18.09.2015 Views

erschien nennen menschenähnlichen

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

SHOW MORE
SHOW LESS
  • No tags were found...

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 23.07.2013<br />

sich der Staat überdies zu einer politischen Partei zu erhöhen. Meine Herren Humanisten, ihr<br />

solltet nicht die Arbeiter verhätscheln; ihr solltet vielmehr uns andere vor ihrem Dasein<br />

schützen, sie hindern zu gedeihen, ihr solltet sie ausrotten“ (S. 21 [29]).<br />

Die Arbeiter ausrotten! Das ist die bestimmte Form, die bei Ivar Kareno die von dem geistigen<br />

Urheber, dem Doktor Stockmann, überkommene und vorher ganz unbestimmte Aufgabe<br />

des Kampfes gegen die „Majorität“ annimmt. Zur Lösung dieser völlig bestimmten (ich habe<br />

nicht gesagt: lösbaren) Aufgabe geht Kareno daran, ein, wie das bei den Sozialisten heißt,<br />

Minimalprogramm auszuarbeiten. Allerdings hat er in dieses Programm einstweilen nur einen<br />

einzigen Punkt aufgenommen, dafür aber ist dieser Punkt äußerst charakteristisch. Kareno<br />

empfiehlt hohe Getreidezölle, um den Bauern, der leben soll, zu schützen, und den Arbeiter,<br />

der zugrunde gehen soll, verhungern zu lassen. Dieses praktische Programm riecht gar nicht<br />

mehr nach gegenstandslosem Idealismus; es ist durchdrungen vom Geiste eines eigenartigen<br />

„ökonomischen Materialismus“. Und es läßt nicht mehr den geringsten Zweifel bezüglich des<br />

Inhalts der „freien Ideen“ Karenos: er ist ein typischer Reaktionär.<br />

Den Doktor Stockmann hat man bekanntlich einen Volksfeind genannt. Das war ungerecht. Ein<br />

Volksfeind ist Doktor Stockmann niemals gewesen, obwohl er sich in seinem Kampfe gegen<br />

das, was bei ihm als Majorität bezeichnet wurde, wegen seiner äußersten Ungeschicklichkeit<br />

und Hilflosigkeit in den Fragen gesellschaftlichen Charakters manchmal so ausgedrückt hat,<br />

wie sich die wirklichen Volksfeinde: die Aneigner des Mehrproduktes oder Mehrwertes, ausdrücken.<br />

Anders ist es mit dem Geisteskind des Doktor Stockmann, Ivar Kareno. Er drückt sich<br />

durchaus nicht aus mangelndem Verständnis wie ein Volksfeind aus. Er ist wirklich ein Volksfeind,<br />

d. h. ein Feind jener Klasse, die im Produktionsprozeß der modernen Gesellschaft die<br />

Hauptrolle spielt. Das „Endziel“, das er sich in seinem Kampf gegen das Proletariat steckt, ist<br />

natürlich im vollen Sinne des Wortes töricht. „Die Arbeiter auszurotten“, ist nicht möglich.<br />

Wenn Kareno sich dieses Ziel gesetzt hat, so zeigt das, daß er in gesellschaftlichen Fragen mindestens<br />

ebenso schlecht Bescheid weiß, wie das bei seinem geistigen Papa Stockmann der Fall<br />

war. Aber das törichte „Endziel“ hindert ihn nicht, ein genau festgelegtes praktisches Programm<br />

zu haben. In der Politik ist er Reaktionär, in der Ökonomie Protektionist, und zwar wiederum<br />

Protektionist mit bewußt reaktionärem Ziel. Er hofft, daß der Protektionismus es ihm<br />

ermöglicht, den Proletarier „auszurotten“ und den Bauern zu schützen, der, wie er sagt, leben<br />

soll. Er will sich auf [936] den Interessengegensatz der Bauernschaft einerseits und des Proletariats<br />

anderseits stützen. Aber sofern die Bauernschaft den Gegensatz ihrer Interessen und der<br />

Interessen des Proletariats erkennt und sofern sie sich von dieser Erkenntnis in ihrer sozialen<br />

und politischen Tätigkeit leiten läßt, ist sie nach dem bekannten Ausspruch des berühmten<br />

„Manifests“ bestrebt, das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Und wer dieses ihr Bestreben<br />

für die Wiederkunft des „großen Terroristen“ ausbeutet, der ist nicht einmal ein bloßer Reaktionär,<br />

sondern ein ganz schlimmer: ein Reaktionär in der zweiten Potenz. Als solch schlimmer<br />

Reaktionär, als Reaktionär in der zweiten Potenz, tritt vor uns der starrköpfige Prediger der<br />

„freien Ideen“, Ivar Kareno, auf. Es ist unmöglich, nicht zu sehen, wie groß der Abstand zwischen<br />

ihm und seinem Erzeuger ist. Aber es ist auch unmöglich, nicht zu sehen, daß er von ihm<br />

die wesentlichsten Familienzüge geerbt hat.<br />

II<br />

In jener unheilvollen Volksversammlung, in der Doktor Stockmann zeigt, daß er sehr viel<br />

guten Willen und sehr wenig Kenntnisse hat, donnert er los:<br />

„Die Mehrheit hat nie das Recht auf ihrer Seite. Nie, sag’ ich! Das ist auch so eine von den<br />

gesellschaftlichen Lügen, gegen die ein freier, denkender Mann sich empören muß. Woraus<br />

besteht denn in einem Lande die Mehrheit der Bewohner? Aus den klugen Leuten oder aus<br />

5

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!