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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 11.07.2013<br />

scheln zu suchen; oder wie sie die Wurzeln der eßbaren Pflanzen ausreißt. Ähnliche Tänze<br />

gibt es auch für die Männer. So zum Beisp[iel] der australische Tanz der Ruderer oder der bei<br />

den Neuseeländern vorkommende Tanz, w[elch]er die Herstellung eines Kahns darstellt. Alle<br />

diese Tänze sind eine einfache Wiedergabe der Produktionsprozesse. Sie verdienen große<br />

Beachtung, da sie ein bemerkensw[ertes] Muster der engsten Verbindung der primitiven<br />

künstl[erischen] Tätigkeit mit der produkt[iven] Tätigk[eit] sind. Aber es ist auch verständlich,<br />

daß gesellschaftliche Organisationen entstehen, die ihnen entsprechen. Bei den primitiven<br />

Jägern können solche Organisationen schon wegen der eigentlichen Bedingungen der<br />

Lebensweise als Jäger nicht umfangreich sein, d. h. weil die Existenzmittel, die durch die<br />

Jagd gewonnen werden, äußerst spärlich und ungesichert sind. 1 Eyre sagt, daß die Zahl der<br />

gemeinsam umherziehenden Australier in den verschiedenen Jahreszeiten verschieden ist und<br />

von der Nahrungsmenge abhängt, die sie erlangen können. 2 Im allgemeinen bestehen die australischen<br />

Horden aber aus nicht mehr als fünfzig Mann. Auf den Philippinen leben die Ata<br />

in Horden von 20 bis 30 Mann; die Horden der Buschmänner bestehen aus 20 bis 40 Familien;<br />

die Horde der Botokuden besteht manchmal aus vollen hundert Mitgliedern usw. 3 Selbst<br />

eine Horde, die 40 Familien, d. h. bis zu 200 Menschen umfaßt, bleibt dem Umfange nach<br />

eine verschwindende Größe. Die gleichen Lebensbedingungen führen zu häufigen Zusammenstößen<br />

zwischen den voneinander unabhängigen Horden der primitiven Jäger. Nach den<br />

Worten von T. Waitz entstand der größte Teil der Kriege zwischen den Rothautstämmen<br />

Nordamerikas wegen des Jagdrechts auf einem bestimmten Territorium. 4 Wie eigentlich solche<br />

Kriege entstehen, zeigt sehr schön folgendes Gespräch Stanleys mit Vertretern eines Negerstammes<br />

Zentralafrikas. „Kämpft ihr immer mit euern Nachbarn?“ [121] fragte er sie. –<br />

„Nein, einige von unseren jungen Leuten gehen in den Wald, um Wild zu jagen, und werden<br />

von unsern Nachbarn überfallen; dann gehen wir hin, und sie kommen uns zum Kampf entgegen,<br />

bis die eine Partei müde oder geschlagen ist.“ 5 Wenn sich die feindlichen Zusammenstöße<br />

der Naturvölker oft wiederholen, rufen sie bei ihnen die Gefühle gegenseitigen Hasses<br />

und unbefriedigter Rache hervor, die ihrerseits wieder als Anlaß zu neuen Zusammenstößen<br />

dienen. 6 Als Folge davon ergibt sich für den primitiven Jägerstamm die Notwendigkeit, ge-<br />

1 The number travelling together depends in a great measure upon the period of the year and the description of<br />

food that may be in season [Die Zahl der gemeinsam Umerziehenden hängt in großem Maße von der Jahreszeit<br />

und von der in der jeweiligen Saison zu findenden Nahrung ab.] Eyre, „Journal of Expeditions“ etc., II, 218.<br />

2 Ebenda, II, 218.<br />

3 Siehe die interessante und wichtige Arbeit von H. Cunow: „Les bases éonomiques du matriarcat“; „Le Devenir<br />

social“ vom Januar, Februar und April 1898.<br />

4 [T. Waitz,] „Die Indianer Nordamerikas“, S. 115.<br />

5 „Dans les ténèbres de l’Afrique“, Paris 1890, t. II, p. 91. [Henry M. Stanley, „Im dunkelsten Afrika“, zweite<br />

Auflage, Leipzig 1890, 2. Bd. S. 91.] Ratzel bemerkt allerdings, daß bei den Neuseeländern nicht selten das<br />

Verlangen, Menschenfleisch zu genießen, Kriege hervorgerufen hat („Völkerkunde“, I. Bd., S. 93). Hier muß<br />

man die Kriege jedoch als eine der Spielarten der Jagd ansehen. Es ist zu beachten, daß bei den primitiven Völkern<br />

Kriege nicht selten aus Anlässen entstehen, die bei uns durch Schlichtung des Friedensrichters erledigt<br />

würden. Damit aber die streitenden Teile die Autorität eines Richters anerkennen, ist eine Organisation der<br />

gesellschaftlichen Macht nötig, die in der Periode des Jägerlebens ganz unmöglich ist.<br />

6 (Aus Sieber.) [Plechanow hat hier N. I. Siebers Buch „Skizzen der primitiven Kultur der Naturvölker“ im<br />

Auge. Siehe „Variante zu S. 12/13 des Manuskripts“, S. 147/148 des vorl. Bandes.] – [Plechanow hatte anscheinend<br />

die Absicht, hier eine Äußerung N. I. Siebers aus seinem Buche „Skizzen zur primitiven Wirtschaftskultur“<br />

über die Einfälle in fremdes Gebiet als Ursache von Kriegen zwischen den primitiven Stämmen anzuführen:<br />

„Jeder Stamm“, sagt N. I. Sieber, „hat seinen eigenen Bezirk, dessen Grenzen allen Einheimischen gemeinhin<br />

wohlbekannt sind, und innerhalb dieses Bezirks gelten alle wild lebenden Tiere als Eigentum des darin wohnenden<br />

oder vielmehr ihn durchstreifenden Stammes... die Einheimischen jedes einzelnen Stammes, die in einem<br />

einzelnen Bezirk wohnen, betrachten einen Einfall in diesen Bezirk von seiten jedes anderen Stammes von Einheimischen<br />

als eine Rechtsverletzung, für die man mit der Waffe Vergeltung üben muß. Solche Verletzungen<br />

sind ebenso häufig der Anlaß zu Kriegen unter den Eingeborenen wie in Europa..“ (Siehe „Literarischer Nachlaß<br />

G. W. Plechanows“, Bd. III, S. 73.)]<br />

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