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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 23.07.2013<br />

chem der heutige Klassenkampf noch nicht einen erheblichen Grad der Intensität erreicht hat.<br />

Aber das ändert an der Sache im wesentlichen nichts. Sein Land ist nicht geschützt gegen den<br />

geistigen Einfluß der fortgeschrittenen kapitalistischen Länder. Dabei kann man die fast unglaubliche<br />

Sinnlosigkeit seines Endziels („die Ausrottung der Arbeiter“) der ökonomischen<br />

Rückständigkeit seiner Heimat zuschreiben. Er glaubt, daß die Maschinen auch ohne die Arbeiter<br />

produzieren werden. Diese törichte Utopie hätte in keinem einzigen der Länder aufkommen<br />

können, die auf dem Wege der kapitalistischen Entwicklung und der maschinellen<br />

Produktion weit vorangeschritten sind: es ist doch in diesen nur zu offensichtlich, daß die<br />

Fortschritte der Technik die Rolle des Proletariats im heutigen Produktionsprozeß nicht nur<br />

nicht einengen, sondern, im Gegenteil, immer mehr und mehr erweitern. Genau die gleiche<br />

Erklärung müssen auch einige andere Unsinnigkeiten des Stücks „An des Reiches Pforten“<br />

finden: sie wären nicht vorhanden, wenn dieses – genauer gesagt: ein ähnliches – Stück in der<br />

Literatur eines der weiter fortgeschrittenen kapitalistischen Länder <strong>erschien</strong>en wäre. Zum<br />

Beweise will ich mich auf das Verhältnis des Professors Gylling zu Ivar Kareno berufen.<br />

Dieser liberale Professor will den jungen Schriftsteller um jeden Preis von seinem Arbeiterhaß<br />

kurieren. Er selbst steht auf dem Standpunkt der englischen Philosophie von heute („die<br />

ganze Welt lebt von ihr, und alle Denker glauben daran“, sagt er zu Kareno), auf dem Standpunkt<br />

[943] „Spencers und Mills – dieser Erneuerer unseres Denkens“. Und im Geiste<br />

Spencers und Mills will er auf Kareno einwirken, der seinerseits, nachdem er einmal der Arbeiterklasse<br />

den Kampf angesagt hat, es für nötig befindet, „die englische Philosophie von<br />

heute“ zu vernichten. Jerven, der frühere Kollege und Gesinnungsgenosse Karenos, der infolge<br />

der Intrigen Gyllings seinen Ansichten untreu geworden ist, charakterisiert letzteren folgendermaßen:<br />

„Er ist nicht besonders unterhaltend, nein. Er schimpft auf Hegel, auf die Politik der ‚Rechten‘<br />

und auf die Lehre von der heiligen Dreieinigkeit und tritt ein für die Frauenfrage, das<br />

allgemeine Wahlrecht und Stuart Mill. Das ist sein genaues Porträt! Liberal, in grauem Hut<br />

und ohne grobe Fehler“ (S. 36/37 [48]).<br />

Aber kann man den „Liberalen in grauem Hut und ohne grobe Fehler“ in der Gegenwart für<br />

einen Vertreter und Verteidiger der Freiheitsbestrebungen des Proletariats halten? Gewiß<br />

nicht! Und wenn nicht, warum führen dann Kareno und seine Gesinnungsgenossen einen so<br />

erbitterten theoretischen Kampf gegen diesen unglücklichen Liberalen? Wahrscheinlich<br />

deshalb, weil sie selbst noch nicht recht wissen, welche Denker man eigentlich als die Theoretiker<br />

des heutigen Proletariats ansehen muß. Und ein solches Nichtwissen ist wiederum nur<br />

da möglich, wo die moderne Arbeiterbewegung noch wenig entwickelt ist. Der Fehler, den<br />

Kareno und seine Gesinnungsgenossen unter dem unbestreitbaren Einfluß Knut Hamsuns<br />

machen, ist ganz einfach lächerlich. Aber dieser lächerliche Fehler zeugt von der ökonomischen<br />

Rückständigkeit des Landes, in welchem er gemacht wurde.<br />

Der „Liberale in grauem Hut und ohne grobe Fehler“ tritt weiterhin mit solcher Begeisterung<br />

für die „englische Philosophie von heute“ und – für das heutige Proletariat ein, daß er sogar<br />

nicht vor Intrigen zurückschreckt. Er trifft alle Maßnahmen, um Leute, die so denken wie<br />

Kareno, weder in der Literatur noch an der Universität aufkommen zu lassen. Jerven sagt<br />

direkt, daß Professor Gylling verhindert hätte, daß er den Doktortitel und das Stipendium<br />

bekam, wenn er sich von seinen Ansichten, die dieselben waren wie die Karenos, nicht losgesagt<br />

hätte. Gylling rät Kareno väterlich, vernünftiger zu sein. „In der Philosophie gilt es nicht<br />

vor allem geistreiche Sachen zu sagen; was aber die Philosophie bestimmt verbietet, sind<br />

Unartigkeiten“, sagte er. „Hören Sie auf mit diesen Abhandlungen, Kareno. Ich rate Ihnen,<br />

mit diesen Dingen zu warten und sie bei Ihnen zu Klarheit reifen zu lassen. Mit dem Alter<br />

kommt die Weisheit“ (S. 19/20 [28]). Beachten Sie, daß für den liberalen Professor die Weis-<br />

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