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OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 22.07.2013 III Genf, 3. September 1913 Ich brauche Ihren Rat, teurer und verehrter Alexej Maximowitsch. Ich habe heute beiliegenden Brief 1* erhalten, um dessen Rückgabe ich Sie bitte, und ich weiß nicht recht, was ich machen soll. Der Name –,,Westnik Snanija“ – ist anscheinend der Name des Verlags, zu dem Sie in Beziehung [862] standen und noch stehen. 2* Sie sind jedoch mit keinem Wort erwähnt. Da stimmt etwas nicht. Geben Sie mir Bescheid, falls Sie von dem „Westnik“ en question [(von dem) in Frage stehenden...] etwas gehört haben. Sollten die Herausgeber des „Westnik“ anständige Leute sein, so wäre ich nicht abgeneigt, einen kleinen Band meiner Aufsätze herausgeben zu lassen. Aber selbstverständlich nur, falls es anständige Leute sind. Wenn aber nicht, so erlaube ich mir, eine neue Frage an Sie zu richten: Kennen Sie nicht einen Verlag, zu dem man wegen der Herausgabe eines Bandes meiner Aufsätze, die zwar in Zeitschriften erschienen, aber nicht als Sonderausgabe erschienen sind, in geschäftliche Beziehung treten könnte? Für eine baldige Antwort wäre ich Ihnen dankbar. Und wie geht es Ihnen sonst? Fahren Sie bald nach Rußland, suchen Sie mich dabei auf? Ich will Ihnen nicht noch einmal sagen, daß wir alle uns darüber schrecklich freuen werden. Wie ist das Befinden Ihrer Gattin und Ihres Sohnes? Einen kräftigen Händedruck. Grüße an Sie beide von meiner Frau. Anmerkungen Ihr G. Plechanow Die Briefe wurden erstmals gedruckt in der Zeitschrift „Pod Snamenem Marxisma“ (1923, Nr. 6/7, S. 109-111); hier bringen wir den Text der Gesamtausgabe der Werke Plechanows (Bd. XXIV, S. 340-343). Gegenwärtig sind vier Briefe M. Gorkis an Plechanow bekannt, die in den Jahren 1913/14 geschrieben wurden; sie sind veröffentlicht in Bd. VI des „Literarischen Nachlasses G. W. Plechanows“, S. 406/407. 1* Das war der Brief des Chefredakteurs des „Westnik Snanija“, W. W. Bitner, vom 26. (13.) August 1913. Der Text ist in Bd. VI des „Literarischen Nachlasses G. W. Plechanows“ (S. 401) veröffentlicht. 2* M. Gorki „hatte Beziehungen“ zu der Verlagsgesellschaft „Snanije“, gegründet im Jahre 1893 in Petersburg von einer Gruppe von Literaten. Seit dem Jahre 1900, als M. Gorki in den Verlag eintrat, entfaltete der Verlag eine breite Tätigkeit zur Herausgabe der größten russischen und westeuropäischen Schriftsteller realistischer Richtung. Gorki verhielt sich ablehnend gegen das Unternehmen W. W. Bitners. Indes, in dem Brief an Plechanow vom 5. September 1915 weist Gorki, obgleich er die geschäftlichen Spekulationen des Herausgebers verurteilt, darauf hin, daß der „Westnik Snanija“ viele Leser hat: „Nach meiner Ansicht“, schrieb Gorki, „ist die Zeitschrift ein Mischmasch für diejenigen, die nach geistiger Nahrung verlangen, und der leitende Gedanke bei der Herausgabe war nicht so sehr der, ihnen diese Nahrung zu verschaffen, als vielmehr ihnen die Fünfkopekenstücke abzuluchsen ... ihre Redaktion ist sehr nachlässig, mit vielen sprachlichen Mängeln, und ihre Losung ist: ‚Wirf alles auf einen Haufen, der Leser wird es schon auseinanderklauben.‘ Von Bedeutung ist, daß sich um diesen ‚Westnik‘ einige tausend Menschen aus dem Krähwinkel der russischen Provinz gruppieren und daß sie der ‚Westnik‘ durch irgend etwas und irgendwie zusammenschließt. Bei den Arbeitern ist diese Zeitschrift, soviel ich weiß, nicht beliebt.“ („Literarischer Nachlaß G. W. Plechanows“, Bd. VI, S. 403.) 3

OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 22.07.2013 [863] Aus den Erinnerungen an A. N. Skrjabin* Brief an Doktor W. W. Bogorodski San Remo, 9. Mai n. St. 1916 Hochverehrter Wladimir Wassiljewitsch, es hat mich überaus gefreut, aus Ihrem liebenswürdigen Schreiben zu erfahren, daß Alexander Nikolajewitsch Skrjabin mich in guter Erinnerung behalten hat. Nehmen Sie meinen aufrichtigen Dank entgegen für diese mir so wertvolle Mitteilung. Mein Lebensweg war so ganz anders als der, den mit solchem Erfolg – wenn auch leider nur kurze Zeit – Alexander Nikolajewitsch Skrjabin gegangen ist. Meine Begegnung mit ihm fällt erst in die Jahre 1906/1907, die zu denen gehören, die er im Ausland verbrachte. Und, ehrlich gesagt, bei uns waren viele Voraussetzungen da, gleich nach der ersten Begegnung für immer beinahe als Feinde auseinanderzugehen. Wir hielten beide sehr viel von Theorie und pflegten unsere Ansichten mit jenem manchmal in Heftigkeit übergehenden Nachdruck zu verteidigen, über den sich westliche Menschen so sehr wundern oder zum Teil auch entsetzen. Obendrein waren unsere Weltanschauungen einander diametral entgegengesetzt: er hielt hartnäckig am Idealismus fest; ich vertrat mit derselben Hartnäckigkeit den materialistischen Standpunkt. Dieser Grundgegensatz der Ausgangspunkte bedingte natürlich Meinungsverschiedenheiten auch in vielen, vielen anderen Fragen, zum Beispiel in den Fragen der Ästhetik und der Politik. Man muß bemerken, daß sich Alexander Nikolajewitsch, wenigstens damals, für das gesellschaftliche Leben der heutigen zivilisierten Welt im allgemeinen und Rußlands im besonderen lebhaft interessierte. Nach seiner wundervollen Gewohnheit versuchte er, auch das stets vom theoretischen Standpunkt zu betrachten. Seine Ansicht über den historischen Entwicklungsgang der Menschheit stand der Ansicht Carlyles nahe, der dem Wirken der „Helden“ entscheidende Bedeutung beimaß. Ich war der Ansicht, daß diese Anschauung die tiefsten Ursachen der genannten Entwicklung nicht in gebührender Weise berücksichtige. Dies – gar nicht zu reden von den oben erwähnten grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten auf dem Gebiete der „ersten [864] Fragen“ – genügte vollauf, es zwischen uns zu heftigen Disputen kommen zu lassen. Und wirklich gerieten wir fast sofort, nachdem wir einander in Boliasco (bei Genua) vorgestellt worden waren (in der Villa Kobyljanski), miteinander in heftigen Streit. Dieser erste Zusammenstoß war keineswegs der letzte. Wir stritten bei jeder Zusammenkunft. Aber zu meiner größten Genugtuung entfremdeten uns die Auseinandersetzungen nicht nur nicht einander, sie trugen sogar viel zu unserer gegenseitigen Annäherung bei. Es gibt Menschen, die die Meinung ihres Gegners bestreiten, ohne weder die Meinung selbst noch die Beweisgründe zu verstehen, die der Gegner zu ihrer Verteidigung anführt. Ein Streit mit solchen Leuten ist schlimmer als Zahnschmerzen. Mit Alexander Nikolajewitsch dagegen war es sehr angenehm zu streiten, weil er die Fähigkeit besaß, die Ideen seines Gegners wunderbar rasch und vollständig zu erfassen. Dank dieser seiner wertvollen – und, es ist hinzuzufügen, äußerst seltenen – Fähigkeit enthob er seinen Gesprächspartner nicht nur der traurigen Notwendigkeit stets langweiliger Wiederholungen, sondern nahm sozusagen selbst aktiven Anteil an seinem Bestreben, alle starken Seiten seiner Position auszunutzen. Wo gemeinschaftliche Arbeit des Geistes ist, entsteht unbedingt gegenseitige Sympathie. Wahrscheinlich kamen Skrjabin und ich um so mehr einander nahe, je mehr sich zeigte, wie unendlich groß die Summe unserer Meinungsverschiedenheiten war. Jedesmal, wenn ich mit ihm zusammenkommen sollte, wußte ich im voraus, daß wir streiten würden. Ich will noch mehr sagen: ich wußte im voraus, daß gerade er mich zum „Kampf“ herausfordern würde. Ich wußte auch ganz sicher im voraus; daß es ein- * Anmerkungen zu: Aus den Erinnerungen an A. N. Skrjabin (S. 863-866) am Ende des Kapitels. 1

OCR-Texterkennung durch Max Stirner Archiv Leipzig, 22.07.2013<br />

III<br />

Genf, 3. September 1913<br />

Ich brauche Ihren Rat, teurer und verehrter Alexej Maximowitsch. Ich habe heute beiliegenden<br />

Brief 1* erhalten, um dessen Rückgabe ich Sie bitte, und ich weiß nicht recht, was ich<br />

machen soll. Der Name –,,Westnik Snanija“ – ist anscheinend der Name des Verlags, zu dem<br />

Sie in Beziehung [862] standen und noch stehen. 2* Sie sind jedoch mit keinem Wort erwähnt.<br />

Da stimmt etwas nicht. Geben Sie mir Bescheid, falls Sie von dem „Westnik“ en question<br />

[(von dem) in Frage stehenden...] etwas gehört haben.<br />

Sollten die Herausgeber des „Westnik“ anständige Leute sein, so wäre ich nicht abgeneigt,<br />

einen kleinen Band meiner Aufsätze herausgeben zu lassen. Aber selbstverständlich nur, falls<br />

es anständige Leute sind. Wenn aber nicht, so erlaube ich mir, eine neue Frage an Sie zu richten:<br />

Kennen Sie nicht einen Verlag, zu dem man wegen der Herausgabe eines Bandes meiner<br />

Aufsätze, die zwar in Zeitschriften <strong>erschien</strong>en, aber nicht als Sonderausgabe <strong>erschien</strong>en sind,<br />

in geschäftliche Beziehung treten könnte? Für eine baldige Antwort wäre ich Ihnen dankbar.<br />

Und wie geht es Ihnen sonst? Fahren Sie bald nach Rußland, suchen Sie mich dabei auf? Ich<br />

will Ihnen nicht noch einmal sagen, daß wir alle uns darüber schrecklich freuen werden. Wie<br />

ist das Befinden Ihrer Gattin und Ihres Sohnes? Einen kräftigen Händedruck. Grüße an Sie<br />

beide von meiner Frau.<br />

Anmerkungen<br />

Ihr G. Plechanow<br />

Die Briefe wurden erstmals gedruckt in der Zeitschrift „Pod Snamenem Marxisma“ (1923,<br />

Nr. 6/7, S. 109-111); hier bringen wir den Text der Gesamtausgabe der Werke Plechanows<br />

(Bd. XXIV, S. 340-343). Gegenwärtig sind vier Briefe M. Gorkis an Plechanow bekannt, die<br />

in den Jahren 1913/14 geschrieben wurden; sie sind veröffentlicht in Bd. VI des „Literarischen<br />

Nachlasses G. W. Plechanows“, S. 406/407.<br />

1* Das war der Brief des Chefredakteurs des „Westnik Snanija“, W. W. Bitner, vom 26. (13.) August 1913. Der<br />

Text ist in Bd. VI des „Literarischen Nachlasses G. W. Plechanows“ (S. 401) veröffentlicht.<br />

2* M. Gorki „hatte Beziehungen“ zu der Verlagsgesellschaft „Snanije“, gegründet im Jahre 1893 in Petersburg<br />

von einer Gruppe von Literaten. Seit dem Jahre 1900, als M. Gorki in den Verlag eintrat, entfaltete der Verlag<br />

eine breite Tätigkeit zur Herausgabe der größten russischen und westeuropäischen Schriftsteller realistischer<br />

Richtung. Gorki verhielt sich ablehnend gegen das Unternehmen W. W. Bitners. Indes, in dem Brief an<br />

Plechanow vom 5. September 1915 weist Gorki, obgleich er die geschäftlichen Spekulationen des Herausgebers<br />

verurteilt, darauf hin, daß der „Westnik Snanija“ viele Leser hat: „Nach meiner Ansicht“, schrieb Gorki, „ist die<br />

Zeitschrift ein Mischmasch für diejenigen, die nach geistiger Nahrung verlangen, und der leitende Gedanke bei<br />

der Herausgabe war nicht so sehr der, ihnen diese Nahrung zu verschaffen, als vielmehr ihnen die Fünfkopekenstücke<br />

abzuluchsen ... ihre Redaktion ist sehr nachlässig, mit vielen sprachlichen Mängeln, und ihre Losung ist:<br />

‚Wirf alles auf einen Haufen, der Leser wird es schon auseinanderklauben.‘ Von Bedeutung ist, daß sich um<br />

diesen ‚Westnik‘ einige tausend Menschen aus dem Krähwinkel der russischen Provinz gruppieren und daß sie<br />

der ‚Westnik‘ durch irgend etwas und irgendwie zusammenschließt.<br />

Bei den Arbeitern ist diese Zeitschrift, soviel ich weiß, nicht beliebt.“ („Literarischer Nachlaß G. W.<br />

Plechanows“, Bd. VI, S. 403.)<br />

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