Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?
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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />
versuchen, übergeht“. 1<br />
Dies manifestiert sich dadurch, daß das Kind Zähne bekommt, stehen, gehen und sprechen<br />
lernt. Das Aufrechtstehen ist dem Menschen eigentümlich „und kann nur durch s<strong>ein</strong>en Willen<br />
hervorgebracht werden; der Mensch steht nur, insofern er stehen will“. 2<br />
Durch das Gehen erhält der Mensch <strong>ein</strong> „noch freieres Verhältnis zur Außenwelt“. 3<br />
Aber erst die Sprache befähigt den Menschen, „die Dinge als allgem<strong>ein</strong>e aufzufassen, zum<br />
Bewußts<strong>ein</strong> s<strong>ein</strong>er eigenen Allgem<strong>ein</strong>heit, zum Aussprechen des Ich zu gelangen. Das Erfassen<br />
s<strong>ein</strong>er Ichheit ist <strong>ein</strong> höchst wichtiger Punkt in der geistigen Entwicklung des Kindes; mit<br />
diesem Punkt beginnt dasselbe, aus s<strong>ein</strong>em Versenkts<strong>ein</strong> in die Außenwelt in sich zu reflektieren“.<br />
4<br />
4. Das Kind wird zum Knaben, wenn es vom Spielen <strong>–</strong> durch das Spielen mit den sinnlichen<br />
Dingen äußert sich die beginnende Selbständigkeit <strong>–</strong> „zum Ernst des Lernens übergeht“. 5<br />
Hauptsache dabei ist es, m<strong>ein</strong>t Hegel, „das in ihnen erwachende Gefühl, daß sie noch nicht<br />
sind, was sie s<strong>ein</strong> sollen, <strong>–</strong> und der lebendige Wunsch, zu werden, wie die Erwachsenen sind,<br />
in deren Umgebung sie leben“. 6<br />
[222] Dem Bedürfnis groß und erwachsen zu werden, gesellt sich das „eigene Streben der<br />
Kinder nach Erziehung“ 7 bei. „Da aber der Knabe noch auf dem Standpunkt der Unmittelbarkeit<br />
steht, ersch<strong>ein</strong>t ihm das Höhere, zu welchem er sich erheben soll, nicht in der Form der<br />
Allgem<strong>ein</strong>heit oder der Sache, sondern in der Gestalt <strong>ein</strong>es Gegebenen, <strong>ein</strong>es Einzelnen, <strong>ein</strong>er<br />
Autorität“, welche „das Ideal bildet, das der Knabe zu erkennen und nachzuahmen strebt; nur<br />
in dieser konkreten Weise schaut auf diesem Standpunkt das Kind s<strong>ein</strong> eigenes Wesen an.“ 8<br />
Bei der Erziehung muß das Gefühl der Autorität, als höheres Gegebenes, „sorgfältig“ festgehalten<br />
werden.<br />
Man muß dabei allerdings das eigene Denken der Kinder wecken.<br />
Nach der Seite der Erziehung unterscheidet Hegel zwei Seiten: a) die Zucht und b) den Unterricht.<br />
a) Was die Zucht anbelangt, so ist es dem Knaben zu untersagen, sich nach eigenem Gutdünken<br />
zu gebärden. Der Leitsatz dabei heißt bei Hegel: „Er muß gehorchen, um gebieten zu lernen.<br />
Der Gehorsam ist der Anfang aller Weisheit.“ 9 Der Eigenwille des Kindes muß durch<br />
die Zucht gebrochen werden.<br />
b) Bezüglich der anderen Seite der Erziehung, den Unterricht, bemerkt Hegel, „daß derselbe<br />
vernünftigerweise mit dem Abstraktesten beginnt, das vom kindlichen Geiste gefaßt werden<br />
kann. Das sind die Buchstaben“. 10<br />
Durch die Sprache erhebt sich das Kind „über das Sinnliche, Einzelne, zum Allgem<strong>ein</strong>en,<br />
zum Denken“. 11<br />
Und gerade diese Befähigung zum Denken ist für den ersten Unterricht von größtem Nutzen.<br />
[223] Jedoch gelangt der Knabe nur zum „vorstehenden Denken“, er erkennt die Welt noch<br />
nicht in ihrem inneren Zusammenhang, denn zu dieser Erkenntnis gelangt er erst im Manne.<br />
Hegel verlangt, daß dem Kind nicht nur die sinnlich vorstellbare Welt, sondern auch die<br />
1 Ebd., S. 80.<br />
2 Ebd.<br />
3 Ebd.<br />
4 Ebd.<br />
5 Ebd.<br />
6 Ebd.<br />
7 Ebd., S. 81.<br />
8 Ebd.<br />
9 Ebd.<br />
10 Ebd., S. 82.<br />
11 Ebd.