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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 11.07.2013<br />

schon mit Arbeit sans phrases 1 zu tun, und wenn auch diese Arbeit weniger intensiv und weniger<br />

aufreibend ist als die Arbeit der Werktätigen in der zivilisierten Gesellschaft, so ist sie<br />

deshalb doch immer noch eine wirtschaftliche Tätigkeit von ganz bestimmter Art.<br />

Somit wird der von mir zerpflückte Satz Büchers durch die von Groos vorgeschlagene Theorie<br />

des Spiels nicht gerettet. Die Arbeit erweist sich als ebensoviel älter als das Spiel, wie die<br />

Eltern älter sind als die Kinder, wie die Gesellschaft älter ist als ihre einzelnen Mitglieder.<br />

[106] Da wir schon einmal vom Spiel reden, muß ich Ihre Aufmerksamkeit noch auf eine<br />

Ihnen schon zum Teil bekannte These Büchers lenken.<br />

Nach seiner Meinung fehlt auf den frühesten Stufen der menschlichen Entwicklung die Überlieferung<br />

der kulturellen Errungenschaften von Geschlecht zu Geschlecht 2 , und dieser Umstand<br />

nimmt dem Leben des Wilden einen der Züge, die die allerwesentlichsten Merkmale<br />

der Wirtschaft bilden. 3 Wenn aber das Spiel, Groos zufolge, in der primitiven Gesellschaft<br />

zur Vorbereitung der jungen Einzelwesen auf die Ausübung ihrer künftigen Lebensaufgaben<br />

dient, so ist klar, daß es eines der Bindeglieder ist, die die verschiedenen Generationen miteinander<br />

verknüpfen und eben der Weitergabe der kulturellen Errungenschaften von Geschlecht<br />

zu Geschlecht dienen.<br />

Bücher sagt: „Wohl dürfen wir annehmen, daß derselbe“ (d. h. der Naturmensch) „für das<br />

Steinbeil, das er mit unendlicher Anstrengung vielleicht im Laufe eines ganzen Jahres hergestellt<br />

hat, eine besondere Zuneigung besitzt, daß es ihm wie ein Stück seines eigenen Wesens<br />

vorkommt; aber es ist ein Irrtum, wenn man meint, das kostbare Besitztum werde nun auf<br />

Kinder und Kindeskinder übergehen und für diese die Grundlage zu weiteren Fortschritten<br />

bilden.“ So gewiß es sei, daß an solchen Dingen die ersten Begriffe von „mein“ und „dein“<br />

sich entwickeln, so zahlreich seien die Beobachtungen, welche darauf hindeuten, daß diese<br />

Begriffe an dem Individuum haften bleiben und mit ihm untergehen. „Der Besitz sinkt mit<br />

dem Besitzenden ins Grab“ (kursiv von Bücher), „dessen persönliche Ausstattung er im Leben<br />

war. Das ist eine in allen Erdteilen verbreitete Sitte, die bei manchen Völkern Reste bis in<br />

die Zeit der Kultur hinein hinterlassen hat.“ 4<br />

Das ist natürlich richtig. Verschwindet jedoch zugleich mit der Sache auch die Fähigkeit,<br />

diese Sache von neuem herzustellen? Nein, sie verschwindet nicht. Schon bei den niederen<br />

Jägerstämmen sehen wir, wie die Eltern sich ihren Kindern alle technischen Kenntnisse zu<br />

übermitteln bemühen, die sie selbst erwerben konnten. „Der Vater nimmt den Sohn, sobald er<br />

gehen kann, mit sich auf seine Jagd- und Fischzüge, unterrichtet ihn in allen Fertigkeiten und<br />

erzählt ihm die Überlieferungen.“ 5 Und die [107] Australier bilden in diesem Falle keine<br />

Ausnahme von der allgemeinen Regel. Bei den Rothäuten Nordamerikas bestimmte die Sippe<br />

(the clan) besondere Erzieher, denen die Verpflichtung oblag, der jungen Generation alle jene<br />

praktischen Kenntnisse zu vermitteln, die sie in der Zukunft gebrauchen würden. 6 Bei den<br />

Koossa-Kaffern wurden alle Kinder, älter als zehn Jahre, zusammen unter der nie ermüden-<br />

1 schlechthin.<br />

2 [Bücher,] „Vier Skizzen“, S. 87 ff.<br />

3 Ebenda, S. 91.<br />

4 „Vier Skizzen“, S. 88. [Zit. Werk, S. 23.]<br />

5 Ratzel, „Völkerkunde“, zweite Ausgabe [Leipzig und Wien 1894], 1. Band, S. 339. Dasselbe sagt Schadenberg<br />

über die Negritos der Philippinen, „Zeitschrift für Ethnologie“, Bd. XII, S. 136. Über die Erziehung der Kinder<br />

bei den Bewohnern der Andamanen siehe bei Man in „Journal of the Anthropological Institute“, vol. XII, p. 94.<br />

Wenn man Emile Deschamps Glauben schenken soll, so bilden die Weddas eine Ausnahme von der allgemeinen<br />

Regel: sie sollen ihre Kinder nicht in der Kunst des [107] Waffenhandwerks unterweisen („Carnet d’un voyageur.<br />

Au pays des Veddas“, 1892, pp. 369/370). Das ist ein sehr wenig glaubhaftes Zeugnis. Deschamps<br />

macht überhaupt nicht den Eindruck eines gründlichen Forschers.<br />

6 Powell, „Indian Linguistic Families“; „Eleventh annual Report“, p. 35.<br />

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