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erschien nennen menschenähnlichen

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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 23.07.2013<br />

trägt in die werktätige Masse das Licht der Erkenntnis und die Flamme großer, edler Leidenschaft<br />

hinein. Kann es eine erhabenere gesellschaftliche Rolle geben als diese?<br />

Sehr interessant ist es, auch diese psychologische Beobachtung festzustellen: um an der großen<br />

Freiheitsbewegung unserer Zeit teilzunehmen, muß der Bauer seinen bäuerlichen Standpunkt<br />

aufgeben und zum Standpunkt des Proletariats übergehen.<br />

Graf L. N. Tolstoi hat zu dem Roman von Polenz’ ein Vorwort geschrieben, in welchem er,<br />

nachdem er dieses wirklich lobenswerte Kunstwerk sehr gepriesen hat, davon spricht, was<br />

echte literarische Kritik sein muß. Er ist ein großer Feind jener kritischen Aufsätze, die eigentlich<br />

nicht über die Kunstwerke geschrieben werden, sondern nur aus ihrem Anlaß. Aber<br />

sein Vorwort stellt selbst einen kritischen Aufsatz dar, in [874] welchem sehr wenig von dem<br />

Roman von Polenz’ und sehr viel gerade aus Anlaß desselben gesagt wird.<br />

Wir haben das deutsche Original des Romans „Der Büttnerbauer“ nicht zur Hand. Deshalb<br />

wissen wir nicht, ob ihn Frau W. Welitschkina überall genau übersetzt hat. Wir sehen nur,<br />

daß sie unsere kraftvolle, geschmeidige und reiche Sprache ausgezeichnet beherrscht. Und<br />

das ist „bei den heutigen Zeiten“ schon ein großes Verdienst von seiten des Übersetzers.<br />

Anmerkungen<br />

Diese Rezension <strong>erschien</strong> erstmals in der Zeitschrift „Sarja“ (1902, Nr. 4) und wurde dann<br />

nochmals gedruckt in G. W. Plechanows Artikelsammlung „Kritik unserer Kritiker“ (St. Petersburg<br />

1906); sie wurde als Vorwort gedruckt in der Neuausgabe dieses Romans von Polenz’<br />

im Verlag „Moskowski Rabotschi“ (1928); in der Gesamtausgabe der Werke ist sie in<br />

Bd. XI, S. 392-396 abgedruckt.<br />

Hier wird der revidierte Text ohne die Druckfehler und Lücken, die in der Gesamtausgabe vorkommen,<br />

gedruckt.<br />

Wilhelm von Polenz’ (1861-1903) Roman „Der Büttnerbauer“ (1895) ist eines der bedeutendsten<br />

Werke des deutschen Naturalismus. Zum Unterschied von der gewöhnlichen Thematik<br />

der deutschen Naturalisten, die die Industriezentren schilderten, hat Polenz das deutsche<br />

Dorf als Thema seines Romans gewählt und in lebenswahrer Gestaltung den Untergang<br />

der deutschen Bauernschaft unter den Bedingungen des Kapitalismus geschildert. Indem Polenz<br />

den wirtschaftlichen Ruin des deutschen Bauern und den Zerfall seiner Familie schildert,<br />

steht er auf dem Standpunkt der Verteidigung der patriarchalischen Einrichtungen des Dorfes.<br />

Damit lenkte er die Aufmerksamkeit L. N. Tolstois auf sich, der im Jahre 1898 in einem<br />

Vorwort zur russischen Ausgabe des Romans „Der Büttnerbauer“ seine Sympathie zum Ausdruck<br />

brachte. Tolstoi schätzt den Roman hoch ein, er ist entzückt von seinem Realismus und<br />

schreibt, daß „sein Inhalt wichtig ist, da er das Leben der Bauernschaft betrifft, d. h. der<br />

Mehrzahl der Menschen, die das Fundament jeder Gesellschaftsordnung sind und in unserer<br />

Zeit nicht nur in Deutschland, sondern in allen europäischen Ländern eine schwere Veränderung<br />

ihrer jahrhundertealten Ordnung durchmachen“. Plechanow macht richtig auf den Fehler<br />

in Tolstois Aufsatz aufmerksam: zwei Drittel des Aufsatzes sind nicht über den Roman geschrieben,<br />

sondern aus Anlaß des Romans und sind hauptsächlich den Klagen über den Verfall<br />

der Literatur und des Kunstverständnisses des Lesers gewidmet.<br />

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