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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 11.07.2013<br />

gen feindliche Überfälle stets in Bereitschaft zu sein. 1 Da er zu arm an Menschen und an Mitteln<br />

ist, als daß er aus seiner Mitte Spezialisten des Kriegshandwerks stellen könnte, muß<br />

jeder Jäger zugleich auch Krieger sein, und deshalb wird der ideale Krieger zum Ideal des<br />

Mannes. Nach den Worten Schoolcrafts richtet sich bei den Rothäuten Nordamerikas die<br />

ganze Kraft der gesellschaftlichen Meinung darauf, aus den jungen Leuten furchtlose Krieger<br />

zu machen und in ihnen die Lust nach Kriegsruhm zu erwecken. 2 Dieses Ziel verfolgen viele<br />

ihrer religiösen Gebräuche; es nimmt nicht wunder, daß es auch ihre Tanzkunst verfolgt.<br />

So... 3<br />

Wenn die volle Übereinstimmung zwischen Form und Inh[alt] das erste und hauptsächliche<br />

Merkmal eines echten künstl[erischen] Werkes ist, so muß man zugeben, daß die Kriegstänze<br />

der Urvölker etwas Künstlerisches im vollen Sinne dieses Wortes darstellen. Wie sehr das<br />

zutrifft, zeigt die folgende Beschreibung eines Kriegstanzes, den Stanley in Äquat[orial]afrika<br />

gesehen hat. 4<br />

[122] „Dreiunddreißig Glieder aus 33 Mann sprangen gleichzeitig empor und ließen sich<br />

gleichzeitig zu Boden fallen... Tausend Köpfe bildeten wie einen einzigen Kopf, als sie zuerst<br />

mit triumphierender Energie emporsprangen und darauf mit jammervollem Stöhnen niedersanken...<br />

Ihre Seele ging in die Anwesenden über, welche mit flammenden Augen, voll Begeisterung<br />

im Kreise herumstanden, die Faust des rechten emporgehobenen Armes schüttelnd...<br />

Und wenn die tanzenden Krieger mit gesenktem Kopf sich zur Erde niederfallen ließen,<br />

wobei ihr Gesang wie eine wehmütige Klage klang, da krampfte sich unser Herz in unbeschreiblichem<br />

Kummer zusammen; es war, als ob wir die Schrecken der Niederlage, das<br />

Plündern und Morden erlebten, wir vernahmen das Stöhnen der Verwundeten, wir sahen die<br />

Witwen und Waisen, wie sie inmitten der zerstörten Hütten und verwüsteten Felder weinten...“<br />

Stanley fügt hinzu, daß dies sicher eines der schönsten und aufregendsten Schauspiele<br />

gewesen sei, die er in Afrika gesehen habe. 5<br />

1 Hier aus Martius. – [Wie der Kommentator in Bd. III des „Literarischen Nachlasses G. W. Plechanows“ (S.<br />

73) bemerkt, beabsichtigte Plechanow hier, den Leser mit den Ansichten Martius’ über das unbewegliche Eigentum<br />

bei den Wilden in der Darstellung N. I. Siebers, in dessen Buche „Skizzen zur primitiven Wirtschaftskultur“,<br />

bekannt zu machen. „Insoweit sich die Familien einer Sippe oder eines Stammes“, so heißt es dort, „über<br />

ein bestimmtes Landgebiet verbreitet haben und darin leben, wird dieses Gebiet von jeder Einzelperson als Eigentum<br />

der ganzen Gemeinschaft angesehen. Diese Auffassung ist in der Seele des Indianers klar und lebendig...<br />

Diese klare Auffassung von dem festgelegten Eigentum des ganzen Stammes gründet sich vornehmlich<br />

darauf, daß es für letzteren notwendig ist, ein besonderes Waldgebiet als ausschließliches Jagdterritorium zu<br />

besitzen... Das Überschreiten der Grenze des Jagdterritoriums ist einer der häufigsten Anlässe zu Kriegen.“]<br />

2 „Historical and Statistical Information Respecting the History, Condition and Prospects of the Indian Tribes of<br />

the United States“, Philadelphia 1851, t. II, p. 57.<br />

3 S. 15-19 fehlen, auf S. 20 sind nur einige Zeilen geschrieben, die nicht ganz mit dem Text zusammenstimmen:<br />

„Gegenwärtig wird, glaube ich, niemand mehr bestreiten, daß die militärische Organisation jeder Gesellschaft<br />

durch den Stand ihrer Produktivkräfte bestimmt wird und durch ihre Ökonomik.“ Red. L. N.<br />

4 Der folgende Satz ist im Text gestrichen: „Übrigens schweben der Phantasie des tanzenden Kriegers nicht<br />

immer nur Siege vor.“ Red. L. N.<br />

5 „Dans les ténèbres de l’Afrique“, t. I, pp. 405-407. [In der autorisierten deutschen Ausgabe lautet die ganze zit.<br />

Stelle: „... stellten Katto und sein Vetter Kalenge, mit prächtigen weißen Hahnenfedern geschmückt, 33 Linien<br />

von je 33 Mann auf, und zwar so genau wie möglich in der Form eines vollkommenen, soliden, geschlossenen<br />

Vierecks. Die meisten Krieger hatten nur einen Speer, doch besaßen einige auch zwei außer den Schilden und<br />

Köchern, welche um den Hals am Rücken herabhingen.<br />

Die Phalanx stand mit auf der Erde ruhenden Speeren still, bis auf ein mit den Trommeln gegebenes Zeichen<br />

Katto mit tiefer Stimme einen wilden Triumphgesang oder ein Lied begann und bei einem besonders hohen Ton<br />

den Speer erhob; sofort stieg ein Wald von Speeren über den Köpfen auf, in mächtigem Chor antworteten die<br />

Stimmen, die Phalanx bewegte sich vorwärts, und obwohl ich mich etwa 45 Meter entfernt befand, erdröhnte<br />

der Erdboden rund um mich her wie bei einem Erdbeben. Die Männer stampften alle mit Gewalt auf den Boden<br />

und machten nur ganz kurze, 15 Zentimeter lange Schritte. In dieser Weise bewegte die Phalanx sich langsam,<br />

57

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