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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 23.07.2013<br />

Einfluß großer Ideen. Die Idee der Ausrottung“ des Proletariats kann schon allein deshalb<br />

einen [947] Menschen nicht zur Selbstaufopferung begeistern, weil sie selbst durch ein Gefühl<br />

erzeugt ist, das der Selbstaufopferung direkt entgegensteht: durch den bis zur äußersten<br />

Grenze des Lächerlichen getriebenen Egoismus des Ausbeuters. Und ein Menschenhasser hat<br />

auch Selbstaufopferung gar nicht nötig. Um den Menschen zu schaden, dazu reicht Egoismus<br />

vollständig aus. Das hat, wie es scheint, Przybyszewski sehr wohl begriffen. Und man muß<br />

schon gestehen, daß beispielsweise der Charakter eines Erich Falk viel mehr künstlerische<br />

Wahrheit aufweist als der Charakter Ivar Karenos. Übrigens bringen diese Worte meinen<br />

Gedanken nicht genau zum Ausdruck. Im Charakter Karenos fehlt die künstlerische Wahrheit<br />

völlig. Deshalb muß man sagen: Przybyszewski hat begriffen, daß den Menschenhassern der<br />

Egoismus genügt, und deshalb ist sein Erich Falk im künstlerischen Sinne ebenso richtig gezeichnet,<br />

wie der Charakter Ivar Karenos im gleichen Sinne falsch gezeichnet ist. Soviel ich<br />

weiß, hat unsere Kritik den von mir erwähnten Umstand gar nicht berücksichtigt. Weshalb<br />

wohl? Oder ist das auch ein Zeichen der Zeit?<br />

IV<br />

Diese letztere Frage werfe ich deshalb auf, weil das Stück „An des Reiches Pforten“ selbst als<br />

ein unzweifelhaftes Zeichen unserer Zeit betrachtet werden muß. Es wäre in früherer Zeit,<br />

zum Beispiel in der Zeit der Frühromantik, mit der die Romantik unserer Zeit sehr viel gemein<br />

hat, unmöglich gewesen. Denken Sie daran, wie die Romantiker der alten Zeit geschrieben<br />

haben. Shelley hat seinem Volke zugerufen:<br />

[948]<br />

Briten, wollt für die ihr pflügen,<br />

Welche unter’s Joch euch biegen?<br />

Warum webet eure Hand<br />

Der Tyrannen Prachtgewand?<br />

Warum wollt ihr ewig frohnen<br />

Für die undankbaren Drohnen,<br />

Die von eurem Schweiße zehren<br />

Und von eurem Blut sich nähren?<br />

Bienen Englands, warum schaffen<br />

Wollt ihr Ketten, Geißeln, Waffen,<br />

Daß die stachellosen Drohnen<br />

Euren Schweiß mit Schmach nur lohnen?<br />

Habt ihr Obdach, Rast und Kost,<br />

Häuslich Glück und Liebestrost?<br />

Oder welches teure Gut<br />

Kaufet ihr mit Schweiß und Blut?<br />

Ihr säet Korn – dem Herren sprießt es;<br />

Ihr sammelt Gold – der Herr genießt es;<br />

Ihr schafft das Kleid, das andere tragen;<br />

Die Waffen, womit andre schlagen.<br />

Sät’ – doch nicht für Herrenscheuern,<br />

Spart’ – nicht daß der Herr kann feiern,<br />

Webt’ – nicht zu der Trägen Nutz,<br />

Waffen schweißt’ – zu eurem Schutz.<br />

Das ist das direkte Gegenteil dessen, was. Kareno sagt, der nicht das Volk aufruft, sondern<br />

den „Terroristen“.<br />

Shelley kann ebenfalls zornig sein über sein Volk. Er ärgert sich über seine Mängel. Aber<br />

worin erblickt er sie? Nicht darin, daß dieses Volk nach seiner Befreiung strebt, sondern im<br />

Gegenteil darin, daß es zu wenig danach strebt:<br />

13

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