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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 23.07.2013<br />

teren – Übersetzung des gleichen Werkes aufmerksam machen. Diese Übersetzung ist ebenfalls<br />

zur Zeit noch unvollständig: es ist nur der erste Band <strong>erschien</strong>en – vom 10. bis zum 17.<br />

Jahrhundert einschließlich. Leider ist die Ausgabe des Herrn Soldatenkow ungewöhnlich<br />

teuer und für viele völlig unerschwinglich. Das ist um so bedauerlicher, als wir jetzt mehr<br />

denn je eifrig und aufmerksam die Geschichte der geistigen Entwicklung der Menschheit auf<br />

allen Gebieten und überall, wo sie vor sich ging, studieren müssen: jetzt ist bei uns der (in<br />

unserem literarischen Jargon) sogenannte ökonomische Materialismus sehr stark verbreitet,<br />

nach welchem die geistige Entwicklung der Menschheit letzten Endes durch die ökonomischen<br />

Verhältnisse, durch die Produktionsverhältnisse bestimmt wird. Diese Ansicht ist natürlich<br />

völlig richtig: nur vom Standpunkt des ökonomischen (d. h., richtiger gesagt: des dialektischen)<br />

Materialismus aus ist eine wirklich wissenschaftliche Erklärung der Geistesgeschichte<br />

der Menschheit möglich. Aber diese Erklärung – wie jede andere wissenschaftliche<br />

Erklärung – setzt ein aufmerksames Studium der Tatsachen, eine gründliche Kenntnis der<br />

Wirklichkeit voraus, die man durch keine Theorien, durch keine allgemeinen [959] Ansichten<br />

ersetzen kann, auch wenn diese Ansichten und Theorien im allgemeinen richtig sind. Wer<br />

von der geistigen Entwicklung der Menschheit spricht und sich dabei auf den Hinweis beschränkt,<br />

daß sie letzten Endes hervorgerufen wurde durch die Entwicklung der Produktivkräfte,<br />

die alle aufeinanderfolgenden Veränderungen in den gesellschaftlichen Verhältnissen<br />

der Menschen bestimmten, der spricht ohne Zweifel einen richtigen Gedanken aus. Aber wir<br />

wissen noch nicht, ob er diesen ohne Zweifel richtigen Gedanken richtig versteht oder ob<br />

dieser in seinem Kopfe eine tote Abstraktion bleibt, ein steriles Dogma, das gläubig hingenommen<br />

wurde und in seiner erhabenen Unbeweglichkeit erstarrt ist. Für den dialektischen<br />

Materialismus wäre es mehr als für jedes andere philosophische System von Nachteil, wenn<br />

man ihn dogmatisch behandelte, denn der Dogmatismus ist der schlimmste Feind der Dialektik.<br />

Der dialektische Materialismus ist keine Zusammenfassung erstarrter Dogmen; es ist vornehmlich<br />

eine Methode des Studiums der Erscheinungen. Seine Bedeutung ist wahrhaft kolossal.<br />

Aber sie wird denen nie ganz verständlich und klar sein, die sich allein auf methodologische<br />

Betrachtungen beschränken und sich nicht bemühen, ihre richtige Methode auf das<br />

Studium der Wirklichkeit anzuwenden.<br />

Wir wiederholen, es ist heutzutage mehr denn je notwendig, die Geistesgeschichte der<br />

Menschheit zu studieren. Lanson kann hierbei, was die Geschichte der französischen Literatur<br />

betrifft, eine wertvolle Hilfe bieten. Zwar können seine eigenen Ansichten über die<br />

Hauptaufgaben derer, die die Geschichte der Literatur studieren, nicht als befriedigend bezeichnet<br />

werden; aber dieser nicht unerhebliche Mangel wird ausgeglichen durch eine ganz<br />

gründliche Kenntnis des Gegenstandes, durch feinen literarischen Instinkt und durch die Gewissenhaftigkeit,<br />

die dem Verfasser nicht erlaubt, Erscheinungen, die in scharfem Widerspruch<br />

zu den von ihm gehegten Ansichten stehen, ungeklärt zu lassen oder stillschweigend<br />

zu übergehen. Diese Gewissenhaftigkeit ist für den Leser ein großer Gewinn, obwohl Lanson<br />

selbst dabei sehr viel verliert: die von ihm geschriebene Geschichte der französischen Literatur<br />

ist selbst in sehr beträchtlichem Grade eine Widerlegung seiner irrigen Anschauungen;<br />

und was noch wertvoller ist, er zeigt uns den Weg, der unvermeidlich dazu führt, daß das<br />

Falsche dieser Ansichten offenbar wird.<br />

Im Juniheft haben wir bereits zum Teil sowohl auf die schwachen wie auch auf die starken<br />

Seiten in den Werken Lansons hingewiesen. Aber wir haben dies gerade deshalb nur zum<br />

Teil getan, weil zu deren vollständiger Würdigung ein umfangreicher kritischer Artikel notwendig<br />

wäre. Wir benutzen die vorliegende Notiz, um wenigstens einiges von dem, was von<br />

uns nicht deutlich gesagt wurde, gründlich zu behandeln.<br />

[960] „Das Studium der Literatur“, sagt Lanson, „erfordert heutzutage eine gründliche Bildung:<br />

ein gewisses Maß exakter, positiver Kenntnisse ist notwendig, damit unsere Urteile<br />

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