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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 23.07.2013<br />

sie doch im allgemeinen beständig zwischen den beiden sich bekämpfenden Seiten. Heute<br />

und an der einen Stelle sympathisiert sie mehr mit den Arbeitern; morgen und anderswo neigt<br />

sie mehr auf die Seite der Bourgeoisie. Aber so groß ihre Sympathie für die Arbeiter auch<br />

sein mag, so versteht sie doch niemals, sich von den bürgerlichen Vorurteilen frei zu machen.<br />

Die innerhalb der Bourgeoisie herrschenden Bestrebungen und Ansichten üben auf sie einen<br />

gewaltigen Einfluß aus. Und deshalb haben sogar ihre Sympathien für den Sozialismus bürgerlichen<br />

Charakter. Diese Schicht geht äußerst selten über den bürgerlichen oder kleinbürgerlichen<br />

Sozialismus hinaus. Und da der bürgerliche ebenso wie der kleinbürgerliche Sozialismus<br />

nicht fähig ist, sich auf die materialistische Grundlage zu stellen, so betrachten die<br />

davon infizierten Leute die Forderungen des Proletariats hochmütig als „Magen“fragen. Diese<br />

Forderungen erscheinen ihnen als ein Erzeugnis des „Neids“. Und wenn diese Leute anfangen,<br />

ihre, wenn auch kleinbürgerlichen, sozialistischen Sympathien zu verlieren, so<br />

scheint ihnen, daß diese psychologische Wandlung, die, wie wir bereits wissen, bei ihrer Mittelstellung<br />

etwas ganz Natürliches ist, sich in ihnen einzig und allein deshalb vollzieht, weil<br />

der grobe „Magen“ des Proletariats ihren zarten „Glauben“ verletzt. Und dann finden sie<br />

nicht genug Worte, um ihren Haß gegen das Proletariat zum Ausdruck zu bringen; dann beginnen<br />

sie, auf das [940] Kommen des Übermenschen, des „Despoten“ usw. zu warten. Hier<br />

muß man den Worten Nekrassows beipflichten, daß der Adler, der seine Flügel versengt hat,<br />

sehr böse wird.<br />

Wenn Menschen dieses Schlages sich herablassen, an der Arbeiterbewegung teilzunehmen,<br />

so stellen sie infolge des utopischen Charakters ihrer idealen Bestrebungen an diese ganz<br />

unerfüllbare und ganz törichte Forderungen. Und je törichter und unerfüllbarer diese Forderungen<br />

sind, desto schneller sind diese Herrschaften vom modernen Sozialismus enttäuscht.<br />

Erik Falk sagt bei Przybyszewski:<br />

„Ich glaube nicht an den sozialdemokratischen Wohlstand. Ich glaube auch nicht daran, daß<br />

die Partei, die Geld im Überfluß hat und Kranken- und Sparkassen einrichtet, irgend etwas<br />

erreichen kann... Ich glaube nicht, daß die Partei, die an eine friedliche, rationelle Lösung der<br />

sozialen Frage denkt, überhaupt irgend etwas auszurichten vermag. Ebensowenig wie der<br />

Edelanarchist Herr John Henry Mackay... Sie alle predigen die friedliche Revolution, daß<br />

man ein zerbrochenes Rad gegen ein neues auswechseln soll, während der Wagen sich in<br />

Fahrt befindet. Ihr ganzes dogmatisches Gebäude ist gerade deshalb so blödsinnig dumm,<br />

weil es so logisch aufgebaut ist, denn es ist auf die Allmacht der Vernunft gegründet. Aber<br />

alles, was bisher gewesen ist, war nicht das Werk der Vernunft, sondern der Dummheit, des<br />

sinnlosen Zufalls.“<br />

Es ist gar nicht nötig, hier näher zu untersuchen, ob Falk den „sozialdemokratischen Wohlstand“<br />

richtig versteht und ob er die sozialdemokratische Taktik richtig darstellt. Für meinen<br />

Zweck genügt es, darauf hinzuweisen, daß das „dogmatische Gebäude“ der modernen Sozialdemokratie<br />

gerade durch seinen logischen Aufbau den Zorn dieses Helden erregt. Er erklärt<br />

es für „blödsinnig dumm“ gerade deshalb, weil es „auf die Allmacht der Vernunft gegründet<br />

ist“, und versichert, daß alles, was bisher gewesen ist, „das Werk der Dummheit, des sinnlosen<br />

Zufalls“ gewesen sei. Man kann sich sehr leicht vorstellen, daß seine auf „sinnlose“<br />

Überlegungen gegründete Taktik auch nicht im geringsten zu dem Vorwurf der<br />

‚.Vernünftigkeit“ oder des „logischen Aufbaus“ Anlaß geben könnte. Und ebenso leicht kann<br />

man sich vorstellen, daß die Leute vom Schlage eines Herrn Falk, nachdem sie sich der Arbeiterbewegung<br />

angeschlossen haben, ungeachtet der bürgerlichen Natur ihres Sozialismus<br />

stets zu dem Flügel der Partei hinneigen werden, den sie für den „extremen“ halten: ist ihnen<br />

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