende<br />

Klugheit. Und je mehr Wir Uns fühlen, desto kl<strong>ein</strong>er ersch<strong>ein</strong>t, was zuvor unüberwindlich<br />

dünkte. Und was ist Unsere List, Klugheit, Mut, Trotz? Was sonst als <strong>–</strong> Geist!“ 1<br />

„Geist“ heißt für <strong>Stirner</strong> „die erste Selbstfindung, die erste Entgötterung des Göttlichen, d.<br />

h. des Unheimlichen, des Spuks, der ,oberen Mächte‘.“ 2<br />

Somit geht die „schönste Kindheit“ vorüber, in der wir uns, „ohne viel zu grübeln“ 3 , getummelt<br />

haben, und die uns von dem „sauren Lebenskampf mit der Vernunft“ 4 , der später auftritt,<br />

verschont hat.<br />

[230] Mit dem Eintritt ins Jünglingsalter be<strong>ein</strong>druckt uns nichts mehr. Zurückzuführen ist<br />

dies auf unser frisches Jugendgefühl, dieses Selbstgefühl, dem die Welt in Verruf geraten ist,<br />

„denn Wir sind über ihr, sind Geist“. 5<br />

Wir werden uns aber auch bewußt, daß wir bisher die Welt „gar nicht mit Geist angeschaut<br />

haben, sondern nur angestiert“. 6<br />

Unser Mütchen kühlen wir in unserm jugendlichen Überschwang durch das Erproben unserer<br />

„ersten Kräfte“ an den Naturgewalten. <strong>Stirner</strong> zählt zu diesen Naturgewalten auch die Eltern,<br />

die zu verlassen es nun gilt, sowie „alle Naturgewalten für gesprengt zu erachten“ 7 sind.<br />

Denn: „Für den Vernünftigen, d. h. ,Geistigen Menschen‘, gibt es k<strong>ein</strong>e Familie als Naturgewalt:<br />

es zeigt sich <strong>ein</strong>e Absagung von Eltern, Geschwistern usw. ... nicht bloß die Eltern,<br />

sondern die Menschen überhaupt werden von dem jungen Menschen besiegt: sie sind ihm<br />

k<strong>ein</strong> Hindernis, und werden nicht mehr berücksichtigt: denn, heißt es nun: Man muß Gott<br />

mehr gehorchen, als den Menschen.“ 8<br />

Das bedeutet für <strong>Stirner</strong> nichts anderes als das Abwenden von allem „Irdischen“ durch die<br />

Zuwendung zu <strong>ein</strong>em höheren Standpunkt <strong>–</strong> dem „Himmlischen“.<br />

Das heißt aber auch nichts anderes als die Zuwendung auf <strong>ein</strong> Ideal.<br />

„... der Jüngling nimmt <strong>ein</strong> geistiges Verhalten an, während der Knabe, der sich noch nicht<br />

als Geist fühlte, in <strong>ein</strong>em geistlosen Lernen aufwuchs.“ 9<br />

Des Jünglings „geistiges Verhalten“ äußert sich darin, daß er nicht mehr bloß der Dinge habhaft<br />

werden will, wie dies beim Knaben der Fall ist, sondern er sucht die „Gedanken, [231]<br />

die in den Dingen verborgen liegen“. 10<br />

Wohl versteht der Knabe Zusammenhänge, aber er versteht nicht die Ideen, den Geist.<br />

An diesem Punkt setzt bei <strong>Stirner</strong> der Kampf mit der Vernunft <strong>ein</strong>, dem der Widerstand gegen<br />

die „Weltgesetze“, der in der Kindheit zu bewältigen war, Platz macht. Bei Allem, was<br />

man vorhat, stößt man nun „auf <strong>ein</strong>e Einrede des Geistes, der Vernunft, des eigenen Gewissens“<br />

11 und es schreckt uns nichts mehr, als <strong>–</strong> das Gewissen.<br />

Gedanken sind es, denen der Jüngling nachhängt, und s<strong>ein</strong>e Taten richten sich nach diesen<br />

Gedanken „(Ideen, Vorstellungen, Glauben)“. 12<br />

1 EE 10.<br />

2 EE 10.<br />

3 EE 10.<br />

4 EE 10.<br />

5 EE 10.<br />

6 EE 10.<br />

7 EE 11.<br />

8 EE 11.<br />

9 EE 11.<br />

10 EE 11.<br />

11 EE 11.<br />

12 EE 12.

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